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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Sie hätte schlecht eingreifen und ihn herausholen können. Himmel, das war vielleicht ein Riese. Das musste ein verhasster Werwolf sein.
„Das ist einer!“
Amy trat neben sie. „Nein. Ich habe seine Reißzähne gesehen.“
Sam schob sich dicht unter das Stahlnetz, sodass sie meinte, den längst abgeschalteten Strom in der Nasenspitze zu spüren. Ihr Nackenhaar sträubte sich.
„Jetzt sind sie natürlich weg“, sagte Amy.
„Wie hast du sie …?“
„Mit dem Nachtsichtgerät.“
Amy hatte vom Dach des Wagens aus das Geschehen verfolgt.
„Und es könnte nicht …?“
„Nein. Ich kann ein Raubtiergebiss von Vampirfängen unterscheiden.“
„Toll.“ Sam beäugte den Typen und Amy abwechselnd unter gesenkten Lidern. Der Kerl sah aus, als hätte ihn jemand beim Schlammcatchen k. o. geschlagen. Amy hingegen erweckte zum ersten Mal den Anschein, als wäre ihr übel, seitdem Sam sie in ihre Pläne eingeweiht hatte. Vielleicht grassierte bei ihr ebenso die Ernüchterung? Einen Vampir zu fangen war zwar nicht schlecht, aber sie hatte es ausschließlich auf einen Werwolf abgesehen. Und sie würde den Mistwolf anlocken! Sobald die Betäubung nachließ, würde sie ihn mit ihrem eigens zusammengebrauten Spray zum Sprechen bringen. Sie musste wissen, weshalb das Monster ihren Bruder kaltblütig ermordet hatte.
Sam ballte die Fäuste und zwang sich, sie zu lockern. Der müffelnde Schokoladenmann in ihrer Falle war nicht das Ziel ihrer Rache. Er trug keine Schuld an ihrer Trauer, an dem heillosen Chaos in ihrem Leben, dem Desaster. Sie rümpfte die Nase. Es stank ekelerregend nach Kloake. Wer immer er war, er würde den Mief ein Weilchen mit sich herumschleppen. Seine muskulösen Arme ruhten schlaff an seinen kräftigen Brustkorb gedrückt. Langsam und regelmäßig hob und senkte sich seine Brust. Das Hemd klaffte bis zum Brustbein auf. Der Maserung zufolge kleidete ihn eine Jeans, die vollgesogen hauteng seine baumstarken Oberschenkel umspannte. Ein wohliger Schauder überlief sie, doch sie schüttelte ihn sofort ab. Oh Mann, dieser Vampir glich den Angebern aufs Haar, die in ihren Sportladen kamen. Deshalb hing er nun wohl auch in ihrem Netz. Viele Muskeln, wenig Hirn.
„Wie lange wird er weg sein?“
„Bei der doppelten Dosis … Ich schätze, eine gute halbe Stunde. Blöder Mist, warum haben wir den gefangen? Was will der hier? Steht der auf Wölfe ficken oder was?“ Sam strich sich ein paar widerspenstige Haarsträhnen hinter die Ohren. Enttäuschung breitete sich aus wie eine unaufhaltsame Flutwelle. „Du sagst ja gar nichts.“
„Ist das Pheromon-Spray aus?“
„Klar.“ Sam sah zum Nachthimmel hinauf. „Und jetzt? Was schlägst du vor? Du kennst dich besser mit anderen Wesen aus.“
Amy sah irgendwie ertappt aus, bis sie nickte. „Wir sollten ihn …“
Plötzlich sprangen riesige, dunkelbraune Gestalten durch das Dickicht und landeten lautlos vor ihnen. Die Lichtung füllte sich augenblicklich mit Gefahr, wirkte viel zu eng. Das dumpfe Knurren der übermannsgroßen Kreaturen verstärkte das Vakuum bis zum Platzen. Wahrscheinlich sah Sam gerade dem Tod in Form von drei zähnefletschenden Teufeln ins Auge, dennoch wütete der Hass auf die Werwölfe in ihrem Innersten. Selbst ihre Todesangst übertünchte er nicht. Adrenalin puschte ihre Geistesgegenwart, versetzte ihre Muskeln in Kampfbereitschaft. Amy stand ebenso still wie sie. Flucht bedeutete, den Jagdinstinkt auszulösen und den sofortigen Todesbiss in den Nacken oder die Kehle.
Eine Pranke sauste auf Sam zu, packte sie am Hals und hob sie hoch. Krallen bohrten sich tief in ihr Fleisch. Ihr gequetschter Kehlkopf raubte ihr den Atem. Gelbe Iris mit schwarzen Pupillen fixierten sie, aber sie starrte nur auf das skalpellscharfe Raubtiergebiss vor ihrer Nase. Sabber lief an den Lefzen hinab, die Zunge drückte sich nervös an die spitzen Zähne.
„Wo ist sie?“
Das höllische Grollen dröhnte durch ihren Körper. Sam öffnete den Mund, bekam keine Luft. Luft! Sie hob die Hände und verkrallte die Finger in der pelzigen Faust, die sie hochhielt, als wäre sie eine Stoffpuppe. Amy schrie auf. Sam zuckte und trat um sich, doch ihren Kopf konnte sie keinen Deut bewegen. Ihr Blick schwand. Düsternis rahmte das grau-braune Fell mit den grellgelben Punkten ein, zog sich zu.
Auf einmal ließ er Sam los. Sie fiel, schlug auf dem Waldboden auf und sackte zusammen, als hätte jemand die Fäden einer Marionette durchtrennt. Nach Atem ringend rutschte sie auf Amy zu.

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