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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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zu.“
    „Was? Dad, was soll das? Erkennst du mich nicht? Ich muss die Wunden verschließen. Lass mich …“ „Nein!“
Timothy wich nicht zurück. Zeemores Sicht verschwamm erneut. Er war stolz auf seinen Sohn, doch war Timothy der
    Letzte, den er hier sehen wollte. Es blieb keine Zeit für Gefühle. Er musste Timothy behüten. Nur wie? Er wusste selbst zu wenig über sein verseuchtes Blut. Nie war es ihm gelungen, herauszufinden, was geschah, wenn der Fluch sein Handeln übernahm und er imstande war, zu töten. Es marterte seit Langem sein Bewusstsein. Suizid blieb der einzige Weg, seine Lieben zu schützen. Verdammt, er hatte zu lange gezögert. Weshalb war er nicht bereits ausgeblutet, die Saat der Hölle im Sand versickert?
    Ein Brüllen erfüllte die Nachtluft. Zeemore fühlte eine Erschütterung, einen Stoß auf der Wirbelsäule, dann kippte er wie ein Kornsack auf die sandige Straße. Sein Gesicht landete seitlich im Schmutz. Ein Erdbeben erschütterte den Boden und Hände rollten ihn auf den Rücken. Timothy hatte den Laternenpfahl aus dem Erdreich gerissen und zur Seite gekippt.
    „Tim…“
„Ja, Dad?“
Der Schmerz in Timothys sonst so weichem Bariton folterte ihn schlimmer als all die Verachtung, die ihm sein Leben lang
    entgegengeschlagen war. „Hör genau zu.“
„Ich muss erst …“
Er fletschte die Zähne, als Timothys Mund seinem nahe kam. „Du stirbst.“
    Timothys Augen weiteten sich, die blauen Iris glühten vor Sorge. Er hielt inne, runzelte die Stirn. „Du bist zu schwach, um mir etwas anzutun.“
Zeemores Lider flatterten. Timothys Vertrauen mutete viel zu gut an für diese Welt. Er hätte ihm die Realität vor Augen führen sollen, anstatt ihn vor furchtbaren Wahrheiten zu beschützen. 2.000 Meilen von zu Hause entfernt waren nicht genug, um seinen Sohn daran zu hindern, ihn zu finden. Sie standen sich zu nahe. Er hätte es wissen müssen. Timothy half immer zuerst anderen, dachte nie an sich. „Fürsten …“
„Was hat der Rat der Wesen damit zu tun? Dad, verdammt, wenn ich nicht sofort …“
„Fluch auf mir.“
Timothys Schlucken bestätigte, dass er ihm endlich Gehör schenkte. Nichts war wichtiger. Eine tonnenschwere Last erhob sich von seinem Herzen. Timothy hatte verstanden, dass er ihn nicht berühren durfte. Sein Blut klebte bestimmt überall. Jetzt musste er ihn warnen, falls sein Sohn das Gen der Finsternis unbemerkt in sich trug.
„Geh zu Lex-Vaun. Mettre sur le tapis.“
Wie in Trance sagte Timothy: „Oui, Papa.“
Ein Tropfen traf Zeemores Kinn. Er erschrak bis ins Mark. Timothy war nach wie vor zu nah … viel zu nah. Sein Sohn musste über ihn gebeugt sitzen. Hatte Timothy denn nicht begriffen?
„Wer war das? Dad … lass mich nicht allein.“
Weiche Daunen hoben ihn empor. Er starb und es gab noch Elementares zu sagen … „Familie, bitte.“
„Ja, Dad. Ich kümmere mich um Mom und Jose.“
Zeemores physische Qualen entschwanden, die Gefühlspein wich. Glitzern erhellte seine Sinne, hüllte ihn in Wärme. Ein Lächeln breitete sich wie eine Streicheleinheit aus. Seine Seele löste sich aus der toten Hülle – himmelwärts.
Timothy weinte. „Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich unsere Familie beschützen werde. Ich liebe dich, Dad. Oh, Dad, bitte verzeih, dass ich zu spät kam.“
In Zeemores Ohren klang seine eigene, unhörbare Stimme wie das rauschende Säuseln eines Baches. „Ich liebe dich auch, mein Sohn. Auf ewig.“ Wolken verwehrten ihm zeitweise die Sicht auf Timothys kleiner werdenden Körper, der sich vorbeugte.
„Dad! Oh nein, bitte nicht Dad … Komm zurück!“
Zeemores letzter Blick aus dem Himmel auf die Erde galt seinem Sohn, der sein Versprechen mit der Versiegelung der vier Einstiche im Hals und einem Kuss auf die Stirn verbürgte.
„Ich schwöre, Dad. Bei unserem Blut.“
    93 Jahre später: 15. April 2011 – Kalifornien, Nordamerika
    T imothy wischte sich die schmutzigen Handflächen an der Jeans ab. Sie zitterten. Sein verdammter Körper schien Beklemmungen auf diese Art zu kompensieren. Seinem Herz verbot er, zu fühlen. Er fluchte im Stillen und richtete den Blick in das schwarze Loch, das er soeben freigelegt hatte. Der wagengroße Steinquader hatte
    den Eingang beinahe ein Jahrhundert lang im Verborgenen gehalten. Timothy strich sich das Haar aus dem Gesicht. Ewig hatte er diesen Ort nicht besuchen können. Umso schwerer fiel ihm der heutige Gang. Einerseits ein Rettungsanker, der aber auch in der Lage war, ihn

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