SdG 04 - Die eisige Zeit
sagte Karnadas.
Brukhalian nickte. »Es liegt an uns, vorherzusagen, wie diese Änderung aussehen wird.«
»Er wird nicht wissen, dass die T’lan Imass nur an den K’Chain Che’Malle interessiert sind«, meinte der Schild-Amboss. »Zumindest nicht gleich am Anfang.«
»Und diese Einschränkung könnte sich als vorübergehend erweisen«, sagte der Destriant. »Wenn die Zusammenkunft erst einmal stattgefunden hat, könnten die T’lan Imass sich einer neuen Aufgabe zuwenden.«
»Was haben wir bisher über die Beschwörerin erfahren?«
»Sie begleitet Bruths Armee.«
»Und wie weit ist die entfernt?«
»Sechs Wochen.«
Hetan schnaubte. »Sie sind langsam.«
»Es ist eine kleine Armee«, sagte Brukhalian grollend. »Und sie sind vorsichtig. Ich habe an dem Tempo, dass sie vorgelegt haben, nichts auszusetzen. Der Septarch beabsichtigt, Capustan binnen eines einzigen Tages einzunehmen, aber er weiß ganz genau, dass die längste Belagerung, die er sich leisten kann, sechs Wochen dauern darf. Wenn sein erster Versuch fehlschlägt, wird er einen Schritt zurücktreten und nachdenken. Wahrscheinlich ausgiebig.«
»Wir können die Stadt nicht sechs Wochen lang halten«, murmelte Itkovian, während er seinen Blick über die Reihe der Tempel schweifen ließ, die die erste Straße des alten Daru-Viertels säumten, bis er schließlich an den hohen Mauern der uralten Festung hängen blieb, die nun der Knecht war.
»Wir müssen, mein Herr«, erwiderte Brukhalian. »Schild-Amboss, Euren Rat, bitte. Kulpaths Feldzug gegen Setta – dort gab es keine K’Chain Che’Malle, die die Belagerung beschleunigt hätten. Wie lange hat sie gedauert?«
»Drei Wochen«, antwortete Itkovian unverzüglich. »Setta ist eine größere Stadt, Herr, und die Verteidiger waren sich einig und gut organisiert. Sie haben drei Wochen lang einer Belagerung standgehalten, die höchstens eine Woche hätte dauern dürfen. Herr, Capustan ist kleiner, hat weniger Verteidiger – und die sind obendrein noch zerstritten. Außerdem hat sich die Größe der Tenescowri-Armee seit Setta verdoppelt. Und schließlich sind die Bekliten und Urdomen durch den harten Kampf gestählt worden. Sechs Wochen, Herr? Unmöglich.«
»Wir müssen das Unmögliche möglich machen, Schild-Amboss.«
Itkovian biss die Zähne zusammen. Er sagte nichts.
In Sichtweite der hohen Tore des Knechts blieb Brukhalian stehen und blickte die beiden Barghast an. »Du hast unsere Worte gehört, Hetan. Wenn die Clans der Weißgesichter den Kriegsspeer ergreifen würden, wie viele Krieger würden dann marschieren? Und wie bald könnten sie hier sein?«
Die Frau bleckte die Zähne. »Die Clans haben sich noch nie zusammengeschlossen, um Krieg zu führen, aber wenn sie es tun würden, würden die Krieger des Weißen Clans siebzigtausend zählen.« Ihr Lächeln wurde breiter; es wirkte kalt und trotzig. »Aber sie werden es jetzt nicht tun. Sie werden nicht marschieren. Euch nicht zu Hilfe kommen. Für euch gibt es keine Hoffnung.«
»Die Domäne wird ihre hungrigen Augen als Nächstes auf dein Volk richten, Hetan«, gab Itkovian zu bedenken.
Sie zuckte die Schultern.
»Warum«, grollte Brukhalian, »wollt ihr dann diese Audienz beim Maskenrat?«
»Wenn ich Antworten gebe, dann nur den Priestern.«
Itkovian meldete sich noch einmal zu Wort. »Man hat mir zu verstehen gegeben, dass ihr nach Süden gereist seid, um die Natur der K’Chain Che’Malle zu verstehen.«
»Es hat keinen Grund gegeben, unsere Mission genau darzulegen, Wolf. Wir haben eine Aufgabe erfüllt, die uns die Schultermänner unseres Clans auferlegt hatten. Jetzt müssen wir die zweite Aufgabe erfüllen. Werdet ihr uns jetzt den Narren da drinnen vorstellen, oder müssen wir allein weitergehen?«
Der Ratssaal war ein gewaltiger Raum, kuppelförmig und mit einem Halbkreis hölzerner Stufen versehen, die dem großen Eingang genau gegenüber lagen. Das Dach des Kuppelbaus war einst mit Blattgold überzogen gewesen, von dem nur noch ein paar Fleckchen übrig geblieben waren. Die ehemals vergoldeten Bas-Reliefs waren jetzt verblasst und größtenteils formlos, gaben allenfalls noch Hinweise auf eine Prozession menschlicher Wesen in zeremoniellen Gewändern. Der Fußboden war mit bunten, ziemlich abgenutzten geometrischen Fliesen ausgelegt, die eine im Zentrum des Raumes gelegene Scheibe aus poliertem Granit umgaben, ohne dabei ein erkennbares Muster zu bilden.
Hoch an den Steinwänden angebrachte Fackeln spendeten
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