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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Ich habe viel darüber nachgedacht. Sie hatten nicht ganz unrecht, als Sie fragten, ob ich von der Physik zur Metaphysik übergewechselt sei.«
    Tensley war sehr nachdenklich geworden. Dann sah er auf und blickte Ramsey an. »Ich glaube, ich muß mich entschuldigen.«
    »Schon gut. Ich bin es gewöhnt, beschimpft zu werden«, sagte dieser lächelnd. »Ich wußte zwar, daß es eine Menge Sektierer gibt, ich wußte aber nicht, daß es so viele erbitterte Gegner und fanatische Atheisten gibt, die solche Zirkel mit allen Mitteln verfolgen und bekämpfen.«
    »Und was würde unsere Regierung dazu sagen, wenn sie von Ihrem Exportgeschäft – nun Menschenschmuggel ist es ja nicht, aber doch etwas Ähnliches – erführe, Sie Seelenverkäufer?« sagte Tensley.
    »O, sie weiß davon. Es gibt sogar eine Abteilung im Commonwealth-Ministerium dafür, wo meine › Auswanderer‹, bzw. die Toten sorgfältig registriert werden. Aber die Angelegenheit wird strikt geheimgehalten, wie es das Einwanderungsamt von Tyrtok wünscht. Sie könnten sich den Andrang vorstellen, wenn es öffentlich bekannt würde. Es wird nur eine geringe Anzahl eingeschleust, und diese einem strengen Ausleseverfahren unterworfen. Die meisten Leute, die hierher kommen, habe keine Ahnung, was sich tatsächlich hinter dem Altar befindet. Sie haben die verschwommene Vorstellung eines ewigen Lebens, wie sie gemeinhin herrscht. Nur denen, die tatsächlich gehen wollen – und dürfen –, wird es gesagt. Ich habe die größten Schwierigkeiten, bornierte Fanatiker herauszuhalten, aber das liegt im Wesen dieser sektiererischen Bemäntelung.«
    »Und mir vertrauen Sie das Geheimnis so ohne weiteres an?«
    »Weil Sie die Voraussetzungen mitbringen und die erforderliche geistige Struktur besitzen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Seit Sie in diesem Raum sind, wurden Sie von den Geräten hier unaufhörlich getestet.« Er wies in den Hintergrund des Raums, Glasaugen starrten sie an. Tensley fühlte plötzlich das Pulsen der Apparate.
    »Was? «
    »Das Ergebnis liegt bereits vor. Die Behörden von Tyrtok befürworten Ihre Einwanderung.«
    »Von Tyrtok? 360 Lichtjahre entfernt? Das ist doch unmöglich!«
    »Ich sagte Ihnen schon, daß Entfernungen keine Rolle spielen. Ich stehe ständig mit der Dienststelle dort in Verbindung.«
    »Unglaublich!«
    »Also, mein lieber Tensley, wenn Sie eines Tages dazu entschlossen sein sollten, dann suchen Sie mich auf. Inzwischen bewahren Sie bitte Diskretion. Es würde mich freuen, Sie öfters hier zu sehen.«
    Die Tischplatte war leer und dehnte sich vor Tensleys Augen wie ein riesiger freier Platz bis zu Ramseys Händen, die auf der gegenüberliegenden Kante ruhten. Tensleys Augen glitten langsam über die Fläche, ohne Halt zu finden. Ihn schwindelte. Seine Hände waren naß, als sie über die Kante krochen, seine Finger beschrieben sinnlose Kreise in der Einöde, die sich plötzlich bis zum Horizont zu erstrecken schien und immer schneller zu kreisen begann. Er ballte die zitternde Hand zur Faust, daß die Knöchel weiß hervortraten, schlug auf den Tisch und sagte ganz ruhig, aber mit rauher Stimme: »Ich möchte jetzt gleich gehen, wenn es möglich ist.«
    Ramsey blickte erstaunt auf. Tensley starrte an ihm vorbei, als sähe er ein Zeichen an der Wand. Die Stille zog sich erwartungsvoll zusammen. Tensley hatte plötzlich das Gefühl, als stünden die Geräte unter ungeheurer Spannung, bereit, ihn zu zerreißen.
    »Jetzt?« fragte Ramsey zweifelnd.
    »Ja, jetzt sofort. Ich muß es sofort tun, oder ich tue es nie. Jetzt bin ich dazu entschlossen.«
    Ramsey musterte ihn nachdenklich, dann sagte er zögernd: »Wollen Sie es sich nicht doch noch einmal …, ich meine, sicherlich haben Sie noch verschiedene Dinge zu regeln …?«
    »Nein. Der Tod pflegt auch nicht zu warten. Niemand vermißt mich, ich habe niemanden, für den ich sorgen müßte. Meine Frau starb vor einem Jahr, ich habe sie sehr geliebt; nun bin ich einsam, aber ich wollte es nicht anders. Die Nachbarn wissen nicht, daß ich existiere. Und Mrs. Scott, bei der ich wohne, wird sich wahrscheinlich freuen. Sie gehört zu Ihrer Gemeinde. Warum soll ich ihr nicht die kleine Freude bereiten, hier zu sterben.«
    »Aber ich könnte Ihnen doch …«
    »Nein, bitte! Versuchen Sie nicht, mich zurückzuhalten. Ich … ich will mich auf den Weg machen, das Jahr ist fast um, und es scheint ein naßkalter Winter zu werden. Ich hasse dieses Wetter.«
     
    »Gut«, sagte Ramsey nach

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