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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wenigen altgedienten Offiziere und Unteroffiziere waren in einen titanenhaften Kampf mit einem viertausendköpfigen Ungeheuer verstrickt, das vergessen hatte, was es eigentlich war.
    Gamet sah Hauptmann Keneb, den Blistig ihm großzügigerweise als Kommandanten der Neunten Kompanie überlassen hatte, mit der flachen Seite seiner Klinge auf Soldaten einschlagen und sie in eine Reihe zwingen, die direkt hinter ihm wieder aufbrach, wenn andere Soldaten von hinten nachdrängten. In der vordersten Reihe befanden sich einige alte Soldaten, die versuchten, ihre Fersen in die Erde zu stemmen – rotgesichtige Sergeanten und Korporale, denen der Schweiß übers Gesicht rann.
    Fünfzehn Schritt hinter Gamet warteten die beiden anderen Fäuste ebenso wie die wickanischen Kundschafter unter dem Kommando von Temul. Auch Nil und Neder waren da, Admiral Nok hingegen glücklicherweise nicht – die Flotte hatte inzwischen die Anker gelichtet.
    Gamet zitterte und wünschte sich weit weg von hier – egal wohin, nur weg – und hätte die Mandata am liebsten mitgezerrt. Da er das nicht konnte, wollte er vortreten, wollte ihren direkten Befehl missachten und neben ihr Position beziehen.
    Jemand kam an seine Seite. Ein schwerer Ledersack fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, und als Gamet sich umwandte, sah er einen vierschrötigen Soldaten mit einem derben Gesicht unter einer Lederkappe. Der Mann hatte eine abgetragene, fleckige Uniform an, deren Purpurrot so stark verblasst war, dass es malvenfarben aussah. Darüber war ein Sammelsurium aus Ausrüstungsteilen, das allenfalls der halben Standard-Rüstung eines Seesoldaten entsprach. Der Neuankömmling trug keinerlei Rangabzeichen und betrachtete mit gleichgültiger Miene den brodelnden Mob.
    Gamet drehte sich noch weiter um und sah eine Armlänge hinter dem vordersten ein weiteres Dutzend heruntergekommener Männer und Frauen mit nicht ausgebesserten Rüstungsteilen und den unterschiedlichsten Waffen, von denen die wenigsten aus Malaz stammten.
    Die Faust wandte sich an den vordersten Mann. »Was seid ihr für Leute, im Namen des Vermummten?«
    »Tut mir Leid, dass wir zu spät kommen«, brummte der Soldat. »Andererseits könnte ich auch lügen«, fügte er hinzu.
    »Zu spät? Zu welchen Trupps gehört ihr? Zu welchen Kompanien?«
    Der Mann zuckte die Schultern. »Zu dieser und jener. Wir waren im Gefängnis von Aren. Warum waren wir da? Aus diesen und jenen Gründen. Aber jetzt sind wir hier, Faust. Ihr wollt, dass diese Kinder zur Räson gebracht werden?«
    »Wenn du das schaffst, Soldat, dann gebe ich dir ein eigenes Kommando.«
    »Nein, das werdet Ihr nicht tun. Ich hab’ hier in Aren einen Adligen aus Unta getötet. Einen Kerl namens Lenestro. Hab’ ihm eigenhändig das Genick gebrochen.«
    Inmitten der Staubwolken vor ihnen hatte sich ein Sergeant aus dem Mob gekämpft und näherte sich Mandata Tavore. Einen Augenblick lang hatte Gamet die schreckliche Vision, dass der Mann verrückt geworden war und sie an Ort und Stelle niederschlagen würde, doch er schob sein Kurzschwert in die Scheide zurück, als er vor ihr stehen blieb. Sie sprachen miteinander.
    Die Faust war zu einem Entschluss gekommen. »Komm mit mir, Soldat.«
    »Jawohl, Faust.« Der Mann griff nach seinem Ledersack.
    Gamet führte ihn zu Tavore und dem Sergeanten. Dann geschah etwas Merkwürdiges. Der Veteran an der Seite der Faust grunzte – und zwar genau im selben Augenblick, da der Blick des drahtigen Sergeanten mit dem rotgrau gesprenkelten Bart an der Mandata vorbei auf ihn fiel. Ein plötzliches breites Grinsen, eine schnelle Folge von Gesten – eine Hand hob sich, als würde sie einen unsichtbaren Felsen oder Ball halten, drehte sich dann, der Zeigefinger beschrieb einen Kreis, gefolgt von einem Zucken des Daumens gen Osten. Abgeschlossen wurde das Ganze von einem Schulterzucken. Als Antwort auf all das schüttelte der Soldat aus dem Gefängnis seinen Packsack.
    Die blauen Augen des Sergeanten weiteten sich.
    Gamet und der Soldat traten neben die Mandata, die der Faust einen verblüfften Blick zuwarf.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Mandata«, sagte Gamet und hätte noch mehr hinzugefügt, doch Tavore hob eine Hand und öffnete den Mund, um zu sprechen.
    Sie kam nicht dazu.
    Der Soldat an Gamets Seite wandte sich an den Sergeanten. »Zieh uns eine Linie, ja?«
    »Genau das mach ich.«
    Der Sergeant machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück zu den Reihen der vor und zurück wogenden

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