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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Zeitung", sagte er so
strahlend, dass von dem grauen Mann, den ich bislang kennengelernt hatte, nichts
mehr übrig war. Offensichtlich blühte er in Abwesenheit seiner Frau auf.
                "Wir
können uns natürlich auch gerne unterhalten, aber ich schätze die Stille im
Moor besonders", erklärte er bedeutungsvoll.
    Ich blickte meinen Hasen an. Der zuckte die Schultern:
                "Das
machen wir seit Jahren so. Im Winter findet man einfach keine Kräuter, aber
meiner Mutter ist das mit ihrer Disziplin und Perfektion natürlich nicht klar
zu machen."
    „Ja, genau“, dachte ich verärgert. „Das ist natürlich das Höchstmaß
an Disziplin, wenn man andere ins Moor schickt und sich selber in die warme
Kaffeestube setzt.“
    Immerhin hatte mein Freund mich nicht gnadenlos ins Messer laufen
lassen, auch wenn es sein Vater war, der für meine Rettung verantwortlich
schien, beruhigte ich mich schließlich. Ich war erleichtert und der Ausblick,
zwei Stunden frierend Zeitung auf einer Holzbank zu lesen, war immer noch
besser, als zwei Stunden frierend durch Schlamm zu laufen.

 
    So saßen wir auf den zwei Holzbänken und lasen Zeitung. Dazu
tranken wir Igerichs Tee, der vorzüglich schmeckte.
Er hatte ein leicht süßliches Aroma und sorgte für wohlige Wärme im ganzen
Körper. Ich trank die erste Tasse fast gierig aus und brauchte Igerich nicht um eine zweite Tasse zu bitten, da er mir
automatisch nachschenkte. Selbstverständlich hatten die Männer mir, höflich wie
sie waren, den Wirtschaftsteil überlassen, der mich nur geringfügig mehr
interessierte als die Kräuter, die wir nicht sammelten. Aber er brachte mich
auf eine Idee.
                "Sag
mal, du hast doch gesagt, deine Mutter ist Geschäftsfrau und im Pharmabereich
tätig. Was genau macht sie denn mit ihren Kräutern? Die sind ja noch keine
Medizin, nur weil sie da sind? Und im Winter scheinen sie ja nicht mal da zu
sein?"
    So wirklich klar waren mir die Grundlagen von Ingrids Unternehmen
trotz der Frühstücksunterhaltung nicht.
    Ich könnte schwören, dass ich Igerich in
diesem Moment kichern hörte, aber als ich zu ihm rüber blickte, schien er,
vollkommen vertieft in seine Zeitung, nichts von meiner Frage gehört zu haben.
                "Na,
im Sommer findet man natürlich Unmengen an Kräutern und die trocknet meine
Mutter und verschickt sie an ihre Kunden. Und natürlich ist das keine Medizin
im traditionellen Sinne, aber die Geschäftsidee ist ja auch, dass sie das
absolute unverfälschte Naturprodukt anbietet. Was die Kunden dann damit machen
ist ihnen überlassen", erklärte mir mein Hase mit so ernster Stimme, als
hätte seine Mutter etwas ähnlich Großes wie Facebook erfunden.
                "Und
wie viel verschickt sie so? Ein Paket am Tag, 20, 100, 1000?"
    Eine Chance gab ich dem "Geschäft" meiner
Vielleicht-Schwiegermutter noch. Ab 50 Paketen am Tag war ich bereit von einem
echten Business zu sprechen. Alles über zehn Pakete war vielleicht ein
Geschäftchen und alles darunter.....na ja.
                "Also,
mindestens drei bis vier pro Woche", sagte mein Hase, als hätte er nicht
fünf Jahre Betriebswirtschaft studiert und genau gewusst, was der Unterschied
zwischen einer Firma, einer Geschäftsidee, einem Hobby und einer spinnerten Idee war.
                "Dir
ist schon klar, dass die Begriffe ‚Geschäftsfrau’ und ‚gut gehendes
Pharmaunternehmen’ ganz leicht übertrieben sind für eine Frau, die Kräuter
sammelt, trocknet und pro Woche vier Päckchen davon an Kunden
verschickt?", fragte ich vorsichtshalber noch mal nach und wunderte mich
über mich selbst. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, so offen Kritik zu
üben. Ich war schließlich immer noch im
„Schwiegereltern-künftiger-Mann-umgarn-Modus“. Irgendwie waren mir die Worte
einfach so rausgerutscht. Ich fühlte mich auch etwas schummerig.
                "Du
musst das anders sehen. Natürlich ist das kein Riesenbusiness, aber meine
Mutter macht das allein, es gibt Nachfrage, es gibt Kunden und sie verdient
damit Geld - was ist daran kein Geschäft?"
    So konnte man das natürlich sehen, dachte ich. Wenn man total
verblendet war. Und ein Mamasöhnchen. Ich begann zu kichern.
                „Ich
hatte das irgendwie so verstanden, als würden deine Eltern vom Geschäft deiner
Mutter leben“, sagte ich und hatte auf einmal das Gefühl, dass meine Zunge
trotz des ganzen Tees

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