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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sich, das in ihm aufsteigende Grauen hinunterzuschlucken, »ich schlage vor, Ihr sammelt Euren kleinen Burschen ein. Und zwar jetzt sofort, bevor er anfängt zu … äh, zu schreien.«
    Mit rotem Kopf brachte Keneb einen zittrigen Gruß zustande und marschierte dann vorwärts.
    »Neb!«, schrie der kleine Junge, als der Hauptmann ihn hochhob.
    »Folgt mir!«, bellte Mandata Tavore Gamet an, während sie auf das Paar zuging. »Ihr seid Hauptmann Keneb, stimmt’s?«
    »Ich b-bitte um Entschuldigung, Mandata. Der Junge hat eine Amme, scheint aber fest entschlossen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihrer Obhut zu entschlüpfen – da hinten ist ein Friedhof – «
    »Ist das Euer Kind, Hauptmann?«, wollte Tavore gereizt wissen.
    »So gut wie, Mandata. Der Junge ist eine Waise aus der Kette der Hunde. Duiker, der Historiker, hat ihn meiner Obhut anvertraut.«
    »Hat er auch einen Namen?«
    »Wühler.«
    »Wühler?«
    Kenebs Schulterzucken hatte etwas Entschuldigendes. »Fürs Erste, Mandata. Der Name passt zu ihm – «
    »Und der Achten. Ja, das kann ich sehen. Bringt ihn der Amme, dieIhr angeheuert habt, zurück, Hauptmann. Und morgen feuert Ihr sie, und sucht Euch eine bessere … oder besser gleich drei. Wird der Junge die Armee begleiten?«
    »Er hat sonst niemanden, Mandata. Bei den Zivilisten, die dem Tross folgen, wird es noch andere Familien geben – «
    »Das ist mir klar. Kümmert Euch darum, Hauptmann Keneb.«
    »Es … es tut mir Leid, Mandata.«
    Aber sie hatte sich schon abgewandt, und nur Gamet hörte sie seufzen und murmeln: »Dafür ist es jetzt zu spät.«
    Und sie hatte Recht. Soldaten – selbst Rekruten – erkannten ein schlechtes Omen sofort. Ein Kind in den Fußstapfen der Frau, die diese Armee anführen wird. Und es hält einen von der Sonne gebleichten Oberschenkelknochen in die Höhe.
    Bei den Göttern hienieden …
     
    »Da soll mir doch einer die Eier des Vermummten auf ’nem Bratspieß rösten.«
    Der Fluch war ein tiefes Knurren, die Abscheu, die der Sprecher empfand, war unüberhörbar.
    Saiten schaute zu, wie Krake seine Tasche absetzte und unter das niedrige Bett schob. Der Stall war behelfsmäßig zu einer Truppenunterkunft umgebaut worden und beherbergte jetzt acht Trupps; der enge Raum roch nach frischem Schweiß … und nach entsetzlicher Angst. An der Pinkelgrube an der hinteren Wand ging es jemandem gar nicht gut.
    »Lass uns rausgehen, Krake«, sagte Saiten nach einem Augenblick. »Ich trommle noch eben Gesler und Borduke zusammen.«
    »Ich würde mich lieber betrinken«, murmelte der Sappeur.
    »Später werden wir genau das tun. Aber zuerst müssen wir eine kleine Besprechung abhalten.«
    Der andere Mann zögerte immer noch.
    Saiten stand von seiner Koje auf und trat dicht an ihn heran. »He, das ist wirklich wichtig.«
    »In Ordnung. Geh voraus … Saiten.«
    Wie sich herausstellte, stieß Stürmisch ebenfalls zu der Gruppe von Veteranen, die sich schweigend zwischen den bleichen Rekruten – viele von ihnen hielten die Augen geschlossen und murmelten stumm Gebete vor sich hin – hindurchschoben und hinaus auf den Hof gingen.
    Er war verlassen. Leutnant Ranal – der sich beim Appell als erbärmlich unfähig erwiesen hatte – war unverzüglich ins Haupthaus geflohen, sobald die Truppen angekommen waren.
    Alle Blicke waren auf Saiten gerichtet, der seinerseits die grimmigen Gesichter musterte, die sich um ihn versammelt hatten. Sie hatten keinen Zweifel daran, was die Bedeutung des Vorzeichens betraf, und Saiten war geneigt, ihnen zuzustimmen. Ein Kind führt uns in den Tod. Ein Schenkelknochen, der unseren Marsch symbolisiert, verwittert unter dem Fluch der Wüstensonne. Wir alle hier sind schon zu alt und haben zu viel gesehen, um uns darüber hinwegzutäuschen, dass diese Armee aus Rekruten sich jetzt schon für tot hält.
    Stürmischs zerschlagenes, rotbärtiges Gesicht nahm schließlich einen Ausdruck an, der zu bitter war, um noch sarkastisch zu sein. »Wenn du uns jetzt sagen willst, dass wir hier am Tor des Vermummten eine Chance haben, die Flut einzudämmen, Saiten, dann hast du den Verstand verloren. Die Jungs und Mädels da drin sind nichts Besonderes – die ganzen verdammten drei Legionen – «
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Saiten. »Schließlich ist keiner von uns blöd. Nein, alles, worum ich bitte, ist einen Moment lang sprechen zu dürfen. Ich allein. Ohne Unterbrechungen. Ich werde euch sagen, wenn ich fertig bin. Einverstanden?«
    Borduke drehte

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