SdG 04 - Die eisige Zeit
bekommen?«
Der Heiler blinzelte. »Was?«
»Du fühlst dich doch merkwürdig, oder nicht?«
»Naja–«
»Das hat er jedenfalls gesagt«, mischte Paran sich ein. »Was weißt du darüber?«
»Schlicht und einfach alles, Hauptmann. Wir müssen zu Humbrall Taur. Wir drei – nein, wir vier – du auch, Trotter. Beim Vermummten, lasst uns auch Twist mitnehmen – er weiß sehr viel mehr als er rausgelassen hat. Vielleicht kann ich dein Grinsen nicht sehen, Moranth, aber ich weiß, dass es da ist. Spindel, dieses Haarhemd stinkt bestialisch. Geh weg, bevor es mir hochkommt.«
»Das ist also der Dank dafür, dass ich deine Haut gerettet habe«, murmelte Spindel, während er zurückwich.
Paran erhob sich wieder und richtete den Blick auf Humbrall Taurs Zelt. »Schön, dann gehen wir eben noch einmal hin.«
Der Sonnenuntergang rückte näher, tauchte das Tal in Dämmerlicht. Die Barghast hatten ihre wilden Tänze und grausamen Duelle mit beinahe fiebriger Intensität wieder aufgenommen. Dreißig Schritte von Humbrall Taurs Zelt entfernt saß Tippa inmitten abgelegter Rüstungsteile und zog ein finsteres Gesicht. »Sie sind immer noch da drin, diese Bastarde. Lassen uns einfach hier rumsitzen, so dass wir nichts tun können, außer zuzusehen, wie diese Wilden sich gegenseitig verstümmeln. Ich glaube nicht, dass wir davon ausgehen sollten, dass schon alles vorbei ist, Blend.«
Die dunkeläugige Frau an ihrer Seite runzelte die Stirn. »Soll ich Fahrig suchen?«
»Warum ihn belästigen? Kannst du das Geächze und Gestöhne hören? Das ist unser Sergeant bei seinem Ritt mit diesem Barahn-Mädchen. Er wird in ein paar Augenblicken wieder da sein und ein zufriedenes Gesicht machen – «
»Und das Schätzchen wird einen Schritt hinter ihm hertrotten – «
»Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck – «
»›War das alles?«‹
»Sie hat geblinzelt und hat es verpasst.«
Sie lachten kurz und gehässig. Dann wurde Tippa wieder ernst. »Ganz egal, was der Schnelle Ben zu Humbrall Taur sagt – Morgen können wir alle tot sein. Zumindest denkt das der Hauptmann, und deshalb lässt er uns heute Nacht noch ein bisschen Spaß haben …«
»›Vermummt kommt die Dämmerung …‹«
»Hm.«
»Trotter hat bei dem Kampf getan, was er tun musste«, bemerkte Blend. »Es sollte eigentlich so einfach sein.«
»Nun, ich wäre glücklicher gewesen, wenn es von Anfang an Detoran gewesen wäre. Da hätte es nicht erst beinahe ein Unentschieden oder so was gegeben. Sie hätte es diesem Bürschchen so richtig gezeigt. Nach allem, was ich gehört habe, hat unser tätowierter Barghast einfach nur dagestanden und den Bengel kommen lassen. Detoran wäre einfach vorgetreten und hätte ihm mit Leichtigkeit den Schädel eingeschlagen – «
»Nicht mit Leichtigkeit, sondern mit ’ner Keule.«
»Egal. Wie auch immer, Trotter ist einfach nicht so gemein wie sie.«
»Das ist niemand, und ich habe gerade bemerkt, dass sie immer noch nicht wieder zurück ist, seit sie diesen Gilk-Krieger in die Büsche gezerrt hat.«
»An dem hält sie sich jetzt schadlos, weil Igel sich davongemacht hat und sich versteckt. Armer Kerl – der Gilk, meine ich. Er ist wahrscheinlich schon tot.«
»Dann wollen wir hoffen, dass sie es irgendwann merkt.«
Die beiden Frauen schwiegen wieder. Die Duelle unten beim Feuer folgten schnell aufeinander, und sie wurden mit einer Wildheit ausgefochten, die mehr und mehr Barghast als Zuschauer anlockte. Tippa grunzte, während sie zusah, wie ein weiterer Krieger mit dem Messer seines Gegners in der Kehle zu Boden sank. Wenn das so weitergeht, müssen sie morgen einen neuen Grabhügel errichten. Andererseits machen sie das vielleicht sowieso – einen Grabhügel für die Brückenverbrenner. Sie schaute sich um, entdeckte hier und dort einzelne Brückenverbrenner inmitten der Stammeskrieger. Die Disziplin war zusammengebrochen. Die Hoffnung, die bei der Nachricht aufgewallt war, dass Trotter überleben würde, war genauso schnell wieder verschwunden, als das Gerücht die Runde gemacht hatte, dass die Barghast sie vielleicht trotzdem töten würden – aus reiner Bosheit.
»Die Luft fühlt sich … merkwürdig an«, meinte Blend.
Stimmt … als stünde die Nacht selbst in Flammen … als befänden wir uns inmitten eines unsichtbaren Feuersturms. Die Reifen an Tippas Arm waren heiß und wurden allmählich immer heißer. Ich werde bald mal wieder in die Wassertonne tauchen müssen – das ist zwar nur eine
Weitere Kostenlose Bücher