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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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irgendwas über einen nahe gelegenen Friedhof sagen hören? Freigeblasen, die Knochen für alle zu sehen. Ich schlage vor, wir gehen los und suchen ihn. Jetzt gleich. In Ordnung, ich bin fertig.«
    »Das war ein verdammter Oberschenkelknochen«, brummte Stürmisch.
    Gesler starrte seinen Korporal an.
     
    »Wir marschieren in zwei Tagen ab.«
    Bevor sonst noch was passiert, fügte Gamet der Ankündigung der Mandata lautlos hinzu. Er warf einen Blick zu Nil und Neder hinüber, die Seite an Seite auf der Bank vor der Mauer saßen. Beide wurden immer wieder von Schaudern durchlaufen; die Nachwirkungen der Macht des Vorzeichens, unter dessen Eindruck sie sich bleich in die Ecke kauerten.
    Geheimnisse suchten die Welt heim. Gamet hatte ihren Gänsehaut erzeugenden kalten Hauch schon früher verspürt, ein Widerhall der Macht, die nicht von einem Gott stammte, aber nichtsdestotrotz existierte. Genauso unerbittlich wie die Naturgesetze. Wahrheiten unter dem Knochen. Seiner Meinung nach wäre der Imperatrix mehr damit gedient, wenn sie die Vierzehnte unverzüglich auflösen würde. Man hätte die Einheiten wohl überlegt neu zusammenstellen und ihnen im ganzen Imperium neue Aufgaben erteilen können. Und eben ein Jahr auf eine neue Welle von Rekruten warten müssen.
    Die Worte, die Mandata Tavore nun an diejenigen richtete, die im Raum versammelt waren, schienen Gamets Gedanken direkt aufzunehmen. »Wir können es uns nicht erlauben«, sagte sie, wobei sie auf und ab schritt, was gar nicht typisch für sie war. »Die Vierzehnte darf nicht schon besiegt sein, ehe sie auch nur einen Fuß vor die Mauern von Aren gesetzt hat. Wenn das geschieht, wird der ganze Subkontinent unwiederbringlich verloren sein. Da ist es besser, wir werden in der Raraku ausgelöscht. Zumindest wird das auch Sha’iks Streitkräfte schwächen.
    Zwei Tage.
    In der Zwischenzeit will ich, dass die Fäuste ihre Offiziere zusammenrufen – alle vom Rang eines Leutnants aufwärts. Teilt ihnen mit, dass ich jede Kompanie persönlich besuchen werde, und zwar werde ich heute Nacht damit beginnen. Lasst sie im Unklaren, welche ich zuerst besuchen werde – ich will, dass sie alle wachsam sind. Abgesehen von den Wachen, haben sich alle Soldaten in den Truppenunterkünften aufzuhalten. Behaltet besonders die Veteranen im Auge. Sie werden versuchen, sich zu betrinken und betrunken zu bleiben, solange sie können. Faust Baralta, nehmt Kontakt zu Orto Setral auf, und lasst ihn einen Trupp Rote Klingen zusammenziehen. Sie werden das Lager der Zivilisten, die dem Tross folgen, durchsuchen und jeglichen Alkohol konfiszieren, genau wie Durhang und alles andere, was die Einheimischen sonst noch besitzen, um die Sinne zu betäuben. Und dann zieht einen Zaun um das Lager. Irgendwelche Fragen? Gut. Ihr könnt alle wegtreten. Gamet, lasst T’amber zu mir schicken.«
    »Jawohl, Mandata.« Diese Nachlässigkeit ist aber gar nicht typisch. Außer mir hat hier noch niemand Eure parfümierte Geliebte zu Gesicht bekommen. Sie wissen natürlich alle Bescheid. Trotzdem …
     
    Draußen im Korridor tauschte Blistig ein kurzes Nicken mit Baralta aus und packte dann Gamet am Oberarm. »Wenn Ihr bitte mit uns kommen wollt.«
    Nil und Neder warfen ihnen einen Blick zu und eilten davon.
    »Nehmt Eure verdammte Hand von meinem Arm«, sagte Gamet leise. »Ich kann Euch auch folgen, ohne dass Ihr mich führt, Blistig.«
    Der Angesprochene ließ los.
    Sie fanden einen leeren Raum, der früher einmal benutzt worden war, irgendwelche Dinge an Haken aufzuhängen, die in Dreiviertelhöhe in die Wände eingelassen waren. Die Luft roch nach Wollfett.
    »Es ist so weit«, sagte Blistig ohne große Vorrede. »Wir können nicht in zwei Tagen aufbrechen, Gamet, und das wisst Ihr. Wir können überhaupt nicht aufbrechen. Schlimmstenfalls wird es eine Meuterei geben, bestenfalls unzählige Desertionen. Die Vierzehnte ist erledigt.«
    Der zufriedene Blick des Mannes ließ kochende Wut in Gamet aufsteigen. Er kämpfte einen Moment mit sich und schaffte es dann, seine Gefühle so weit unter Kontrolle zu bekommen, dass er Blistig in die Augen blicken und ihn fragen konnte: »Habt Ihr und Keneb dafür gesorgt, dass dieses Kind da draußen aufgetaucht ist?«
    Blistig wich zurück, als wäre er geschlagen worden. Sein Gesicht lief dunkel an. »Wofür haltet Ihr mich – «
    »Im Augenblick kann ich das nicht so recht sagen«, schnappte Gamet.
    Der ehemalige Kommandant der Garnison von Aren zupfte das Bändchen

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