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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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einziehbarer Augen. Darunter war mantelverhüllte Formlosigkeit, es schien weder Schultern noch Arme zu geben. Es war so abscheulich, wie das Geschöpf zur Linken hübsch war. Der an der linken Seite hatte ein flaches, kreisrundes, goldenes Gesicht, eingerahmt von goldenen Blütenblättern, groß und leuchtend. Der Kopf wurde gestützt von einem kurzen, faserigen, grünen Genick, von dessen Knospen lange, zarte Arme ausgingen, die in Tentakeln endeten. Zwei schwarze, knorrige Staubblätter ragten aus dem Gesicht und ein weiter, beweglicher Mund war unter ihnen zu sehen. Es war sehr schön, wie ein Blume.
    Zwischen dem Tisch und den staunenden Gefangenen ragte eine Drahtbarriere auf. Harold, Burt und George konnten sehen, daß sie geladen war, ihre Wahrnehmungen untersuchten sie behutsam. Gleichzeitig erkannten sie die Funktionsweise, es handelte sich um eine Wechselstromsammelschiene, über einem pulsierenden Potential. Zweihundert Impulse pro Minute, mit einer minimalen Spannung von viertausend Volt, die nach jedem zehnten Impuls auf siebentausend Volt anstieg.
    „Hypnotische Abwehr!“ erklärte Burt. Er war erstaunt. „Aber das schwächt nicht die Nervenstrahlung. Das sind andere Wellenlängen. Könnt ihr hören, was sie denken?“
    „Keinen Ton“, antwortete Harold. „Ich konnte deine
    Gedanken, während du sprachst, ebensowenig verstehen.“ „Auch ich habe den Kontakt verloren“, warf George ein.
„Irgend etwas, aber nicht dieser Schirm, strahlt einen konstanten Basisimpuls aus, der das telepathische Band stört.“ Angewidert schnüffelnd warf Melor ein: „Jetzt komme
ich zum Zug. Ich kenne den Grund. Es ist ein Drane im
Raum. Er macht das.“
„Bist du dir dessen sicher?“
„Ich kann ihn riechen.“ Er deutete auf das blumenähnliche Gebilde zur Linken. „Dranes können nicht sprechen.
Sie haben keine vokalen Laute. Die Floraner fungieren als
ihre Dolmetscher – darum ist dieser auch hier.“
Einer der Menschen des Rates, ein stiernackiger, pausbäckiger Mann, beugte sich nach vorn und sah die vier mit
funkelnden Augen an. Seine Stimme war rauh.
„Der Linganer hat recht. Da wir uns weder hier versammelt haben, um eure fremdartigen Mätzchen zu bestaunen,
noch um uns eure Lügen anzuhören, dafür aber, um die
Wahrheit mit Gerechtigkeit und Weisheit herauszufinden,
halten wir es für notwendig, einen Dranen hinzuzuziehen.“ Mit diesen Worten machte er eine dramatische Geste.
Der Floraner griff mit einem Tentakel hinter den Tisch,
hob den verborgenen Drane empor und setzte ihn auf die
polierte Oberfläche.
Mentale Vorstellung, erkannte Harald, hatte ihm ein korrektes Bild vom Aussehen und Auftreten vermittelt, ihm
die Größe aber verborgen. Er hatte fest angenommen, der
Drane habe eine Größe ungefähr vergleichbar mit seiner
eigenen. Aber diese Kreatur war nicht größer als seine
Faust. Ihre Winzigkeit schockierte ihn.
Das Geschöpf war echsenähnlich, aber nicht so sehr wie
zuerst vermutet, und nun, da er es von Angesicht zu Angesicht sah, wirkte die winzige, aber perfekte Uniform absurd. Während sie noch darauf starrten, betrachtete das
Ding sie, mit Augen wie Nadelstiche flammenden Karmesinrots, gleichzeitig verschwand das mentale Dröhnen, eine
psychische Flut durchdrang den Schirm und griff nach ihren Gedanken.
Aber die Schilde der drei waren undurchdringlich, während der vierte – der Linganer – die Kraft nur als ein akutes
Kribbeln fühlte. Der Druck wurde stärker und stärker, es
war erstaunlich, daß ein so kleines Gehirn eine solche mentale Kraft aufbringen konnte. Es fühlte, erprobte, drückte
und stach, seine Gewalt vermehrte sich, ohne zu erlahmen. Mit schweißgebadeten Gesichtern starrten die drei ebenso unnachgiebig immer auf dieselbe Stelle der Uniformjacke des Drane, während sie ihre Schilde dem unsichtbaren
Angriff entgegensetzten. Melor setzte sich auf den Boden,
verbarg den Kopf in den Armen und schaukelte langsam
von Seite zu Seite. Der Rat beobachtete das Schauspiel ungerührt. Die Augen des Dranes waren feurige Juwelen. „Hört auf damit“, flüsterte Harold. „Wir sind nahe dran.“ Wie es die Eidechsen tun, verharrte der Drane unbeweglich in einer Pose. Seit er auf der Tischoberfläche stand,
hatte er seine Haltung nicht verändert, seine verderblichen
Augen hatten nicht geblinzelt. Noch immer stieg seine psychische Ausstrahlung.
Dann, plötzlich, griff er nach seiner Jacke, zog die Pfote
wieder weg. Eine dünne Rauchfahne stieg aus seinen Kleidern auf.

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