Science Fiction aus Deutschland
Fragen gab. Also schickte er mich nach Hause.«
»Till – hast du etwa wissentlich falsch geantwortet?«
»Ich habe richtig geantwortet. Er hat falsche Fragen gestellt: Weil meine Antworten richtig waren, er sie aber als falsch beurteilen mußte, hatte er Schwierigkeiten. Wie jeder falsch programmierte Computer.«
»Das gibt es nicht, Till. Du irrst dich. In welchem Fach hast du Schwierigkeiten, sag es mir.«
»Es war im Gemeinschaftswesen … Aber nicht ich habe die Schwierigkeiten, Vater. Der Computer stellt falsche Fragen. Wenn er fragt: ›Weshalb konnten viele Negervölker mit kommunistischer Ideologie infiltriert werden?‹, dann geht er davon aus, daß Kommunisten auch meine Feinde seien und daß die Negervölker dumm sind. Das Gegenteil ist aber der Fall.«
»Das … Gegenteil? Till, du wirst uns ins Unglück stürzen, wenn du so redest. Wie kannst du das glauben? Mutter, was sagst du denn dazu?«
»Er bereitet uns nur Kummer. Läßt sich vom Lehrcomputer nach Hause schicken. Das wird Folgen haben, Till. Du machst dich noch fürs ganze Leben unglücklich.«
»Ich kann höchstens euch unglücklich machen. Aber mir scheint, ihr wollt es so haben. Schließlich benehmt ihr euch ja auch ganz wie Unmenschen.«
»Was?«
»Till, wie kannst du …«
»Ist es menschlich, wenn Eltern ihre Kinder in einem ungerechten Krieg verheizen?«
»Till!«
»Übrigens … das Gedicht ist eine Art Selbstkritik. Und so was wie eine Resonanz auf eure andauernden Ermahnungen und die des Computers.«
»Du wirst dich unglücklich machen.«
»Ich gehe morgen nicht zur Arbeit.«
»Nicht? Warum denn? Bist du krank?«
»Nein, Mutter.«
»Dann kannst du nicht einfach zu Hause bleiben. Was denkst du dir eigentlich dabei? Du … du mußt dich wenigstens krankschreiben lassen.«
»Mal sehen.«
»Ja, laß dich krankschreiben, mein Junge. Sicher fühlst du dich nicht gut. Nicht wahr, so ist es doch?«
»Ja, Vater. Stimmt haargenau.«
»Der Junge reagiert also einfach trotzig auf das Unverständnis und die Vorwürfe von anderer Seite. Und das zum ersten Mal in dieser Form, so daß sich die Sorge des Vaters noch in Gutmütigkeit ausdrückt.«
»Und wann erklären Sie den Rahmen ihrer Welt? Diese Sache mit dem seltsamen Orgon?«
»Das wird nebenbei in jeder Szene geschehen. Da gibt es ja viele Möglichkeiten. Herumliegende Zeitungen, das laufende TV-Gerät, Verhaltensweisen und so weiter. Das Orgon steht hier für alles, was der Mensch zum Menschsein benötigt. Vom Geld über die Nahrungsmittel bis zur persönlichen Freiheit.« »Ob das nicht eine zu große Vereinfachung ist?«
»Ich glaube das nicht …«
»Wir werden das prüfen. – Wie geht das jetzt mit dem Jungen weiter?«
»Warst du beim Arzt, Till?«
»Ja.«
»Hat er dich krankgeschrieben?«
»Nein.«
»Und … was tust du nun?«
»Ich gehe erst morgen wieder arbeiten. Heute schreibe ich eine Geschichte.«
»Was für eine Geschichte denn?«
»Ich werde sie dir erzählen. Du kannst sie heute abend ruhig Vater weitererzählen. Sie interessiert ihn bestimmt. Also, hör zu. Die Geschichte heißt: Orgasmus im Kosmos. Die Amerikaner schicken ein bemanntes Raumschiff in eine Kreisbahn um die Erde. Der Präsident der Vereinigten Staaten verabschiedet den Astronauten persönlich. Auch die Russen schicken ein bemanntes Raumschiff in eine Kreisbahn. Der Oberste Sowjet verabschiedet die Kosmonautin persönlich. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsunternehmen, eine Rendezvous-Operation, du weißt schon. Beide sollen ihre Kapseln koppeln, zu einer gemeinsamen umbauen und dann eine Mondlandung vornehmen. Sie koppeln ihre Raumkapseln vorschriftsmäßig und finden dabei Gefallen aneinander.«
»Was für ein Unsinn.«
»Warum denn? Er will mit ihr schlafen. Sie möchte aber nicht, da sie keine Verhütungsmittel dabei hat. Und gerade von ihm möchte sie kein Kind bekommen. Doch er kann sie überreden. Aber dann klappt es nicht, weil er Orgasmusschwierigkeiten hat.«
»Aber Till. Das geht doch nicht …«
»Warum denn nicht? Die Russin wendet einen Trick an. Sie vergewaltigt den Amerikaner einfach. Und das bringt ihn …« »Wo hast du nur diese obszöne Phantasie her?«
»Wieso? Paß auf, wie es weiter geht. Es kommt so, daß sie ganz begeistert von ihm ist. Sie sagt sogar wörtlich: ›Du hast einen antifaschistischen Penis‹. Und er sagt …«
»Till, um Gottes willen …«
»… ›Deine Vagina ist mit Haut und Haaren antidogmatisch.‹ Sie einigen sich
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