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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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ihr noch einmal einen Blick zu. »Dann sollte ich mich in Acht nehmen, oder?« Einen Augenblick später ging er weiter, auf die in lockeren Grüppchen herumstehenden Tiste Andii zu.
    Mit einem wütenden Zischen stapfte Missgunst hinter ihm her.
    Blend blickte langsam Tippa an. »Ganoes Paran? Der Hauptmann?«
    »Denk ein andermal darüber nach«, erwiderte Tippa. »So oder so, am Ende hat das alles gar nichts mit uns zu tun.« Sie richtete sich langsam auf. »Such sie zusammen, Blend. Wir gehen zum Nordtor.«
    »Klar, Leutnant. Sollte eigentlich nicht lange dauern.«
    »Ich bin am Torbogen.«
    »Leutnant? Tippa?«
    »Was ist?«
    »Du hast getan, was du konntest.«
    »Dann war das wohl nicht gut genug, oder?« Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte Tippa sich in Bewegung. Tiste Andii traten links und rechts zur Seite, um sie durchzulassen. Sie näherte sich dem geschwärzten Torbogen.
    »Einen Augenblick.«
    Tippa drehte sich um und sah Anomander Rake näher kommen.
    Unwillkürlich wich sie dem harten, unmenschlichen Blick des Tiste Andii aus.
    »Ich würde Euch gerne ein Stück begleiten«, sagte er.
    Beunruhigt von dieser Aufmerksamkeit warf sie einen Blick zurück auf Lady Missgunst, die mittlerweile damit beschäftigt war, den bewusstlosen Seguleh zu untersuchen. Ihr seid eine tapfere Frau, Lady – Ihr seid noch nicht einmal zusammengezuckt.
    Der Sohn der Dunkelheit musste ihrem Blick gefolgt sein, denn er seufzte. »Ich habe kein Interesse daran, dieses Gespräch noch einmal aufzunehmen, Leutnant. Und sollte sie sich dazu entschließen, den Seguleh aufzuwecken – und in Anbetracht ihrer momentanen Stimmung könnte sie das durchaus tun – nun, ich habe auch keine Lust, diesen alten Streit wieder aufzunehmen. Ich nehme an, Ihr und Euer Trupp marschiert zu dem Sammelpunkt im Norden der Stadt.«
    Wollten wir das? Ich hatte noch gar nicht so weit gedacht. Sie nickte.
    »Darf ich Euch dann begleiten?«
    Bei den Göttern hienieden! Tippa holte tief Luft und sagte dann: »Wir sind im Augenblick nicht gerade eine angenehme Gesellschaft, Lord.«
    »Gewiss nicht. Aber Ihr seid eine würdige Gesellschaft.«
    Sie blickte ihm bei diesen Worten fragend in die Augen.
    Er verzog das Gesicht und sagte: »Ich bedaure, dass ich erst so spät gekommen bin. Und ich wusste auch nicht, dass malazanische Soldaten in der Festung waren.«
    »Es hätte keine Rolle gespielt, Lord«, sagte Tippa und brachte ein Schulterzucken zustande. »Nach allem, was ich gehört habe, ist es Dujeks Kompanien nicht besser ergangen, und die waren nicht in der Festung.«
    Anomander Rake blickte einen Moment zur Seite; seine Augen verengten sich kurz. »Ein trauriger Abschluss des Bündnisses.«
    Die überlebenden Brückenverbrenner hatten sich eng zusammengedrängt und hörten schweigend zu. Tippa wurde sich plötzlich ihrer Anwesenheit bewusst, und der Worte, die sie mit Anomander Rake gewechselt hatte, und der Dinge, die unausgesprochen geblieben waren. »Das Bündnis«, sagte sie, »stand fest, soweit es uns betrifft.« Wir. Uns. Die, die jetzt vor Euch stehen.
    Vielleicht hatte er sie verstanden. »Dann würde ich gerne noch einmal mit meinen Verbündeten gehen, Leutnant.«
    »Wir wären geehrt, Lord.«
    »Zur Position im Norden der Stadt.«
    »Ja, Herr.«
    Der Lord der Tiste Andii seufzte. »Es gibt da einen gefallenen Soldaten, dem ich gerne … meinen Respekt erweisen würde …«
    Ja, die traurigste Nachricht, die wir heute gehört haben. »Wie wir alle es tun werden, Lord.«
    Rake blieb an ihrer Seite, während sie dahinschritt, und die fünf überlebenden Brückenverbrenner folgten ihnen dichtauf.
     
    Sie kam an seine Seite, und ihre Blicke hingen wie die seinen an den Gestalten, die sich auf der Hügelkuppe um sie herum versammelten. »Weißt du, was ich mir wünsche?«
    Grantl schüttelte den Kopf. »Nein, Stonny. Was wünschst du dir?«
    »Dass Harllo hier wäre.«
    »Ja.«
    »Ich würde mich schon mit seinem Leichnam begnügen. Er gehört hierher, zu diesen anderen Gefallenen. Nicht unter einen kleinen Steinhaufen in der Mitte von Nirgendwo.«
    Harllo, warst du der erste Tote in diesem Krieg? Stand deine zerlumpte Schar für die ersten Verbündeten, die sich dieser Sache angeschlossen haben?
    »Erinnerst du dich an die Brücke?«, fragte Stonny. »Alles eingestürzt, und Harllo hockt auf einem Pfeiler und angelt. Damals haben wir Mondbrut gesehen, nicht wahr? Am südlichen Horizont ist sie nach Osten getrieben. Und jetzt sind wir hier, im

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