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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Prefazione
    Z ur Stärkung ihrer Kampfmoral tranken die römischen Legionäre ein bis zwei Liter Wein pro Tag. Die Trinkgewohnheiten des Hippolyt Hermanus sind sehr viel moderater, gelegentlich sogar von snobistischer Zurückhaltung. Es kommt schon mal vor, dass er sich damit begnügt, die Farbe des Weines zu betrachten, das Glas zu schwenken, an ihm zu riechen – um es schließlich ungetrunken wegzustellen. Oder er beschränkt sich auf einen Probeschluck, spitzt die Lippen, zieht etwas Luft durch den Mund, lässt ein diskretes Kauen erahnen – um den Wein wieder auszuspucken. Letzteres natürlich nicht beim Abendessen im Restaurant, sondern allenfalls im Rahmen von Verkostungen. Dass Hippolyt Hermanus den Wein, wenn er denn seinen Vorstellungen entspricht, auch gerne trinkt, versteht sich von selbst. Aber wie gesagt, kein Vergleich mit den römischen Legionären.

    Hippolyt Hermanus hat ein Faible für gute Weine. Während sich diese Vorliebe im Roman
Sterben wie Gott in Frankreich
auf Tropfen französischer Provenienz beschränkte, erweist sich Hipp – wie ihn seine Freunde nennen – auf den folgenden Seiten als nicht minder begeisterungsfähig für italienische Weine. Was seinen guten Grund hat, denn nach dem französischen Abenteuer hat es ihn in die Toskana verschlagen, wo er im Selbstversuch die Folgewirkungen des
dolce far niente,
des süßen Nichtstuns, ergründen möchte. Wozu ihm ein alter Liegestuhl unter einem noch älteren Olivenbaum und ein nicht allzu junger Brunello völlig genügen würden.

    Aber das Schicksal zeigt kein Verständnis für dieses kultivierte Phlegma und verstrickt Hippolyt Hermanus erneut in ein mörderisches Spiel. Den Anfang macht ein überaus unglücklicher Zwischenfall in einer anderen, nicht weniger bedeutenden Weinregion Italiens – im Piemont. Womit bereits der Bogen vom Sangiovese zum Nebbiolo geschlagen wäre. Dass dies nicht die einzigen Rebsorten im Roman bleiben werden, versteht sich bei Hipps Passion von selbst – und ist zudem erklärte Absicht. Denn mit diesem Buch soll nicht nur eine hoffentlich spannende Geschichte erzählt, sondern auch gleichzeitig Basiswissen über italienischen Wein vermittelt werden. In Verbindung mit dem umfangreichen Anhang, in dem alle Weinbauregionen Italiens vorgestellt werden, die wichtigsten Rebsorten und bekannte Winzer, könnte die Lektüre zu begleitenden Weinproben Anlass geben. Auch wären kulinarische Exkursionen zu den Originalschauplätzen möglich, jedenfalls sind im Anhang alle vorkommenden Restaurants (und Hotels) sorgsam protokolliert. Da Hipp und seine Schutzbefohlene Sabrina – wie zudem ein gewisser Maresciallo Viberti von den Carabinieri – neben dem Wein auch dezidiert dem guten Essen zugetan sind, wird etwaigen Nachkochgelüsten mit authentischen Rezepten im Anhang entsprochen. Als kleine Hilfestellung sind alle Stichwörter im Roman, die sich im Anhang wiederfinden (zumindest bei ihrer ersten Erwähnung), mit einem * gekennzeichnet.

    Genug der Vorrede. Noch glaubt Hipp, dass er sich in der Toskana einige ruhige Wochen machen könnte. Maresciallo Viberti träumt von einem feinen Risotto mit Trüffeln. Sabrina lauscht der rauchigen Stimme von Paolo Conte. Und Eva-Maria? Sie wird nicht mehr lange leben!

1
    D er Tag begann viel versprechend. Sowohl für Cherubino als auch für Eva-Maria und Sabrina. Aber der Anschein trog.

    Cherubino stand in seinem Weinberg, nahm den alten Strohhut vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war heiß, aber nicht mehr so drückend wie in den letzten Tagen. Eine leichte Brise hatte eingesetzt, die von Norden kam, von den schneebedeckten Alpengipfeln, über die Langhe hinwegstreichend, Richtung Ligurien zum Golf von Genua. Die Arbeit an den Rebstöcken, sie war anstrengend, vermittelte ihm aber ein Gefühl der ruhigen Zufriedenheit. Es gab keinen Grund, sich irgendwelche Sorgen zu machen.

    Auch Sabrina und Eva-Maria waren bester Dinge. Die beiden jungen Frauen fuhren im Auto, hatten die Seitenscheiben heruntergedreht, das Radio spielte einen Klassiker von Paolo Conte, »Via, via, vieni via con me …«. Sabrina war zum ersten Mal im Piemont. Sie konnte sich nicht satt sehen an den Hügelketten, die sich wie Wellen endlos fortzusetzen schienen, mal sanft aneinander geschmiegt, dann wieder steil abbrechend, immer durchzogen von streng parallel laufenden Rebstöcken. Als ob ein moderner Grafiker die Natur schraffiert hätte. »… entra in questo amore buio«,

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