Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Zimmers stapelten sich Bänke und Truhen. Direkt vor ihnen befanden sich eine Feuerstelle und ein buckliger Ton-Ofen zum Brotbacken; beide verströmten Hitze. Es roch nach frisch gebackenem Brot.
    Meister Keruli saß im Schneidersitz links von der Feuergrube auf dem gefliesten Boden; er hielt den Kopf gesenkt, und auf seinem kahlen Schädel glitzerten Schweißtropfen.
    Stonny trat vor und sank auf ein Knie. »Meister?«
    Der Priester blickte auf, sein rundes Gesicht zerknitterte zu einem Lächeln. »Ich habe ihnen Ruhe verschafft«, sagte er. »Sie ruhen jetzt in Frieden. Ihre Seelen haben eine würdige Traumwelt geformt. Ich kann die Kinder lachen hören.«
    »Euer Gott ist barmherzig«, murmelte Stonny. Grantl verdrehte die Augen und marschierte zu den Truhen hinüber. »Ich danke Euch, dass Ihr mir das Leben gerettet habt, Keruli«, brummte er. »Tut mir Leid, dass ich so unglücklich darüber war. Sieht so aus, als ob Eure Vorräte überlebt hätten, das ist gut. Nun, dann werde ich mich mal wieder auf den Weg machen – «
    »Einen Moment, bitte, Karawanenführer.«
    Grantl drehte sich um.
    »Ich habe etwas für Euren Freund Buke«, sagte der Priester. »Etwas, das ihm bei seinen … Bemühungen helfen wird.«
    »Ach?« Grantl wich Stonnys fragendem Blick aus.
    »Dort, in der zweiten Truhe, ja, die kleine, eiserne da. Macht sie auf. Könnt Ihr es sehen? Auf dem dunkelgrauen Filz.«
    »Der kleine Tonvogel?«
    »Ja. Sagt ihm bitte, er soll ihn zu Pulver zerstoßen, und dann mit abgekühltem Wasser vermischen, das vorher mindestens hundert Herzschläge lang gekocht hat. Wenn er es gemischt hat, muss er es trinken – alles.«
    »Ihr wollt, dass er schlammiges Wasser trinkt?«
    »Der Ton wird die Schmerzen in seinem Bauch lindern; was der Trank sonst noch vermag, wird er herausfinden, wenn es an der Zeit ist.«
    Grantl zögerte. »Buke ist kein vertrauensseliger Mensch, Keruli.«
    »Sagt ihm, sonst wird ihm seine Beute entwischen. Und zwar mit Leichtigkeit. Sagt ihm auch, dass er Verbündete annehmen muss, um zu erreichen, wonach es ihn verlangt. Ihr beide müsst das tun. Ich teile in dieser Angelegenheit deine Bedenken. Im Laufe der Zeit werden weitere Verbündete zu ihm stoßen.«
    »Na gut«, sagte Grantl achselzuckend. Er nahm den kleinen Gegenstand aus Ton und steckte ihn in seine Gürteltasche.
    »Wovon redet Ihr beide da eigentlich?«, fragte Stonny leise.
    Grantl spannte sich innerlich, als er ihren freundlichen Tonfall hörte, denn normalerweise folgte darauf über kurz oder lang ein Wutausbruch; Keruli jedoch lächelte nur noch breiter. »Eine private Angelegenheit, liebe Stonny Nun, ich habe Anweisungen für dich, gedulde dich bitte noch ein bisschen. Grantl, es gibt keine Verpflichtungen zwischen uns. Geht in Frieden.«
    »In Ordnung. Danke«, fügte er barsch hinzu. »Ich finde allein hinaus.«
    »Wir sprechen uns später, Grantl«, sagte Stonny. »Nicht wahr?«
    Erst musst du mich finden. »Natürlich, Mädchen.«
    Ein paar Augenblicke später stand er wieder draußen; er fühlte sich merkwürdig niedergeschlagen, einfach nur durch die versöhnliche Art des alten Mannes. Ein paar Herzschläge lang blieb er reglos stehen, beobachtete die Einheimischen, die an ihm vorbeihasteten. Wie Ameisen in einem Nest, in das man hineingetreten ist. Und der nächste Tritt wird tödlich sein …
    Stonny sah Grantl nach, als er ging, und wandte sich dann an Keruli. »Ihr habt gesagt, Ihr hättet Anweisungen für mich?«
    »Unser Freund, der Karawanenführer, hat einen schwierigen Weg vor sich.«
    Stonny machte ein finsteres Gesicht. »Grantl geht nicht auf schwierigen Wegen. Wenn es irgendwo nach Ärger riecht, ist er schon in der Gegenrichtung unterwegs.«
    »Manchmal hat man keine andere Wahl.«
    »Und was soll ich dabei tun?«
    »Seine Zeit wird kommen. Schon bald. Ich bitte Euch nur, in seiner Nähe zu bleiben.«
    Stonnys Gesicht wurde noch finsterer. »Das hängt von ihm ab. Er hat eine besondere Begabung dafür, unauffindbar zu sein.«
    Keruli drehte sich um und machte sich am Ofen zu schaffen. »Ich glaube«, murmelte er, »dass sein Talent ihn bald im Stich lassen wird.«
     
    Fackeln und diffuses Sonnenlicht fiel auf die Einbäume und die eingewickelten Leichen darin. Die ganze Grube war freigelegt worden, was bedeutete, dass fast der gesamte Fußboden des Knechts entfernt worden war – nur die Granitsäule mit dem Mühlstein stand noch im Zentrum – und nun den Blick auf die Boote freigab, die zerschmettert

Weitere Kostenlose Bücher