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Schwimmen mit Elefanten - Roman

Schwimmen mit Elefanten - Roman

Titel: Schwimmen mit Elefanten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlagsbuchhandlung Liebeskind GmbH & Co. KG
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die Luft. Sie war bereits kalt.
    Die Bewohner der Residenz waren unterdessen ins Zimmer getreten. Auch sie waren froh, dass das Feuer nicht auf andere Räume übergegriffen hatte.
    »Das hätte einen Riesenbrand auslösen können.«
    »Es ist aber nichts zu Schaden gekommen außer dem Teppich und der Tapete. Die Schachtische und der Kleine Aljechin sind unversehrt.«
    »Was für ein Glück!«
    Die Putzfrau schaute verwundert in die Runde. »War denn jemand von Ihnen gestern Nacht hier, um mit dem Automaten Schach zu spielen?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    Plötzlich aber schrie einer der Alten auf. »Seht nur, Pawn …«
    Seine Stimme zitterte, als er auf die Puppe zeigte.
    »Das Glöckchen …«
    Alle erstarrten. Es hing noch immer um den Hals des Katers.
    »Wo ist der Kleine Aljechin?« murmelte einer der alten Herren. Niemand gab ihm Antwort.
    Als die Hilferufe durch die Residenz hallten, hatte die Oberschwester ihre Nachtschicht beendet und war gerade zu Bett gegangen. Im Nu hatte sie ihren weißen Kittel von der Wand genommen und sich wieder angekleidet.
    Der Leichnam des Jungen wurde im Inneren des Kleinen Aljechin entdeckt. Er war in der ihm vertrauten Position gestorben, mit angezogenen Knien und gebeugtem Rücken. Es sah so aus, als hätte er gerade den Hebel betätigen wollen, um eine Figur zu versetzen. Die Oberschwester zog den Jungen aus der Puppe und versuchte sofort, ihn wiederzubeleben, aber jeder wusste, dass es dafür zu spät war. Die Totenstarre hatte bereits eingesetzt.
    Todesursache war eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Der Junge hatte zu viel Holz aufgelegt, woraufhin die Flammen in den Schornstein schlugen und dessen rußige Innenwand verschmorten, bis das Gelenk des Abzugsrohrs brach. Das Feuer griff zunächst auf den Teppich über und züngelte dann an der Tapete hoch, hatte jedoch nicht die Kraft, weiter um sich zu greifen, und erlosch von allein, bevor jemand etwas bemerkte. Nur die Glut hatte weiter geschwelt, und die giftigen Gase, die aus dem versengten Teppich und der verkohlten Tapete entwichen, waren bis ins Innere der Puppe gedrungen. Der Junge war in Gedanken an Miira erstickt. Ob die Wangen all jener, die auf diese Art ersticken, denselben Hauch von Rosa haben?
    Die Oberschwester kontaktierte den Arzt, der sich normalerweise um die Bewohner der Residenz kümmerte, bestellte einen Wagen zur Talstation und bestieg mit dem Jungen in den Armen die Gondel. Als Oberschwester tat sie ihre Pflicht und brachte den Leichnam ins Tal, aber der Tod des Jungen traf sie hart und sie wollte ihn nicht wie die anderen Toten behandeln. So lag er nicht auf einer Bahre und war auch nicht in ein Leichentuch eingewickelt. Sie stellte sich genau in die Mitte der Kabine, um den richtigen Schwerpunkt auszuloten.
    Weinend schloss der eine Zwilling die Tür und zog an dem Hebel. Das Seil spannte sich, und die Gondel setzte sich schaukelnd in Bewegung. Doch die Beine der Oberschwester schwankten kein bisschen. Und der Junge blieb völlig ruhig, genauso wie im Inneren der Puppe. Zwar hatten die Bewohner der Residenz ihn nie dabei gesehen, wie er die Figuren setzte, aber jeder spürte, dass sich in seinen Augen die Poesie des Schachs spiegelte.
    In diesem Moment fuhr die andere Kabine an ihnen vorüber. Die Oberschwester war so auf die Erfüllung ihrer Mission konzentriert, dass sie die Frau in der Gondel gegenüber gar nicht bemerkte, auf deren Schulter eine weiße Taube hockte.
    Die andere Frau konnte ihrerseits durch die Scheibe der vorbeiziehenden Gondel nur eine schemenhafte Gestalt erkennen. Instinktiv holte sie einen Brief aus ihrer Tasche. Trotz der Gewissheit, dass derjenige, dem sie die Zeilen übergeben wollte, sich längst von ihr entfernt hatte, war sie gekommen, um diesen Brief persönlich zu überreichen. Auf dem Papier stand nur ein Zeichen:
    ~
    Sie hatte aufgegeben.
    Als Porträt bei der Beerdigung diente die Aufnahme, die beim Simultanschach mit Herrn S. entstanden und von der Oberschwester in ihrer Schublade aufbewahrt worden war.
    Über die persönlichen Gegenstände, die man ihm mit in den Sarg geben wollte, berieten sich sein Großvater, sein Bruder, die Oberschwester und Miira, aber sie brauchten nicht lange, um sich zu einigen: den Beutel aus Pawns kariertem Tuch, Miiras Brief, das vom Meister geerbte Schachbrett und den Kleinen Aljechin.
    Alles passte problemlos in den Sarg. Ohne den Toten zu bedrängen, fügten sich die Dinge harmonisch um ihn herum. Man hätte meinen können, jemand

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