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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Ihre Zukunft bei Vertitrust liegt und daß Sie bei Vertitrust etwas für die Leute tun können, die Ihnen so am Herzen liegen. Wenn Sie ausschlagen, gehen Sie unter, das ist keine Drohung, sondern eine Tatsache.«
    Flüchtig dachte Hunger daran, daß er dieses Angebot im wesentlichen der Tatsache verdankte, daß die Gegenseite einerseits seine Machtposition bei Rust AG kannte, zum anderen ihn nicht einfach mit Gewalt ausschalten konnte. Aus eigenem Interesse hatten sich die Konzerne frühzeitig zum Schutz der Aufsichtsräte und Direktoren entschlossen und duldeten im Konkurrenzkampf keine Gewalt an höheren Chargen.
    Er wußte, daß Vertitrust siegen würde, und er würde fallen. Diente er damit seinen Interessen und den Interessen der Unterprivilegierten? Und war nicht Organtransplantation im Grunde eine Methode des Fortschritts, auch für das ganze Volk? Und wenn die Tiere auf AC II nun tatsächlich nur Affen waren? Vertitrust-Forscher hatten dies schließlich bestätigt, und wer weiß, welche Interessengruppen hinter den angeblich objektiven Forschern standen?
    »Ich werde mich für eine objektive Prüfung Ihrer Vorschläge einsetzen und schlage vor, daß wir nach Klärung einiger Details und dem Austausch schriftlicher Entwürfe die Verhandlung auf Ende der Woche verschieben.«
    »Ich habe auf Sie gesetzt, Dr. Hunger. Ich wußte, daß Ihrer Intelligenz ein hoher Rang zukommt.«
    »Schicken Sie einen Mann Ihres Vertrauens mit unserem Vertragsentwurf zu meinem Rechtsanwalt Dr. Hübner« – Hunger gab Woithman eine Karte – »damit er den Vertrag prüft.«
    »O. k. Noch heute abend. Jetzt vielleicht einen Weinbrand?«
    »Danke, gern, mein lieber Woithman.«
     
    Auf dem Weg ins Asozialen-Getto hörten Walter und Margret die Unterhaltung zweier Männer. »Ich mache das Spiel nicht mehr länger mit. Wir müssen etwas unternehmen!«
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Walter nach einer Weile. »Und wir werden etwas unternehmen. Komm!«
    Und sie gingen den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren.

 
Reinhard Merker
Der bayrische Mutant
     
    In einem jener weltabgeschiedenen bayrischen Gebirgsdörfer an einem jodarmen Gebirgsbach kam vor etwa fünfzehn Jahren ein mißgebildetes Kind zur Welt. Von schwachem, plumpem Körperbau und mit den häßlichen Schädelformen und Gesichtszügen des Schwachsinns, ließ es seinen Vater zornerfüllt an eine Treulosigkeit der Frau und seine Mutter an eine Strafe des Himmels oder eine Einmischung des Satans denken, was in ihren Augen wohl dasselbe war.
    Der Vater, der das Kind starrsinnig einen Bankert nannte, und die Mutter, die es Teufelsbub nannte – es war nämlich männlichen Geschlechts –, waren sich bei aller Meinungsverschiedenheit einig darüber, wie sie diesem fünf Pfund schweren Schicksalsschlag zu begegnen hätten. Aber auf dem Weg hinab zu dem erwähnten jodarmen Gewässer erstarrten sie beide blitzartig in der Gewißheit, daß das drei Wochen alte Kind, in Wolldecken gehüllt auf dem Arm der Mutter, sie durch seine noch geschlossenen Lider hindurch kalt und bohrend musterte. »Jessas, ich geb dir halt recht, Zenzi«, stammelte der Vater, sich am Kopf kratzend. »Dös is a Satansbraten und net a Sohn von dir und an andern Bauern hier.« In schweigendem Einverständnis wandten die Eltern sich um, schafften ihr Kind wieder heim, statt es zu ertränken, und ließen es aufwachsen.
    Das Kind schien mit jedem Tag häßlicher zu werden, oder – genauer gesagt – seine Häßlichkeit nahm zusehends Form an; der unförmige Schädel wuchs mächtig auf dem dürren Rumpf; die winzigen Augen unter der flachen Stirn sanken tief in ihre Höhlen und begannen, je blickloser sie wurden, um so mehr geheime Macht auszustrahlen. Unter dem fliehenden Kinn schwoll dem Kind ein gewaltiger Kropf, der als einziges an dem starren Körper ständig in Bewegung war› nach einem rätselhaften Rhythmus zuckte und wogte. Stolz, wenn auch nicht ohne elterliche Sorge betrachteten Vater und Mutter den Kropf, den sie für den eigentlichen Sitz der geheimen Begabung ihres Kindes hielten.
    Als der Knabe drei Jahre alt war, fand seine übermenschliche Bosheit zum ersten Mal ihr Ziel; der zeternden Mutter zerschellte ihr Porzellan, dem fluchenden Vater fuhr die Axt ins Bein. Wenig später verließ der Bub allein das Haus, was zuvor noch nie geschehen war. Nachbarn wollten gesehen haben, wie er, von unsichtbaren Kräften gehalten, den jodarmen Fluß überquert habe und an der jenseitigen

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