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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Blätter der lebenden Bäume – Espen und Erlen und Ulmen – reichte ihnen nur bis zur Brust. In einiger Entfernung gab es ein paar größere Schwarzfichten. Die meisten sahen aus, als wären sie tot oder im Sterben.
    »Der alte Fluss kehrt zurück«, kommentierte Delum. »Dieser Wald ertrinkt allmählich.«
    Karsa grunzte. »Dieses Tal stößt auf andere Täler, die alle in nördlicher Richtung bis hinauf zur Buryd-Spalte verlaufen. Pahlk war einer von den Alten der Teblor, die sich dort vor sechzig Jahren versammelt haben. Der Fluss aus Eis, der die Spalte ausgefüllt hatte, war plötzlich gestorben und hatte zu schmelzen begonnen.«
    Bairoth, der hinter Karsa ritt, meldete sich zu Wort. »Wir haben niemals erfahren, was die Alten aller Stämme dort oben entdeckt haben, oder ob es war, was sie gesucht hatten.«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass sie irgendwas Besonderes gesucht haben«, murmelte Delum. »Der Tod des Eisflusses war in Hunderten von Tälern zu hören gewesen, so auch in unserem. Sind sie nicht einfach nur zur Spalte gereist, um zu sehen, was geschehen war?«
    Karsa zuckte die Schultern. »Pahlk hat mir von zahllosen Tieren erzählt, die jahrhundertelang im Eis eingefroren gewesen waren und nun plötzlich inmitten der zerschmetterten Blöcke sichtbar wurden. Fell und Fleisch waren aufgetaut, der Boden und der Himmel wimmelten von Krähen und Berggeiern. Es gab Elfenbein, doch es war größtenteils zu übel zugerichtet, um noch irgendetwas wert zu sein. Der Fluss hatte ein schwarzes Herz, das hatte sein Tod enthüllt, doch was auch immer sich in seinem Inneren befunden hatte, war entweder fort oder vernichtet. Aber auch so waren noch genügend Anzeichen für eine Schlacht übrig geblieben, die vor langer Zeit an jener Stelle stattgefunden haben musste. Die Knochen von Kindern. Steinwaffen, alle zerbrochen.«
    »Das ist mehr als ich jemals – « Bairoth verstummte, ohne seinen Satz zu beenden.
    Das Hufgetrappel ihrer Streitrosse hatte vom Laufgang widergehallt – und plötzlich mischte sich ein anderes, dumpferes Dröhnen in das Geräusch. Ungefähr vierzig Schritt vor ihnen machte der Laufgang einen Knick nach links und verschwand hinter Bäumen.
    Die Hundemeute fletschte stumm und warnend die Zähne und schnappte um sich. Karsa drehte sich um und sah, dass sich zweihundert Schritt hinter ihnen ein Dutzend Rathyd-Krieger zu Fuß auf dem Laufgang befanden, die Waffen in stummer Drohung erhoben.
    Doch das Dröhnen stammte von Hufen … Karsa drehte sich wieder nach vorn und sah, dass sechs Reiter um die Biegung geschossen kamen. Kriegsschreie erfüllten die Luft.
    »Macht mir Platz!«, brüllte Bairoth und trieb sein Pferd zunächst an Karsa und dann an Delum vorbei. Plötzlich war der Bärenschädel in der Luft; es schnalzte, als die Riemen sich spannten und Bairoth begann, den gewaltigen, zusammengeschnürten Schädel über seinem und dem Kopf des Pferdes mit beiden Händen herumzuwirbeln, während er die Knie bis zu den Schultern des Streitrosses hochgezogen hatte. Der herumwirbelnde Schädel erzeugte einen tiefen, brummenden Ton. Bairoths Pferd stürmte vorwärts.
    Die Rathyd-Reiter waren in vollem Galopp. Sie ritten immer zu zweit nebeneinander, auf beiden Seiten weniger als eine Armlänge vom Rand des Laufgangs entfernt.
    Sie waren bereits bis auf zwanzig Schritt an Bairoth herangekommen, als er den Bärenschädel losließ.
    Wenn zwei oder drei Wolfsschädel auf diese Weise benutzt wurden, konnte diese Waffe Pferde zum Stolpern bringen oder Beine brechen. Doch Bairoth hatte höher gezielt. Der Schädel traf das Streitross zur Linken mit solcher Wucht, dass er ihm die Brust zerschmetterte. Blut spritzte aus Maul und Nüstern. Im Stürzen brachte es das Pferd neben ihm aus dem Gleichgewicht – nur ein leichter Tritt mit dem Huf gegen die Schulter, doch ausreichend, um das Tier einen wilden Schwenk vollführen und seitlich den Laufgang hinunterstürzen zu lassen. Knochen brachen. Der Rathyd-Krieger flog über den Kopf seines Pferdes hinweg.
    Der Reiter des ersten Pferdes landete mit Knochen zerschmetternder Wucht auf dem Laufgang, direkt vor den Hufen von Bairoths Streitross. Und diese Hufe stampften blitzschnell immer wieder auf den Kopf des Mannes, verwandelten ihn in eine blutige Masse.
    Der Angriff kam ins Stocken. Ein anderes Pferd stürzte mit schrillem Wiehern über das wild auskeilende Tier, das den Laufgang blockierte.
    Bairoth stieß den gellenden Kriegsschrei der Uryd aus und trieb

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