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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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fliehenden Krieger gerichtet, zu denen sich mittlerweile die vier Jugendlichen gesellt hatten. »Ich bin Zeuge! Urugal ist Zeuge!«
    Nager, dessen grauschwarzes Fell unter Unmengen von Blut und anderen Flüssigkeiten kaum noch zu erahnen war, stellte sich japsend neben Karsa. Seine Muskeln zuckten, doch es waren keine Wunden zu sehen. Karsa warf einen Blick über die Schulter und sah, dass noch vier weitere Hunde übrig waren, während ein fünfter ein Vorderbein verloren hatte und nun etwas abseits einen roten Kreis auf den Laufgang hinkte.
    »Delum, binde dem da das Bein ab – wir werden die Wunde gleich ausbrennen.«
    »Welchen Nutzen könnte ein dreibeiniger Jaghund haben, Kriegsführer?«, fragte Bairoth, der schwer atmete.
    »Selbst ein dreibeiniger Hund hat Ohren und eine Nase, Bairoth Gild. Eines Tages wird er fett und mit grauer Nase vor meinem Herd liegen, das schwöre ich. Und nun – ist einer von euch verwundet?«
    »Nur Kratzer.« Bairoth zuckte die Schultern und drehte sich um.
    »Ich habe einen Finger verloren«, sagte Delum, während er einen Lederriemen aus seinem Packen holte und zu dem verletzten Hund trat. »Aber keinen wichtigen.«
    Noch einmal richtete Karsa den Blick auf die sich zurückziehenden Rathyd. Sie hatten beinahe eine Gruppe von Schwarzfichten erreicht. Der Kriegsführer schickte ihnen ein letztes höhnisches Lachen hinterher und legte dann Havok eine Hand auf die Stirn. »Mein Vater hat die Wahrheit gesagt, Havok. Ich habe noch nie ein Pferd wie dich geritten.«
    Bei seinen Worten richtete der Hengst ein Ohr auf. Karsa beugte sich nach vorn und legte seine Lippen an die Stirn des Tiers. »Wir beide, du und ich, wir werden zur Legende werden«, flüsterte er. »Zur Legende, Havok.« Er richtete sich wieder auf und musterte die Leichen, die auf dem Laufgang herumlagen. Er lächelte. »Es ist Zeit für unsere Trophäen, meine Brüder. Bairoth, hat dein Bärenschädel den Wurf überstanden?«
    »Ich glaube schon, Kriegsführer.«
    »Deine Tat hat uns den Sieg beschert, Bairoth Gild.«
    Der schwere Mann drehte sich um und musterte Karsa aus zusammengekniffenen Augen. »Du überraschst mich immer wieder aufs Neue, Karsa Orlong.«
    »So, wie deine Kraft mich immer wieder überrascht, Bairoth Gild.«
    Der Krieger zögerte kurz und nickte dann. »Ich bin zufrieden damit, dir zu folgen, Kriegsführer.«
    Das warst du schon immer, Bairoth Gild – und genau das ist der Unterschied zwischen uns beiden.

Kapitel Zwei
     
    Untersucht man den Boden mit scharfen, klaren Augen, so findet man Hinweise darauf, dass dieser Jaghut-Krieg in alter Zeit, der für die Kron T’lan Imass entweder der siebzehnte oder der achtzehnte gewesen sein musste, schrecklich schief gegangen war. Der Adept, der unsere Expedition begleitete, hat keinerlei Zweifel daran gelassen, dass im Innern des Laederon-Gletschers noch ein Jaghut am Leben war. Schrecklich verwundet zwar, doch noch immer im Besitz Furcht erregender magischer Kräfte. Außerhalb der Reichweite des Eisflusses (eine Reichweite, die in all den Jahren kleiner geworden ist), sind die zerschmetterten Überreste von T’lan Imass verstreut, schrecklich missgestaltete Knochen, die bis heute – wie das ganze Gebiet – nach dem wilden, tödlichen Gewirr namens Omtose Phellack riechen.
    Von den verzauberten Steinwaffen der Kron sind nur diejenigen übrig geblieben, die im Verlauf dieser Auseinandersetzung zerbrochen sind. Was zu der Überlegung führt, dass entweder Plünderer hier gewesen sein müssen oder die überlebenden T’lan Imass (einmal angenommen, es haben tatsächlich welche überlebt) sie mitgenommen haben.
    Die Nathii-Expedition von 1012
    Kenemass Trybanos, Chronist
     
    I
    ch glaube«, sagte Delum, während sie ihre Pferde vom Laufgang herunterführten, »dass der letzte Jagdtrupp umgekehrt ist.«
    »Die Seuche der Feigheit breitet sich aus«, knurrte Karsa. »Sie haben von Anfang an Verdacht geschöpft, dass wir ihr Land durchqueren wollen«, brummte Bairoth. »Dass unser erster Angriff nicht einfach nur ein Überfall war. Also werden sie unsere Rückkehr erwarten und wahrscheinlich noch Krieger aus anderen Dörfern herbeirufen.«
    »Das beunruhigt mich nicht, Bairoth Gild.«
    »Das weiß ich, Karsa Orlong, denn es gibt wohl nichts auf dieser Reise, was du nicht vorausgesehen hast. Doch wie dem auch sei, zwei weitere Täler der Rathyd liegen vor uns. Was ich gern wissen würde … Wir werden auf Dörfer stoßen – werden wir sie umgehen oder

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