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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wie der Pannionische Seher, meine Freundin mit dem lieblichen Gesicht. Genauso schrecklich … und genauso Furcht erregend. Tool und die Seguleh ehren den Rückzug derjenigen, die sich ihnen entgegenstellen; sie sind zufrieden damit, das Schlachtfeld zu beherrschen. Selbst die Wölfin und der Hund geben die Verfolgung nach kurzer Zeit auf. Missgunst jedoch nicht. Das ist keine besonders kluge Strategie – jetzt, da der Feind weiß, dass ein Rückzug unmöglich ist, werden sie stehen bleiben und kämpfen. Die Seguleh sind nicht unverwundbar, genauso wenig wie Garath und Baaljagg. Selbst Tool ist schon unter rasenden Schwertkämpfern begraben worden, obwohl er einfach zu Staub zerfällt und woanders wieder auftaucht. Ein Angriff von Lanzenreitern kam bis auf ein Dutzend Schritte an Lady Missgunst heran. Der nächste, gut gezielte Speer …
    Er bedauerte es nicht, dass er sie verlassen hatte. Er hätte in ihrer Gesellschaft nicht lange überlebt.
    Als sie sich den Befestigungen des äußeren Tors näherten, sah Toc Domänenser auf der Brustwehr, ungeschlacht und schweigend. Schon in Trupps von einem halben Dutzend waren sie Furcht erregend, und hier gab es Dutzende. Sie könnten vielleicht mehr tun, als den Vormarsch der Seguleh nur verlangsamen. Sie könnten sie vielleicht sogar aufhalten. Dies ist die letzte Verteidigungslinie des Sehers …
    Eine einzige Rampe, steil und mit fast senkrechten Seitenwänden, führte zum inneren Tor von Wacht hinauf. In den Gräben zu beiden Seiten lagen menschliche Knochen. Sie stiegen die Rampe hinauf. Hundert Schritte später gingen sie unter dem Torbogen hindurch. Der Urdo entließ seine Männer, damit sie ihre Pferde in die Ställe bringen konnten und stieg dann ab. Von Domänensern flankiert, beobachtete Toc, wie der K’ell-Jäger mit dröhnenden Schritten durch den Torbogen stapfte; seine mit Klingen versehenen Arme hingen lose herab. Einen Augenblick lang richtete er leblose Augen auf den Malazaner und trottete dann davon, einen unbeleuchteten, überdachten Korridor entlang, der parallel zur Mauer verlief.
    Der Urdo schob das Visier seines Helms hoch. »Trotzender, zu deiner Linken ist der Eingang zum Turm des Sehers. Er erwartet dich dort. Geh.«
    Vielleicht bin ich doch kein Gefangener. Vielleicht bin ich nichts weiter als eine Kuriosität. Toc verbeugte sich vor dem Offizier und stolperte dann erschöpft auf die offen stehende Tür zu. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Seher weiß, dass er von mir nichts zu befürchten hat. Ich befinde mich bereits im Schatten des Vermummten. Lange wird es nicht mehr dauern.
    Ein hohes Gemach füllte das gesamte Erdgeschoss des Turms aus, die Decke ein chaotisches, hängendes Labyrinth aus Strebepfeilern und Bögen sowie echten und unechten Gewölben. In der Mitte hing eine skelettartige Wendeltreppe aus Bronze herunter, die eine Handbreit über dem Fußboden schwebte und sich langsam und knirschend im Kreis drehte. Das Zimmer wurde nur von einer einzigen Kohlenpfanne erleuchtet, die vor der dem Eingang gegenüberliegenden Wand stand, so dass der ganze Raum im Zwielicht lag; trotzdem hatte Toc keinerlei Schwierigkeiten, die schmucklosen Steinblöcke wahrzunehmen, aus denen die Wände bestanden, ebenso wie die Tatsache, dass es keinerlei Möbel gab, was Echos um ihn herumtanzen ließ, als er den gefliesten Fußboden überquerte und dabei durch flache Pfützen trottete.
    Er legte eine Hand auf das Geländer der Treppe. Das gewaltige, von oben herabhängende Gebilde zog ihn unwiderstehlich nach einer Seite, während es weiterrotierte, brachte ihn ins Stolpern. Er schnitt eine Grimasse und zog sich auf die unterste Stufe. Ich halte jede Wette, dass der Bastard ganz oben ist, in einem schwankenden Raum. Mein Herz wird sich wahrscheinlich auf halbem Weg verabschieden. Und dann wird er da oben sitzen und darauf warten, dass jemand zu einer Audienz erscheint, die niemals stattfinden wird. Nun, das ist doch ein Witz, der selbst den Vermummten zum Lachen bringen dürfte. Er begann, die Treppe hinaufzusteigen.
    Zweiundvierzig Stufen später hatte er das nächste Stockwerk erreicht. Toc ließ sich auf die kalte Bronze sinken, mit der der Treppenabsatz verkleidet war. Seine Beine brannten, und die Welt um ihn herum schwankte widerwärtig, wie betrunken. Er legte schweißnasse Hände auf die sandige, mit Kies bestreute Oberfläche der Metallplatte und versuchte blinzelnd seinen Blick zu klären.
    Der Raum, der ihn umgab, war unbeleuchtet, doch

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