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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hat, liegt da drin.«
    »Zweifellos ist er da hineingekrochen, um zu sterben«, schnaubte Karsa höhnisch. »Lass uns zu Bairoth zurückkehren. Die Pferde können hier bleiben, wo sie geschützt sind. Wir werden draußen schlafen.«
    Die beiden Krieger drehten sich um und gingen zum Eingang der Höhle zurück. Hinter ihnen blieb Nager noch einen Augenblick länger neben dem Steinhaufen stehen. Die Rückwand wurde nicht mehr von der Sonne beschienen, und die Höhle hatte sich mit Schatten gefüllt. Die Augen des Hundes flackerten in der Dunkelheit.
    Zwei Nächte später saßen sie auf ihren Pferden und blickten ins Tal der Sunyd hinunter. Der Plan, Rathyd als Verfolger hinter sich herzuziehen, war fehlgeschlagen, denn die letzten beiden Dörfer, durch die sie gekommen waren, waren schon lange verlassen gewesen. Die umliegenden Pfade waren zugewuchert, und der Regen hatte die Holzkohle aus den Feuerstellen geschwemmt, so dass davon nur rot umrandete, schwarze Flecken in der Erde übrig geblieben waren.
    Und jetzt konnten sie zwar das Tal der Sunyd in seiner ganzen Länge und Breite überblicken, doch sie sahen kein einziges Feuer.
    »Sie sind geflohen«, murmelte Bairoth.
    »Aber nicht vor uns«, entgegnete Delum, »sofern die Dörfer der Sunyd genauso aussehen wie die letzten Rathyd-Dörfer. Diese Flucht liegt schon lange zurück.«
    Bairoth grunzte. »Und wohin sind sie gegangen?«
    Karsa zuckte die Schultern. »Nördlich von hier gibt es auch noch Täler der Sunyd. Ein Dutzend oder mehr. Und auch noch ein paar im Süden. Vielleicht hat es eine Spaltung gegeben. Eigentlich spielt das für uns keine Rolle, außer, dass wir keine weiteren Trophäen mehr einsammeln werden, bis wir zum Silbersee kommen.«
    Bairoth rollte die Schultern. »Kriegsführer, wenn wir beim Silbersee ankommen, werden wir unseren Überfall dann im Licht der Sonne durchführen oder unter dem Rad der Sterne? Da das Tal hier leer vor uns liegt, könnten wir nachts lagern. Diese Pfade sind uns nicht vertraut, so dass wir im Dunkeln langsam gehen müssen.«
    »Du sprichst die Wahrheit, Bairoth Gild. Unser Überfall wird bei Tageslicht stattfinden. Steigen wir zur Talsohle hinab und halten nach einem Platz für unser Lager Ausschau.«
    Als die Uryd-Krieger die Talsohle erreichten und einen geeigneten Lagerplatz fanden, hatte das Rad der Sterne bereits ein Viertel seiner nächtlichen Reise zurückgelegt. Delum hatte während des Abstiegs mit Hilfe der Hunde ein halbes Dutzend Felsenhasen getötet, die er jetzt häutete und auf Bratspieße steckte, während Bairoth ein kleines Feuer entfachte.
    Karsa kümmerte sich zunächst um die Pferde und setzte sich dann zu seinen beiden Kameraden an die Feuerstelle. Sie saßen da und warteten schweigend darauf, dass das Fleisch fertig wurde; der sanfte Geruch und das leise Zischen wirkten nach so vielen rohen Mahlzeiten merkwürdig unvertraut. Karsa spürte eine gewisse Mattigkeit in seinen Muskeln, und erst jetzt bemerkte er, wie erschöpft er eigentlich war.
    Die Hasen waren fertig. Die drei Krieger aßen schweigend.
    »Delum hat mir von den Zeichen in der Höhle erzählt«, sagte Bairoth, als sie ihre Mahlzeit beendet hatten.
    Karsa warf Delum einen düsteren Blick zu. »Delum Thord hat gesprochen, obwohl er eigentlich hätte schweigen sollen. Das in der Höhle waren nichts weiter als die fiebrigen Fantastereien eines Wahnsinnigen.«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, fuhr Bairoth ungerührt fort, »und ich glaube, dass sich hinter diesen Fantastereien eine Wahrheit verbirgt, Karsa Orlong.«
    »Ein sinnloser Glaube, Bairoth Gild.«
    »Das würde ich nicht sagen, Kriegsführer. Die Namen der Stämme – ich stimme mit Delum überein, wenn er sagt, dass darunter auch Namen unserer Stämme waren. ›Urad‹ klingt viel zu ähnlich wie Uryd, um nur einfach ein Zufall zu sein – vor allem, wenn drei von den anderen Namen unverändert sind. Zugegeben, einer dieser Stämme ist seither verschwunden, aber selbst unsere eigenen Legenden erzählen flüsternd von einer Zeit, in der es mehr Stämme gegeben hat als jetzt. Und dann sind da noch die beiden Worte, die du nicht kanntest, Karsa Orlong. ›Große Dörfer‹ und ›gelbe Borke‹ – «
    »Das waren sie nicht!«
    »Das stimmt, aber es ist das, was Delum sich zusammenreimen konnte. Karsa Orlong, die Hand, die diese Worte niedergeschrieben hat, stammte von einem Ort und aus einer Zeit der Hochkultur, einem Ort und einer Zeit, da die Sprache der Teblor weitaus

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