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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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saßen jetzt wieder auf der Stufe; ihre Masken zeigten alle einen wütenden Ausdruck. Hätte in diesem Augenblick nicht solch eine Spannung geherrscht, so hätte Itkovian angesichts der offensichtlichen … Bestürzung der Götter glatt gegrinst.
    »Nun denn«, sagte Hetan, während sie die Priester und Priesterinnen aus verengten Augen musterte. »Was bisher eine Bitte war, ist jetzt eine Forderung. Ich werde jetzt die Argumente vortragen, mit denen ihr früher unsere Bitte abgelehnt habt, und ich werde noch einmal unsere Antworten wiederholen. Vielleicht werdet ihr euch dieses Mal dafür entscheiden, der Vernunft zu folgen, wenn ihr abstimmt. Falls nicht, werde ich eine Entscheidung erzwingen.«
    Rath’Vermummter stieß ein bellendes Lachen aus. Er beugte sich vor. »Eine Entscheidung erzwingen? Mein liebes Mädchen, diese Stadt – und mit ihr alle ihre Bewohner – ist vielleicht nur noch wenige Glockenschläge von ihrer Vernichtung entfernt. Und doch drohst du damit, etwas erzwingen zu wollen? Bist du tatsächlich das närrische kleine Mädchen, das du zu sein scheinst?«
    Hetan antwortete mit einem wilden Grinsen. »Dies sind eure früheren Argumente. Die frühesten Berichte der Daru über diese Siedlung behaupten, dass das Land nicht bewohnt war. Abgesehen von uralten Gebäuden, die schon lange verlassen waren und die ganz sicher nicht von den Barghast stammten. Die wenigen Aufzeichnungen, über die die Hirten in ihren Trutzen noch verfügen, haben diese Ansicht bestärkt. Die Barghast lebten im Norden, auf den Hängen der Hügel und innerhalb der eigentlichen Bergkette. Gewiss, Schultermänner haben Pilgerreisen in dieses Land unternommen, aber solche Reisen sind nur unregelmäßig erfolgt und waren von kurzer Dauer. Seid ihr so weit einverstanden? Gut. Auf diese Argumente haben wir in der Vergangenheit einfache Antworten gegeben. Die Barghast wohnen nicht auf heiliger Erde – dem Ort, an dem sich die Knochen ihrer Vorfahren befinden. Wohnt ihr etwa auf euren eigenen Friedhöfen? Nein, das tut ihr nicht. Genauso wenig wie wir. Die ersten Capan-Stämme haben nichts anderes als die Grabhügel toter Barghast gefunden. Sie haben sie eingeebnet und gemeinsam mit den Daru eine Stadt auf unserem geweihten Land errichtet.
    Diese Kränkung kann nicht ungeschehen gemacht werden. Die Vergangenheit ist unveränderlich, und wir sind nicht so närrisch, auf etwas Derartigem zu bestehen. Nein, unsere Bitte war einfach. Die förmliche Anerkennung, dass wir die Eigentümer dieses Landes sind, und das Recht, Pilgerreisen zu unternehmen.
    Ihr habt diese Bitte abgelehnt, wieder und wieder. Jetzt ist unsere Geduld erschöpft.«
    Rath’Schattenthron lachte lauthals los. Er warf die Arme in die Luft. »Also wirklich! Hervorragend! Sehr gut! Brüder und Schwestern, lasst uns den Barghast alles, was sie wollen, gewähren! Welch herrliche Ironie, freiwillig all das zu geben, was wir ohnehin verlieren werden! Werden die Pannionier es ehren?« Seine Maske verwandelte sich in ein höhnisches Grinsen. »Ich glaube nicht.«
    Hetan schüttelte den Kopf. »Ich habe gesagt, dass unsere Geduld erschöpft ist, Käferunter-Steinen. Unsere früheren Bitten haben keine Geltung mehr. Diese Stadt wird fallen. Die Pannonier werden uns kein Willkommen entbieten. Nichtsdestotrotz muss dem Wunsch der Barghast-Pilger eine Antwort gewährt werden. Also.« Sie verschränkte die Arme.
    Die Stille zog sich hin.
    Dann keuchte Rath’Königin der Träume auf.
    Hetan blickte sie direkt an. »Ah, ihr kennt die Wahrheit also doch!«
    Mit einem Gesichtsausdruck nachdenklicher Achtung, der von der aufgeregten Unruhe, die sich in ihrer Haltung und ihren Gesten zeigte, Lügen gestraft wurde, räusperte sich die Priesterin. »Nicht alle von uns. Ein paar. Sehr wenige.« Sie drehte den Kopf, betrachtete ihre Brüder und Schwestern. Rath’Brand war die Erste, die reagierte. Ihr Atem fuhr zischend durch den geschlitzten Mund ihrer Maske.
    Einen Augenblick später grunzte Rath’Vermummter. »Ich verstehe. In der Tat eine außergewöhnliche Lösung – «
    »Sie ist offensichtlich!«, schnappte Rath’Schattenthron und rutschte auf seinem Sitz herum. »Dafür ist kein geheimes Wissen erforderlich! Nichtsdestotrotz müssen wir die Sache bedenken! Was verlieren wir, wenn wir verzichten? Was gewinnen wir, wenn wir uns weigern?«
    »Nichts«, sagte Hetan. »Wenn ihr euch weigert, wird uns das nicht dazu zwingen, dieses Land zu verteidigen. Humbrall Taur, mein Vater, hat

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