Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
sich langsam tastend aus, bis er seine Fingerspitzen wieder spürte. Er zitterte noch ein wenig, dann war er ganz ruhig. Die Einigung war vollzogen. Er hatte sich keinen Millimeter vom Fleck gerührt. Die Finger glitten durch das dichte, volle Haar aus Synthetikmaterial, über die Glätte der Stirn, über die Augen. Er spürte, daß sie hart waren, aus glasähnlichem Material. Er tastete weiter durch neues, unbekanntes Gelände, um sich zu erforschen und kennenzulernen. Mit einemmal hielt er inne.
    Er hatte plötzlich das seltsame Gefühl, das wohl nur Menschen kennen, die lange Zeit harmonisch zusammengelebt haben, diese merkwürdige Gewißheit, daß der andere da ist, als nehme man ihn mit einem rätselhaften zusätzlichen Sinnesorgan wahr.
    Ann war in der Nähe!
    Er drehte sich um, aber er sah sie nicht. Eine Gruppe junger Mädchen stand mit dem Rücken zu ihm, sie unterhielten sich und kicherten. Er dachte an die Spore, die passiv im Raum hing, unbewußt und selbstvergessen. Sollte …?
    Er machte einige Schritte auf die Mädchen zu; zögerte. Die Kraft, von der Ramsey gesprochen hatte, die das Zentrum wieder sich selbst bewußt werden läßt, zu neuem Leben erweckt, fiel ihm ein, sollte die Kraft einen anderen Weg gewollt haben? – Aber …
    Und er ging langsam und zögernd weiter, weil er sich nicht ganz sicher war und zu viele Menschen um ihn waren und zuviel Helle und Betriebsamkeit.
    »Ann«, rief er leise und blieb zweifelnd stehen.
    Vielleicht täuschte er sich doch? Aber …
    »Ann«, rief er noch einmal und streckte die Hand aus.
    Und da wandte sich eins der Mädchen nach ihm um …

 
Kurd Laßwitz
Auf der Seifenblase
     
    Onkel Wendel, Onkel Wendel! Sieh nur die große Seifenblase, die wunderschönen Farben! Woher nur die Farben kommen?
    So rief mein Söhnchen vom Fenster herab in den Garten, wohin es seine bunten Schaumbälle flattern ließ.
    Onkel Wendel saß neben mir im Schatten der hohen Bäume, und unsere Zigarren verbesserten die reine, würzige Luft eines schönen Sommernachmittags.
    »Hm!« sagte oder vielmehr brummte Onkel Wendel zu mir gewendet, »hm, erklär’s ihm doch! Hm! Bin neugierig, wie du’s machen willst. Interferenzfarben an dünnen Blättchen, nicht wahr? Kenn’ ich schon. Verschiedene Wellenlänge, Streifen decken sich nicht, und so weiter. Wird der Junge verstehen – hm?«
    »Ja«, erwiderte ich etwas verlegen, »die physikalische Erklärung kann das Kind freilich nicht verstehen – aber das ist auch gar nicht nötig. Erklärung ist ja etwas Relatives und muß sich nach dem Standpunkte des Fragenden richten; es heißt nur, die neue Tatsache in einen gewohnten Gedankengang einreihen, mit gewohnten Vorstellungen verknüpfen – und da die Formeln der mathematischen Physik noch nicht zum gewohnten Gedankengang meines Sprößlings gehören –«
    »Nicht übel, hm!« nickte Onkel Wendel. »Hast es so ziemlich getroffen. Kannst es nicht erklären, nicht mit gewohnten Vorstellungen verbinden – gibt gar keinen Anknüpfungspunkt. Das ist es eben! Erfahrung des Kindes – ganz andere Welt – gibt Dinge, für die alle Verbindung fehlt. Ist überall so! Der Wissende muß schweigen, der Lehrer muß lügen. Oder er kommt ans Kreuz, auf den Scheiterhaufen, in die Witzblätter – je nach der Mode. Mikrogen! Mikrogen!«
    Die beiden, letzten Worte murmelte der Onkel nur für sich. Ich hätte sie nicht verstanden, wenn ich nicht den Namen »Mikrogen« schon öfter von ihm gehört hätte. Es war seine neueste Erfindung.
    Onkel Wendel hatte schon viele Erfindungen gemacht. Er machte eigentlich nichts als Erfindungen. Seine Wohnung war cm vollständiges Laboratorium, halb Alchimistenwerkstatt, halb modernes physikalisches Kabinett. Es war eine besondere Gunst, wenn er jemand gestattete einzutreten. Denn er hielt alle seine Entdeckungen geheim. Nur manchmal, wenn wir vertraulich beisammensaßen, lüftete er einen Zipfel des Schleiers, der über seinen Geheimnissen lag. Dann staunte ich über die Fülle seiner Kenntnisse, noch mehr über seine tiefe Einsicht in die wissenschaftlichen Methoden und ihre Tragweite, in die ganze Entwicklung des kulturellen Fortschritts. Aber er war nicht zu bewegen, mit seinen Ansichten hervorzutreten, und darum auch nicht mit seinen Entdeckungen, weil diese, wie er sagte, ohne seine neuen Theorien nicht zu verstehen seien. Ich habe selbst bei ihm gesehen, wie er aus anorganischen Stoffen auf künstlichem Wege das Eiweiß darstellte. Wenn ich in ihn drang,

Weitere Kostenlose Bücher