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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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füllen zu können, und der Urdo, der dort kommt, wird uns die Nachricht überbringen, dass Barkassen auf uns warten – genug, um uns alle zu tragen.«
    »Dann«, grollt einer der Leutnants, »werden wir schmausen.«
    Anaster lächelte.
    Schmausen. Oh Vermummter, hol mich zu dir, bitte … Toc konnte spüren, wie die Begierde in ihm aufstieg, ein greifbares Verlangen, das ihn, wie er begriff, besiegen würde, seine Verteidigung zerschmettern würde. Ein Festschmaus – bei den Göttern, was habe ich für einen Hunger!
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr der Erste nach einem Augenblick fort. »Der Urdo hat noch einen zweiten Auftrag.« Die widerwärtigen Augen des Jungen richteten sich auf Toc den Jüngeren. »Der Seher wünscht die Anwesenheit des Trotzenden, des Mannes mit dem einen Auge – ein Auge, das sich Nacht um Nacht auf unserer Reise von Bastion hierher langsam verändert hat, obwohl ich annehme, dass er selbst das gar nicht weiß. Der Trotzende soll Gast des Sehers sein. Der Trotzende mit seinem Wolfsauge, das in der Dunkelheit funkelt. Er wird diese außergewöhnlichen Steinwaffen nicht brauchen – ich werde persönlich für ihre Sicherheit sorgen.«
    Rasch wurden Toc seine Pfeile mit den Obsidianspitzen und der Dolch abgenommen und Anaster ausgehändigt.
    Die Soldaten erreichten die Hügelkuppe.
    Toc ging zu ihnen hinüber, fiel vor dem Pferd des Urdo auf die Knie.
    »Er ist geehrt«, sagte Anaster. »Nehmt ihn mit.«
    Und Toc war wirklich dankbar, ein Strom der Erleichterung schoss durch seine verwässerten Adern. Er würde die Mauern von Korall nicht sehen, er würde auch die Bürger von Korall nicht sehen, wie sie zu Zehntausenden in Stücke gerissen wurden, er würde nicht sehen, wie sie vergewaltigt wurden, er würde auch sich selbst nicht sehen, in der Menge, die dem Fleisch entgegeneilte, das ihre rechtmäßige Belohnung war …
     
    Arbeiter schwärmten über die im Entstehen begriffene Brustwehr der Zufahrt, staub- und dreckverschmierte Gestalten, die vom Feuerschein dämonisch angestrahlt wurden. Toc stolperte hinter dem Schlachtross des Urdo her und beobachtete ihre hektischen Anstrengungen mit einer Gleichgültigkeit, die von seiner Erschöpfung herrührte.
    Steine, Erde und Holz waren dürftige Hindernisse für die Zauberei von Lady Missgunst, die er in Bastion entfesselt gesehen hatte. Wie in alten Legenden gebot sie über eine Macht, die in breiten Wogen dahinströmte und allem, worüber sie hinwegglitt, das Leben raubte, und so Reihe um Reihe ihrer Feinde verschlang, Straße um Straße, und Hunderte von Leichen zurückließ. Aber schließlich war sie auch die Tochter von Draconus – einem Älteren Gott –, wie er sich selbst mit einer Art wildem Stolz in Erinnerung rief.
    Der Pannionische Seher hatte ihr Zauberer in den Weg gestellt, hatte Toc seither gehört, doch ihnen war es nicht besser ergangen.
    Sie schob ihre Bemühungen mit einem Schulterzucken beiseite, schwächte ihre Macht und überließ sie dann Garath und Baaljagg. K’Chain Che’Malle versuchten sie zu packen, nur, um von einer Woge von Zauberei vernichtet zu werden. Der Hund namens Garath machte Jagd auf diejenigen, die Lady Missgunst entgingen, wobei er meist allein unterwegs war, manchmal jedoch auch zusammen mit Baaljagg. Beide waren schneller als die untoten Jäger, so hieß es, und weitaus klüger. Drei offene Feldschlachten hatten stattgefunden, in denen Legionen von pannionischen Betakliten, unterstützt von den berittenen Betakullid und von Scalandi-Plänklern, wie auch von Magier-Kadern – die in der Domäne anders genannt wurden, jedoch die gleiche Aufgabe hatten –, genauso gegen die Hand voll ihrer Feinde angetreten waren, wie sie sich einer feindlichen Armee entgegengestellt hätten. Diese Schlachten bildeten die Grundlage für die geflüsterten Geschichten von dem T’lan Imass – eine Kreatur, über die die Pannionier nichts wussten und die sie Steinschwert nannten – und die Seguleh, die in den ersten beiden Schlachten zu zweit gewesen waren, während in der letzten noch ein dritter erschienen war. Steinschwert hielt die eine Flanke, die Seguleh die andere. Lady Missgunst stand im Zentrum, während Garath und Baaljagg wie zwei struppige Mäntel aus Dunkelheit herumrannten, wo sie wollten.
    Drei Schlachten, drei zerschmetterte Armeen, Tausende von Toten; der Rest hatte zu fliehen versucht, doch er war stets von Lady Missgunsts unerbittlichem Zorn eingeholt worden.
    Du bist genauso schrecklich

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