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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dir deine verdammte Kehle auf, genauso wie ich es beim ersten Mal getan habe, beim Vermummten …
     
    Mit vor Erschöpfung rot geränderten Augen trat Paran aus dem Zelteingang. Der Himmel war grau und leuchtete schwach. Nebel und der Rauch der Holzfeuer hingen reglos im Tal. Die einzige Bewegung, die er wahrnehmen konnte, stammte von einer Hundemeute, die einen Hügelkamm entlang rannte.
    Und doch sind sie wach. Sind sie alle hier. Die eigentliche Schlacht ist geschlagen, und nun stehen hier vor mir die dunklen Halbgötter der Barghast – ich kann sie beinahe sehen –, und blicken der Morgendämmerung entgegen … zum ersten Mal seit Tausenden von Jahren blicken sie der irdischen Morgendämmerung entgegen.
    Eine Gestalt gesellte sich zu ihm. Paran warf einen Blick zur Seite. »Und?«
    »Die Älteren Geister der Barghast haben Fäustel verlassen«, sagte der Schnelle Ben. »Der Heiler schläft jetzt. Könnt Ihr sie spüren, Hauptmann? Die Geister, meine ich. Alle Barrieren sind niedergerissen worden, die Alten haben sich mit ihren jüngeren Verwandten vereint. Das vergessene Gewirr ist nicht mehr vergessen.«
    »Das ist ja alles sehr schön«, murmelte Paran. »Aber wir müssen immer noch eine Stadt befreien. Was geschieht, wenn Taur das Banner des Krieges erhebt und seine Rivalen sich weigern, ihm zu folgen?«
    »Das werden sie nicht tun. Das können sie nicht tun. Jeder Schultermann der Weißgesichter wird die Veränderung bemerken, wenn er erwacht, wird bemerken, was da plötzlich sprießt. Außerdem werden die Geister dafür sorgen, dass bekannt wird, dass ihre Herren – die wahren Götter der Barghast – in Capustan gefangen sind. Die Gründergeister sind erwacht. Die Zeit ist gekommen, sie zu befreien.«
    Der Hauptmann musterte den Magier an seiner Seite einen Augenblick, und fragte dann: »Hast du gewusst, dass die Moranth mit den Barghast verwandt sind?«
    »Mehr oder weniger. Es mag Taur nicht gefallen – und die Stämme werden aufheulen –, aber wenn die Geister selbst Twist und sein Volk in die Arme geschlossen haben …«
    Paran seufzte. Ich muss schlafen. Aber ich kann nicht. »Ich rufe jetzt wohl besser die Brückenverbrenner zusammen.«
    »Trotters neuen Stamm«, meinte der Schnelle Ben grinsend.
    »Und warum kann ich ihn dann schnarchen hören?«
    »Er kennt sich mit Verantwortung nicht aus, Hauptmann. Ihr werdet ihm alles beibringen müssen.«
    Ihm was beibringen? Wie man mit der Bürde lebt, Befehle erteilen zu müssen? Das ist etwas, das ich selbst nicht schaffe. Ich brauche nur in Elsters Gesicht zu sehen, um zu verstehen, dass niemand das schafft – zumindest niemand, der ein Herz hat. Wir lernen nur eins: Die Fähigkeit, unsere Gedanken zu verbergen, unsere Gefühle zu tarnen, unsere Menschlichkeit tief in unseren Seelen zu vergraben. Und das kann nicht gelehrt, sondern nur vorgemacht werden.
    »Geh und weck den Bastard«, grollte Paran. »Ja, Hauptmann.«
     
    Kapitel Zwölf
     
    Im Herzen des Berges wartete sie,
    und träumte von Frieden; so eng war sie
    um ihren Kummer geschlungen, als er sie fand,
    und die Suche des Mannes war vorbei,
    und er nahm jede ihrer Narben auf sich,
    denn die Umarmung der Macht ist eine Liebe,
    die verwundet.
     
    Der Aufstieg der Domäne
    Scintalla von Bastion (1129-1164)
     
    D
    ie Bergfeste von Wacht, die direkt am Rande des Sees stand, hatte bei Sonnenuntergang die Farbe von mit Wasser verdünntem Blut. Kondore, doppelt so groß wie die Großen Raben, umkreisten sie, die mit Halsbändern versehenen Hälse gekrümmt, während sie die Menschen musterten, die inmitten einer zur Erde herabgesunkenen Sternenlandschaft aus Lagerfeuern um den Fuß der Feste herumwimmelten.
    Der einäugige Tenescowri, der einst Kundschafter in Einarms Heer gewesen war, verfolgte ihren Flug mit gebannter Konzentration, als ließen sich aus den Bewegungen der dahinfliegenden Kondore vor dem dunkler werdenden Himmel irgendwelche göttlichen Botschaften ablesen. Er war wahrhaftig in den Glauben aufgenommen worden, darin waren sich alle einig, die ihn vom Sehen kannten. Die Unermesslichkeit der Domäne hatte ihn seit jenem Tag in Bastion vor drei Wochen mit Stummheit geschlagen. Von Anfang an hatte in seinem einen Auge ein wilder Hunger geleuchtet, ein uraltes Feuer, das immer lauter von Wölfen flüsterte, die durch die Dunkelheit trotteten. Man erzählte sich, dass Anaster persönlich, der Erste unter den Kindern des Toten Samens, den Mann bemerkt hatte, dass er ihn sogar während

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