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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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ausgetrocknet war.
    Ich trank schnell noch einen Schluck Tee. Igerich war derweil in schallendes Gelächter ausgebrochen.
                „Steht
ein wirklich guter Witz hier in der Zeitung“, sagte er entschuldigend, während
er sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.
                „Wir
leben von meiner Rente. Ich war mal Geschäftsführer bei Sony Deutschland“,
klärte er mich schließlich auf, da ich nur noch mit Mühe meine Unzufriedenheit
über die Aussagen seines Sohnes unterdrücken konnte. Das erklärte natürlich
einiges: das riesige Haus, das Auto, den gigantischen Fernseher und dass Ingrid
es mit dem Kräutersammeln langsam angehen lassen konnte. Vier Pakete pro Woche.
Im Sommer. Ich schüttelte verächtlich den Kopf und trank meinen Tee aus.

 
    Bei zwei Grad Nieselregen auf Holzbänken im Moor rumsitzen und sich
den Anweisungen der Vielleicht-Schwiegermutter zu widersetzen, war eine
Beschäftigung, die mir für einen normalen Sonntagmorgen nicht unbedingt
eingefallen wäre. So hatte sich der sowieso eher geringe Charme des Ganzen nach
einer Stunde endgültig verflüchtigt. Tee gab es auch schon lange keinen mehr.
Gott sei Dank beurteilten Igerich und sein Sohn die
Situation ähnlich. Also schlenderten wir so langsam es ging, um noch etwas Zeit
zu schinden, in Richtung Café Moorblick. Mir war die langsame Fortbewegung
gerade recht, da ich mich insgesamt nicht wohl fühlte und mein Kopf zu
schmerzen begann. Die durchwachte Nacht zeigte Auswirkungen.
    Es war erst 11.30 Uhr, als wir auf eine enttäuschte Ingrid trafen.
                "Wirklich,
gar keine Kräuter?", fragte sie mehrmals nach. Unsere Versicherungen, dass
wir wirklich alles abgesucht hatten, konnten sie kaum trösten.
                „Ehrlich,
keine Kräuter. Überhaupt keine. Nicht mal ein ganz kleines Kräuterchen “,
versicherte ich Ingrid mehrmals.
    Ich wollte auf keinen Fall den absolut korrekten Eindruck entstehen
lassen, dass ich an ihren Kräutern ganz und gar nicht interessiert war. Ich
konnte gar nicht mehr aufhören, ihr von unseren vermeintlichen Bemühungen zu
berichten, so besorgt war ich, dass die Wahrheit auffliegen könnte.
                „ Mandylein , geht es dir nicht gut?“, fragte Ingrid
schließlich irritiert nach.
                „Doch,
doch.“ Ich hatte immer noch Mühe mit meiner schweren, trockenen Zunge zu
sprechen.
                „Es
ist alles wunderbar, es gibt nur eben keine Kräuter. Jeden Stein habe ich
umgedreht. Keine Kräuter. Nicht ein einziges Kräuterlein. Alles weg. Zu kalt im
Winter.“ Ich grinste sie bei diesem Worten dümmlich an.
    Ingrid sah mich streng an und beugte sich dann zu ihrem Sohn
hinüber, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Dabei sprach sie so laut, dass das
ganze Lokal sie gut verstehen konnte.
                „Wenn
ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, sie ist betrunken.“
                „Das
kann nicht sein, sie hat nur ein bisschen Tee getrunken“, sagte Igerich bedeutungsvoll in meine Richtung.
    Um Himmels Willen. Der Tee. Natürlich. Vor meinem geistigen Auge
tauchte Igerich auf, wie er nach dem Frühstück mit
der Cognac-Flasche unter dem Arm aus der Küche verschwand. Meine schwere Zunge,
die Kopfschmerzen - endlich gab es eine Erklärung. Ich hatte im wahrsten Sinne
des Wortes „einen im Tee“.
    „Immerhin“, versuchte ich mich, benebelt wie ich war, zu trösten,
„ich bin nicht allergisch gegen Ingrid." Das war meine eigentliche
Befürchtung gewesen.
    Ein Problem hatte ich trotzdem: Ich saß um 11.30 Uhr mit der Frau,
die mal meine Schwiegermutter werden sollte und betrunkene Menschen hasste, in
einem Café und war sternhagelvoll. „Super!“, gratulierte ich mir selber. Jetzt
hatte Ingrid mich in den ersten 24 Stunden unserer Bekanntschaft nicht nur
nackt gesehen, sondern auch noch betrunken. Ich stieß Rigoletto unter dem Tisch an, damit er etwas zu meiner Verteidigung sagte. Ich selber
traute mich nicht mehr zu sprechen, da ich vermutete, dass ich nur lallen
würde.
                „ Rigoletto “, Ingrid flüsterte ihrem Sohn erneut ein
Geheimnis in einer Lautstärke, die an Elefantentrompeten erinnerte, ins Ohr,
„du weißt, dass ich es nicht mag, wenn Menschen sich gehen lassen und sich mit
Suchtmitteln betäuben.“
                „Mama,
wir haben aber sicher nur Tee getrunken“, beschwichtigte Rigoletto seine Mutter, die mich

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