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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Wald
auszusetzen. Aber das waren alles Kleinigkeiten.
    -        Ältere Menschen waren oft
etwas merkwürdig. Die Sache mit den Hustenbonbons und dem Nicht-Abholen am
Bahnhof war bestimmt nicht so gemeint. Halsschmerzen konnten wirklich furchtbar
sein.
    -        Irgendjemand musste
schließlich Kräuter sammeln und an ihre Heilkraft glauben. Man stelle sich vor,
wie es im Wald aussehen würde, wenn niemand das ganze Unkraut an den Wegen
wegsammeln würde.
    -        Bestimmt war Ingrid genauso
aufgeregt gewesen wie ich. Schließlich brachte der eigene Sohn nicht ständig
eine mögliche Schwiegertochter ins Haus. Auf jeden Fall hatte sich das bei Rigoletto so angehört. Vielleicht sollte ich besser noch
mal nachfragen, wie viele Freundinnen er seinen Eltern schon vorgestellt hatte?

 
    Bei diesem Gedanken fiel mir auf, dass Rigoletto bislang nur sehr wenig von seinen früheren Freundinnen erzählt hatte.
Vielleicht hatte er sich für mich aufgespart? Oder hatte Ingrid die alle
vergrault? Ich beschloss, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen und
stattdessen der Natur – ganz in Ingrids Sinne – ihren Lauf zu
lassen und auf die Toilette zu gehen. Der viele Kaffee zeigte Wirkung.

 
    Ich
hatte gerade die Tür der Toilettenbox hinter mir geschlossen, als zwei
Kolleginnen, Ariane und Melanie vom Bildarchiv, die Toilette betraten. Die
beiden hatten ganz offenbar nicht so viel Kaffee wie ich getrunken, da sie vor
den Toiletten stehen blieben und mit dem Austausch ihrer Wochenenderlebnisse
begannen.
    „Ich war mit meinem Schatz bei seinen Eltern, das war
wieder so etwas von schön“, schwärmte Ariane.
    „Meine Schwiegermutter ist einfach ein Schatz. Eine
wunderbare Frau. Sie tut alles für uns. Letztes Mal habe ich ihr gesagt, dass
ich so gerne Erdbeerkuchen esse und natürlich stand diesmal ein Erdbeerkuchen
auf dem Tisch. Dabei ist gar keine Saison. Was sie das gekostet haben muss!
Dabei haben die so eine kleine Rente“, posaunte Melanie. Ich begann unglücklich
auf dem Klo-Rand herumzurutschen.
    „Meine Schwiegermutter macht für mich jedes Mal Rehrücken,
nur weil ich einmal Weihnachten gesagt habe, dass ich den gerne mag. Und die
haben es auch nicht gerade dicke“, fiel Ariane ein.
    „Haben wir nicht ein Glück mit unseren
Schwiegermüttern?“, fragte Melanie in hoher Stimmlage. „Ich habe ja schon so oft
gehört, dass Frauen mit ihren Schwiegermüttern nicht auskommen. Ich verstehe
das nicht. Es ist doch die Mutter des Mannes, den man liebt, wie kann man sich
da nicht mögen?“
    Mir
wurde ein bisschen schlecht in meiner Toilettenbox. War alles am Ende meine Schuld?
War ich eine gemeine Hexe, die jene Frau nicht mochte, die ihren Freund unter
größten Schmerzen auf die Welt gebracht hatte?
    „Weißt du, was meine Schwiegermutter neulich gesagt
hat?“, fragte Melanie.
    „Nein“, antwortete Ariane und ich fügte ein gehässiges
„Woher auch“ im Kopf an.
                „Sie
hat gesagt, ich sei wie eine Tochter für sie. Die Tochter, die sie sich immer
gewünscht habe. Und dass sie es kaum erwarten könne, bis wir endlich im Sommer
heiraten und ich richtig zur Familie gehöre.“

 
    Ich
hatte mittlerweile viel zu lange auf der Toilette ausgeharrt. Aufstehen,
abziehen und herauskommen waren keine Optionen, ohne dass die Beiden mein
Lauschen bemerkt hätten. Ich beschloss, einfach abzuwarten. Irgendwann mussten
sie wieder an die Arbeit denken. In diesem Moment fiel die Klobürste hinter mir
mit lautem Gepolter um. Ich hatte das blöde Ding nicht berührt. Wenn ich es
nicht besser gewusst hätte, ich hätte vermutet, Igerich müsste sie umgestoßen haben. Das war ja irgendwie sein Ding in schwierigen
Situationen.
    „Was war das?“, unterbrach Melanie ihre
Schwiegermutter-Lobeshymne irritiert.
    Ich
sah ein, dass ich keine Wahl mehr hatte. Ich musste meine Toilette verlassen
und mich zeigen. Verschämt schloss ich die Tür auf und ging, ohne die Augen zu
heben, zum Waschbecken.
    „Du warst aber lange auf der Toilette“, sagte Melanie
vollkommen unbedarft, als hätte sie tatsächlich keinerlei Verdacht, dass ich
gelauscht haben könnte.
    „Durchfall?“ Sie sah mich fragend an.
    Ich
sah leicht pikiert zurück. So eine intime Frage hätte ich nach der Sache mit
dem Namen und den Haaren vielleicht von Ingrid erwartet, aber von einem
normalen Menschen? Immerhin, wir waren beim Thema.
    „Sag mal, sind eure Schwiegermütter wirklich so
nett?“

 
    Am
Abend, als ich

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