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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zuvor, da die Rekruten sich still verhielten. Langsam begann die Legion Gestalt anzunehmen.
    Die Rekruten waren jetzt in der Tat still und … aufmerksam, bemerkte Gamet, als er und die Mandata ungefähr dorthin zurückkehrten, wo sie zuvor gestanden hatten. Ein kleines Stück seitlich von ihnen befand sich der klaffende, rauchende Krater. Die Rekruten achteten weiter auf den Wahnsinnigen, der immer noch den Fetzer hoch über den Kopf hielt. Nach einem Augenblick trat die Faust zu Krake.
    »Du hast einen Adligen getötet?«, fragte er leise, während er die sich ordnenden Reihen musterte.
    »Stimmt, Faust, das hab’ ich.«
    »War er in der Kette der Hunde?«
    »Das war er.«
    »So wie du, Krake.«
    »Bis ich einen Speer durch die Schulter bekommen hab’. Wurde dann an Bord der Silanda gebracht. Die letzte Auseinandersetzung hab’ ich verpasst. Lenestro war … nur zweite Wahl. Ich wollte mit Pullyk Alar anfangen, aber der ist mit Mallick Rael davongerannt. Ich will sie alle beide, Faust. Kann sein, dass sie denken, der Streit war’ zu Ende, ist er aber für mich nicht.«
    »Ich würde mich freuen, wenn du mich auf das Angebot eines eigenen Kommandos festnageln würdest«, sagte Gamet.
    »Nein, danke, Faust. Ich bin bereits einem Trupp zugeteilt. Sergeant Saitens Trupp. Passt mir sehr gut.«
    »Woher kennst du ihn?«
    Krake warf ihm einen Blick zu, seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Mit ausdrucksloser Miene sagte er: »Hab’ ihn heute zum ersten Mal gesehen, Faust. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich schulde ihm einen Kuss.«
     
    Weniger als einen viertel Glockenschlag später stand Faust Gamets Achte Legion reglos in dichten, gleichmäßigen Reihen da. Mandata Tavore musterte sie von ihrem Platz an Gamets Seite, hatte aber noch kein Wort verloren. Krake und Sergeant Saiten hatten sich wieder in den Vierten Trupp der Neunten Kompanie eingereiht.
    Tavore schien zu einer Entscheidung gelangt zu sein. Sie winkte Faust Tene Baralta und Faust Blistig nach vorn, die kurz darauf schon neben Gamet standen und warteten. Die unscheinbaren Augen der Mandata richteten sich auf Blistig. »Eure Legion wartet in der Hauptstraße?«
    Der rotgesichtige Mann nickte. »Und schmilzt in der Hitze, Mandata. Aber der Knaller hat sie beruhigt.«
    Ihr Blick wanderte zu der Roten Klinge. »Faust Baralta?«
    »Sie sind jetzt ruhig, Mandata.«
    »Ich würde vorschlagen, dass die restlichen Soldaten kompanieweise antreten, nachdem ich die Achte habe wegtreten lassen und sie abmarschiert ist. Jede Kompanie wird sich aufstellen, und wenn sie fertig sind, wird die nächste folgen. Das mag zwar länger dauern, aber zumindest wird es keine Wiederholung dieses Chaos geben, das sich hier gerade abgespielt hat. Faust Gamet, seid Ihr zufrieden mit der Aufstellung Eurer Truppen?«
    »Ziemlich zufrieden, Mandata.«
    »Ich auch. Ihr könnt jetzt – «
    Sie sprach nicht weiter, denn sie bemerkte, dass die drei Männer abgelenkt waren. Sie sahen über ihre Schulter hinweg an ihr vorbei. Von den viertausend Soldaten, die inzwischen Haltung angenommen hatten, ging jetzt eine absolute Stille aus – kein Rascheln von Rüstungen, kein Husten mehr. Die Achte hielt geschlossen den Atem an.
    Gamet kämpfte darum, seinen ausdruckslosen Gesichtsausdruck beizubehalten, sogar als Tavore eine Augenbraue hochzog und ihn anblickte. Dann drehte sie sich langsam um.
    Das Kleinkind war aus dem Nichts gekommen, war niemandem aufgefallen, bis es genau an der Stelle stand, an der die Mandata zuerst gestanden hatte. Es zog eine ihm viel zu große rostrote Telaba hinter sich her, wie eine königliche Schleppe. Ein wirrer blonder Haarschopf umrahmte sein tief gebräuntes, pausbäckiges und dreckverschmiertes Gesicht, das sich den Rängen mit einer Miene gelassener Berechnung zuwandte.
    Ein ersticktes Keuchen drang aus den Reihen der Soldaten, dann trat jemand vor.
    Noch als der Mann die vorderste Reihe verließ, fiel der Blick des Kleinkinds auf ihn. Beide Ärmchen, bislang tief in den zu großen Ärmeln verborgen, streckten sich nach ihm aus. Ein Ärmel rutschte zurück und enthüllte eine winzige Hand – und diese Hand umklammerte einen Knochen. Einen menschlichen Oberschenkelknochen. Der Mann erstarrte mitten im Schritt.
    Die Luft über dem Exerzierplatz schien zu zischen wie ein lebendes Wesen, als die viertausend Soldaten aufstöhnten.
    Gamet unterdrückte einen Schauder und wandte sich an den Mann. »Hauptmann Keneb«, sagte er laut und bemühte

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