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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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gewohnt, die Hand der … Erlösung zu sein. Nach der Befreiung des Jaghut-Mädchens aus dem verwundeten Portal bei Morn fühlte er sich wie betäubt.
    Das ist jetzt schon so lange her … Damals habe ich sie gespürt, außerhalb von Fahl habe ich dieses Mädchen gespürt, gefangen in ihrem ewigen Schmerz, unfähig zu verstehen, was sie getan hatte, um zu verdienen, was ihr zugestoßen ist. Sie hatte gedacht, sie würde ihre Mutter finden – das hatte Kilava ihr erzählt. Sie hatte die Hand ihres Bruders gehalten -
    Und dann war plötzlich alles weggerissen worden.
    Plötzlich allein.
    Hatte sie nichts als Schmerz gekannt.
    Tausende von Jahren lang.
    Der Schnelle Ben und Talamandas hatten irgendetwas mit dem Kind gemacht, hatten ihre Magie eingesetzt, um ihr die Erinnerungen an das, was geschehen war, zu nehmen. Paran hatte gespürt, dass der Vermummte direkt daran beteiligt gewesen war – nur ein Gott konnte so etwas tun, Erinnerungen nicht einfach nur blockieren, sondern sie ganz und gar entfernen, reinen Tisch machen.
    Und so hatte das Mädchen ihren Bruder verloren. Hatte stattdessen einen Onkel gefunden.
    Aber keinen gütigen Onkel. Schließlich trägt der Seher seine eigenen Wunden …
    Und jetzt hatte Brands Sphäre neue Bewohner gefunden. War jetzt die Heimat eines uralten Gewirrs.
    »Erinnerungen«, hatte der Schnelle Ben gesagt, »an die eisige Zeit. In diesem chaotischen Gift ist Hitze – genug Hitze, um diese Diener zu zerstören. Ich musste eine Möglichkeit finden, die Ausbreitung der Infektion zu verlangsamen, das Gift zu schwächen.
    Ich habe den Verkrüppelten Gott gewarnt, müsst Ihr wissen. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich ihm in den Weg stellen würde. Wir haben ihn zurückgeschlagen, wisst Ihr …«
    Paran lächelte innerlich, als er an diese Worte dachte. Selbst das Ego von Göttern war nichts im Vergleich zu dem des Schnellen Ben. Und wenn schon. Der Magier hatte es sich verdient, zufrieden zu sein, oder etwa nicht? Sie hatten Anomander Rake den Seher vor der Nase weggeschnappt. Sie hatten dafür gesorgt, dass ein uraltes Unrecht wieder gutgemacht wurde, und sie hatten auch noch das Glück gehabt, dass auch Kilava zugegen war, um an der Erlösung teilzunehmen. Sie hatten die Drohung aus der Welt geschafft, die der Seher für diesen Kontinent dargestellt hatte. Und schließlich, durch den Schutz von Omtose Phellack, hatten sie die Infektion, die der Verkrüppelte Gott Brand geschickt hatte, zu einem schleichenden Tempo verlangsamt.
    Und wir haben einem Kind sein Leben zurückgegeben.
    »Hauptmann«, murmelte der Schnelle Ben und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    Vor ihnen, jenseits der letzten Bäume, standen unzählige Gestalten, bevölkerten die Hänge eines breiten, flachen Hügels. Fackeln flackerten wie zitternde Sterne.
    »Mir gefällt nicht, wie sich das anfühlt«, murmelte der Magier.
     
    Als die Dunkelheit sich auflöste, waren die Leichen verschwunden, sowohl die auf der Hügelkuppe als auch die auf dem Wagen, den Tippa und ihre Soldaten weiter unten an den Straßenrand gefahren hatten. Die Beerdigung war ohne großen Aufwand vonstatten gegangen. Die Verteilung der Gefallenen innerhalb des riesigen schwebenden Bauwerks blieb den Tiste Andii überlassen, blieb Anomander Rake persönlich überlassen.
    Grantl drehte sich um und schaute nach oben, um Mondbrut genauer zu betrachten. Wie betrunken zur einen Seite krängend, trieb die Festung meerwärts, löschte die heller werdenden Sterne aus, die begonnen hatten, das Land in Silber zu tauchen. Schon bald würde die natürliche Dunkelheit der Nacht die Festung gänzlich verschlucken.
    Als Mondbrut ihren Schatten hinter sich herzog, wurde drüben, auf dem Kamm auf der anderen Seite der Handelsstraße eine kleine Gruppe von Soldaten sichtbar, die sich im Halbkreis um eine schlichte Bahre und einen Steinhaufen versammelt hatten.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Grantl verstand, was er da sah. Er packte Stonny am Arm und zog sie näher zu sich heran. »Komm mit«, flüsterte er.
    Sie protestierte nicht, als er sie vom Hügel weg und den Abhang hinunterführte, durch schweigende, geisterhafte Reihen von Soldaten und Kriegern hindurch, die Platz machten, um sie vorbeizulassen. Über die Straße, durch den kleinen Graben, dann den Hang hinauf, der zum Kamm führte.
    Wo die knapp hundert überlebenden Grauen Schwerter standen, um den Mann zu ehren, der einst Feners Schild-Amboss gewesen war.
    Irgendjemand folgte Grantl und Stonny in

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