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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hangabwärts.
    Karsa untersuchte sein zerbissenes Handgelenk, blickte dann auf den Hund hinunter und lachte. »Du hast den Geschmack von meinem Blut in deinem Maul, Bursche. Urugal eilt nun, um dein Herz zu umfangen, und so sind wir beide, du und ich, vereint. Komm, geh an meiner Seite. Ich werde dich Nager nennen.«
    Die Meute bestand aus elf ausgewachsenen und drei halbwüchsigen Hunden. Sie folgten Karsa und Nager, ließen ihren gefallenen Verwandten zurück – als unbestrittenen Herrscher über die Felsplatte unterhalb der Klippe. Bis die Fliegen kämen.
     
    Gegen Mittag stiegen die drei Uryd-Krieger und ihre Meute auf ihrem nach Südosten führenden Weg durch die Lande der Rathyd ins Zentrum der drei kleinen Täler hinab. Die Mitglieder des Jagdtrupps, dem sie auf der Spur waren, waren anscheinend schon ganz verzweifelt darüber, dass sie bei ihrer Suche so weit hatten reisen müssen. Außerdem wurde ihnen klar, dass die Krieger vor ihnen jede Berührung mit anderen Dörfern in diesem Gebiet vermieden hatten. Dass sie noch immer nichts erreicht hatten, war zu einer quälenden Schande für den Jagdtrupp geworden.
    Karsa war ein bisschen enttäuscht darüber, aber er tröstete sich damit, dass die Geschichte ihrer Taten sich dennoch verbreiten würde; es würde auf alle Fälle ausreichen, ihre Rückreise durch das Gebiet der Rathyd noch tödlicher und interessanter zu machen.
    Delum schätzte, dass der Jagdtrupp kaum mehr als einen drittel Tag voraus war. Die Jäger hatten ihr Tempo verlangsamt, Späher ausgesandt, die nach einer Spur suchen sollten, die noch gar nicht existierte. Karsa gestattete sich allerdings bei diesem Gedanken keine Häme; schließlich gab es noch zwei andere Jagdtrupps aus dem Rathyd-Dorf, die wahrscheinlich zu Fuß unterwegs waren und sich entsprechend vorsichtig bewegten, so dass sie auf ihrem Weg keine Spuren hinterließen. Sie konnten jederzeit den Pfad der Uryd kreuzen.
    Die Hundemeute blieb dicht an ihrer dem Wind zugewandten Seite, rannte ohne Anstrengungen neben den dahintrottenden Pferden her. Bairoth hatte einfach nur den Kopf geschüttelt, als Delum ihm von Karsas Heldentat erzählt hatte; von Karsas Zielen hatte ihm Delum merkwürdigerweise nichts erzählt.
    Sie erreichten die Talsohle, auf der überall Felsblöcke zwischen Birken, Schwarzfichten, Espen und Erlen herumlagen. Die Überreste eines Flusses sickerten durch das Moos und die verrottenden Baumstümpfe und bildeten schwarze Teiche, denen man nicht ansehen konnte, wie tief sie waren. Viele dieser Dolinen waren zwischen Felsen und umgestürzten Bäumen verborgen. Karsa und seine Begleiter verlangsamten deutlich ihr Tempo, als sie vorsichtig tiefer in den Wald eintauchten.
    Kurze Zeit später kamen sie zum ersten der schlammverschmierten, hölzernen Laufgänge, die die Rathyd dieses Tals vor langer Zeit gebaut hatten und immer noch leidlich in Ordnung hielten. Gras, das üppig aus den Fugen wuchs, zeigte deutlich, dass dieser Weg nur noch selten benutzt wurde, doch er führte in eine Richtung, die den Uryd-Kriegern gelegen kam, und daher stiegen sie ab und führten ihre Pferde auf den erhöhten Weg.
    Er ächzte und schwankte unter dem Gewicht von Pferden, Teblor und Hunden.
    »Am besten verteilen wir uns und gehen zu Fuß«, sagte Bairoth.
    Karsa kauerte sich hin und untersuchte die grob behauenen Baumstämme. »Das Holz ist immer noch gesund«, bemerkte er.
    »Aber die Pfähle sind auf Schlamm gebaut, Kriegsführer.«
    »Nicht auf Schlamm, Bairoth Gild, auf Torf.«
    »Karsa Orlong hat Recht«, sagte Delum und schwang sich wieder auf sein Streitross. »Der Weg mag schwanken, aber die Kreuzstreben darunter werden dafür sorgen, dass er sich nicht verzieht. Wir reiten in der Mitte. In einer Reihe hintereinander.«
    »Es hat nicht viel Sinn, diesen Weg zu nehmen, wenn wir dann wie Schnecken auf ihm entlangkriechen«, sagte Karsa zu Bairoth.
    »Aber es besteht doch das Risiko, dass wir viel besser zu sehen sein werden, Kriegsführer.«
    »Dann sollten wir machen, dass wir so schnell wie möglich vorankommen.«
    Bairoth verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ganz wie du sagst, Karsa Orlong.«
    Mit Delum an der Spitze ritten sie im leichten Galopp in der Mitte des Laufgangs dahin. Die Meute folgte ihnen. Zu beiden Seiten waren abgestorbene Birken die einzigen Bäume, die bis in Augenhöhe der berittenen Krieger reichten. In ihren kahlen schwarzen Ästen hingen unzählige Raupennester. Der raschelnde Baldachin der staubgrünen

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