Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
von der Familie.“
Bei diesen Worten machte ich in Gedanken zehn Kreuzzeichen und war
mehr als froh, dass Plan B in der Schublade bleiben konnte. Wenn Ingrid sich
weiter geweigert hätte, nach Haus zu fahren, hätte ich mich nicht gescheut,
mein Wissen über ihr Sexleben auszunutzen und sie in Rigolettos Beisein zu fragen, wie sie es eigentlich so lange ohne ihren Mann aushielt.
Natürlich tat es mir für Igerich leid, dem ich nun
seinen Urlaub von Ingrid vermieste, aber ich musste jetzt an mich denken.
Am Tag von Ingrids Abreise ging ich mit Josephine extra unten auf
die Straße, um zu überprüfen, ob sie wirklich ins Taxi stieg. Erleichtert
winkte ich Ingrid nach. Dann schob ich den Kinderwagen in den nächsten
Supermarkt und kaufte mir zur Feier des Tages eine
Tiefkühl-Schwarzwälder-Kirschtorte. Zucker - ausgenommen den fruchteigenen
Bananenzucker natürlich - hatte Ingrid als schlecht fürs Baby vom Speiseplan
für stillende Mütter gestrichen. Auch noch nachdem Josephine die Flasche bekam.
Rigoletto konnte sein Glück kaum fassen, als er am Abend nach Hause kam – natürlich
nicht, weil seine Mutter endlich weg war, sondern wegen der Torte.
„Ja,
hat denn jemand Geburtstag?“, fragte er erstaunt, als er den Rest der Torte im
Kühlschrank fand.
„Nein“,
antwortete ich schlicht.
„Ich
dachte nur, wenn ich schnell eine Torte backe, dann vermisst du deine Mutter
nicht so sehr und dann glaubt ihr mir auch, dass ich mit dem Baby ganz gut
allein zu Recht komme.“
Rigoletto lächelte selig und nahm sich ein großes Stück der Schwarzwälder-Kirschtorte.
Ich betrachtete ihn intensiv, während er das Stück mit Genuss aß. Vielleicht
war es ja doch nicht so schlecht, dass seine Mutter ihm beigebracht hatte, sie
und ihre verrückten Ideen ernst zu nehmen und nichts, was sie tat zu
hinterfragen. Offensichtlich glaubte er so auch jeden Schwachsinn, den ich ihm
auftischte.
Es dauerte einige Tage, bis ich mich vollständig von Ingrids Besuch
erholt hatte. Nach dem Besuch meiner ersten Baby-Gruppe fasste ich einen
weitreichenden Entschluss: Ingrid musste weg. Für immer. Um jeden Preis.
Während die anderen Mütter ständig von den wunderbaren ersten Tagen mit ihren
Neugeborenen oder der Erholungsphase nach der Geburt gesprochen hatte, war mir
aufgefallen, dass ich all diese Dinge verpasst hatte, weil ich zu sehr damit
beschäftigt war, mich und mein Kind vor meiner Schwiegermutter, ihren Bananen
und der Kratzdecke zu schützen.
Alles, was mir noch fehlte, war ein Plan, wie ich Ingrid für immer
loswerden konnte.
Kapitel 30
Ich begann wieder – wie in der Zeit vor der Hochzeit - von
Ingrid zu träumen. Es waren brutale Träume, die nicht selten mit einer bis zur
Unkenntlichkeit zerstückelten Ingrid endeten. Einmal träumte ich gar, wie ich
meine Schwiegermutter, die ihren Bömmelchen -Bikini
trug, vor meinem Auto her einen kleinen Weg entlang trieb, der an einer Klippe
endete. Selbstverständlich sprang sie nicht freiwillig, aber ich drückte
eiskalt aufs Gas. Igerich beobachtete das Ganze
seelenruhig vom Wegesrand mit einem Glas Rotwein in der Hand. Meine Mutter
stand neben ihm und applaudierte. Auch ganz in Schwarz gekleidete Auftragskiller,
die Ingrid beim Kräutersammeln stellten und ohne Zögern erschossen, kamen in
meinen Träumen vor.
Leider fehlte es mir tagsüber an umsetzbaren Ideen, wie ich Ingrid
im wahren Leben loswerden konnte. Stattdessen begann ich, mein Kind zu misshandeln.
Jedes Mal - also täglich - wenn Ingrid anrief, kniff ich Josephine vorsichtig
in den Oberschenkel. Natürlich begann der arme Wurm sofort zu schreien und ich
musste zu Ingrid sagen:
„Tut
mir leid, dass Kind schreit, wir können morgen weitersprechen.“
Wenn ich den Hörer aufgelegt hatte, fühlte ich mich wie die
schlechteste Mutter der Welt und tröstete mein misshandeltes Kind, indem ich
ihr erklärte, dass ein Gespräch mit meiner Schwiegermutter einfach über meine
Kraft ging. Wenn sie mal groß und verheiratet wäre, würde sie das verstehen.
Ein – oder besser gesagt mein letzter - Besuch in Paderborn
war es schließlich, der das Fass zum Überlaufen brachte und mich von Ingrid befreite.
Zumindest eine Zeit lang.
Egal, was ich über meine Schwiegermutter dachte, ich sah ein, dass
sie ihr Enkelkind gelegentlich sehen wollte und musste. Leider weigerte sich Rigoletto , mit Josephine allein zu
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