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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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unternehmen?«
    Ihre Antwort war tonlos. »Orfantal macht sich bereit. Mein Bruder und ich werden Kallor zur Strecke bringen.«
    Rake nickte. »Wenn ihr ihn habt, lasst ihn am Leben. Er hat Dragnipur verdient.«
    »Das werden wir tun, Lord.«
    Dann blickte der Sohn der Dunkelheit die anderen an. »Hohefaust Dujek. Hohemagier Tayschrenn. Mondbrut stirbt und ist deshalb von meinem Volk verlassen worden. Ich werde die Festung nach Osten schicken, hinaus aufs Meer – die Macht, die Mondbrut beherbergt, schwindet, und so wird sie schon bald unter den Wogen versinken. Ich bitte darum, dass diese drei Malazaner – die von einem Verräter getötet wurden, den ich und Caladan Bruth hierher gebracht haben –, dass diese drei Malazaner in Mondbrut zur letzten Ruhe gebettet werden. Die Festung ist, wie ich glaube, ein angemessener Sarkophag.«
    Niemand sagte etwas.
    Rake blickte dann Tippa an. »Und ich bitte auch darum, dass die toten Brückenverbrenner ebenfalls dort bestattet werden.«
    »Ist dort genug Platz für alle unsere Gefallenen?«, fragte Tippa.
    »Leider nicht. Die meisten Räume sind überflutet.«
    Tippa holte tief Luft, warf dann Dujek einen Blick zu.
    Die Hohefaust schien unfähig, eine Entscheidung zu treffen. »Hat irgendjemand Hauptmann Paran gesehen?«
    Niemand antwortete.
    »Nun gut. Was die gefallenen Brückenverbrenner angeht, so liegt die Entscheidung bei dir, Leutnant Tippa.«
    »Sie waren immer neugierig, wie es im Innern von Mondbrut wohl aussieht«, sagte sie mit einem schiefen Lächeln. »Ich glaube, das würde ihnen gefallen.«
     
    In dem Nachschublager, das planlos in der Parklandschaft nördlich des Todesstreifens angelegt worden war, sammelte sich die siebenhundertzweiundzwanzig Köpfe starke Truppe von Motts Irregulären allmählich in einer Ecke; alle trugen Jutesäcke, die bis obenhin mit Beutegut aus der Stadt voll gestopft waren.
    Ein schwerer Tisch war gegen einen Baum gelehnt worden, und zwar so, dass seine bemalte Unterseite zu sehen war. Die Beine waren irgendwann abgebrochen, doch das hatte es nur leichter gemacht, das monströse Ding zu transportieren.
    Das aufgemalte Bild hatte bereits eine Weile geleuchtet, ehe es schließlich jemand bemerkte, und als sich das Gewirr im Innern des Bildes öffnete, hatte sich bereits eine beträchtliche Menge darum herum versammelt. Aus dem Gewirr traten Paran und der Schnelle Ben, gefolgt von einer kleinen, muskulösen Frau mit schwarzen Haaren.
    Alle drei waren von Raureif bedeckt, der sich unverzüglich aufzulösen begann, als sich das Gewirr hinter ihnen schloss.
    Einer von Motts Irregulären trat vor. »Seid gegrüßt. Ich bin Hochmarschall Jib Stamm, und ich bin ein wenig verwirrt.«
    Paran, der noch immer von Omtose Phellacks Eiseskälte zitterte, starrte den Mann einen Augenblick lang an und zuckte dann die Schultern. »Und was verwirrt Euch, Hochmarschall?«
    Jib Stamm kratzte sich am Kopf. »Na ja, das da ist ein Tisch und keine Tür …«
     
    Kurze Zeit später, als Paran und der Schnelle Ben im Dämmerlicht zum Todesstreifen unterwegs waren, begann der Magier leise zu lachen.
    Der Hauptmann warf ihm einen Blick zu. »Was ist?«
    »Hinterwäldler-Humor, Paran. Das kommt davon, wenn man mit den unheimlichsten Magiern spricht, denen wir jemals begegnet sind.«
    »Magier?«
    »Nun, das ist vielleicht nicht ganz der richtige Name für sie. Hexer wäre vielleicht besser. Sumpfschnüffelnde Hexer. Mit Rindenstücken im Haar. Schafft sie in einen Wald, und Ihr findet sie erst wieder, wenn sie es wollen. Diese Gebrüder Stamm sind die Schlimmsten, obwohl ich gehört habe, dass sie eine Schwester haben, der man am besten niemals begegnen sollte.«
    Paran schüttelte den Kopf.
    Kilava hatte sie sofort nach ihrer Ankunft verlassen. Sie hatte den beiden Männern ein einfaches Wort des Dankes gesagt – wobei Paran das Gefühl hatte, dass sie damit ihren Schutzwall bereits außergewöhnlich weit geöffnet hatte – und war dann im Zwielicht des nächsten Wäldchens verschwunden.
    Der Hauptmann und der Magier erreichten die Handelsstraße und konnten sehen, wie sie gerade zu dem Hügelkamm hin anstieg, der dem Todesstreifen und der Stadt gegenüberlag. Mondbrut hing fast genau über ihnen; Nieselregen fiel von der Festung. In Korall wüteten immer noch ein paar Brände, doch es hatte den Anschein, als ersticke die Dunkelheit, die Kurald Galain war, sie irgendwie.
    Er konnte seine Gedanken nicht von den letzten Geschehnissen lösen. Er war es nicht

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