SdG 04 - Die eisige Zeit
der geeignete Ort. Sie werden unverzüglich anfangen zu versuchen, dich und dein Volk zu manipulieren, es in einen endlosen, ansteckenden Sumpf aus kleinlichen Rivalitäten und Machtkämpfen zu zerren. Wenn du die Grauen Schwerter nicht informieren willst, dann bitte ich dich dringend, mit Fürst Jelarkan zu sprechen – «
»Du redest zu viel, Wolf.«
Itkovian verstummte, musterte sie aus zusammengekniffenen Augen.
»Dein Mund wird viel zu beschäftigt sein, wenn ich mit dir ins Bett gehe«, fuhr sie fort. »Darauf werde ich bestehen.«
Der Schild-Amboss drehte sich zu Brukhalian und Karnadas um, die nun bei ihnen ankamen. Er salutierte.
»Euer Gesicht hat Farbe bekommen, mein Herr«, bemerkte der Destriant. »Als Ihr von den Wällen zurückgekehrt seid, war das nicht der Fall.«
Hetan stieß ein bellendes Lachen aus. »Er wird bald zum ersten Mal bei einer Frau liegen.«
Karnadas zog die Augenbrauen hoch. »Was ist mit Eurem Gelübde, Schild-Amboss?«
»Mein Gelübde behält seine Gültigkeit«, sagte Itkovian mit rauer Stimme. »Die Barghast befindet sich im Irrtum.«
Brukhalian grunzte. »Außerdem – bist du nicht in Trauer, Hetan?«
»Trauern heißt den langsamen Tod einer Blume zu spüren, Hügelbär. Mit einem Mann ins Bett zu gehen heißt, sich an ihren hellen Glanz zu erinnern.«
»Du wirst dir einen anderen suchen müssen«, sagte Karnadas mit einem schwachen Lächeln. »Leider hat der Schild-Amboss ein Mönchsgelübde abgelegt – «
»Dann verspottet er seinen Gott! Die Barghast kennen Fener, Den Mit Den Hauern. In seinem Blut ist Feuer!«
»Das Feuer der Schlacht – «
»Das Feuer der Lust, du dürres Hündchen!«
»Genug«, grollte Brukhalian. »Wir gehen jetzt zum Knecht. Ich habe Neuigkeiten für euch und werde die Zeit nutzen, sie euch mitzuteilen. Kommt.«
Sie schritten durch das Tor vor den Truppenunterkünften und wandten sich nach links, um den Platz zu überqueren, der sich an der Südmauer der Stadt entlangzog. Es war nicht schwer gewesen, Capustans freie Flächen – die durch die besondere Bauweise der geschlossenen Trutze entstanden waren – in Todesstreifen zu verwandeln. An verschiedenen Zugängen waren Stützpunkte aus Stein, Holz und nassen Heuballen aufgebaut worden. Wenn die Feinde durch die Mauern brachen, würden sie auf die Plätze strömen und von allen Seiten unter Beschuss genommen werden. Fürst Jelarkan hatte die Hälfte des Inhalts seiner Schatzkammer für Pfeile, Bogen, Ballistae, große Steinschleudern und andere Waffen aufgewendet.
Die derart ausgestatteten Stützpunkte überzogen die Stadt wie mit einem Netz und waren ein wichtiger Bestandteil von Brukhalians Plan, kleine, gut organisierte Verteidigungseinheiten zu schaffen.
Überlasst ihnen keinen einzigen Pflasterstein, auf dem nicht knöchelhoch pannionisches Blut steht.
Die wenigen, bunt gekleideten Bürger in Sichtweite beeilten sich, den Grauen Schwertern und den aschegesichtigen, barbarischen Barghast aus dem Weg zu gehen.
Brukhalian ergriff das Wort. »Der Destriant und ich haben eine Beratung mit den Kron T’lan Imass abgehalten. Bek Okhan hat uns mitgeteilt, dass ihr Bündnisangebot eine Antwort auf die K’Chain Che’Malle ist. Sie werden nicht gegen sterbliche Menschen kämpfen. Er hat uns weiterhin mitgeteilt, dass sich eine halbe Länge im Norden K’ell-Jäger versammelt haben, alles in allem ungefähr achtzig. Daraus schließe ich, dass sie in Septarch Kulpaths Eröffnungsangriff eingesetzt werden sollen – einer Attacke auf das Nordtor. Das Auftauchen solch furchterregender Kreaturen wird bei unseren Verteidigern Entsetzen hervorrufen. Das Tor wird zerschmettert werden, die Jäger werden in die Stadt eindringen, und das Gemetzel wird beginnen. Dann wird Kulpath seine Urdomen gegen die anderen Tore schicken. Bei Einbruch der Dunkelheit wird Capustan gefallen sein.« Er machte eine Pause, als grübele er über seine Worte nach, und fasste dann noch einmal zusammen. »Der Septarch ist zweifellos zuversichtlich. Zum Glück für uns werden die K’ell-Jäger das Nordtor niemals erreichen, denn vierzehntausend T’lan Imass und eine mir unbekannte Zahl von T’lan Ay werden sich ihnen in den Weg stellen. Bek Okhan versichert uns, dass die Abwehr total sein wird – und endgültig.«
»Wenn Bek Okhan Recht hat«, erkannte Itkovian, während sie sich dem alten Daruviertel näherten, »wird Septarch Kulpath seinen Plan ändern müssen.«
»Und das unter sehr verwirrenden Umständen«,
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