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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Rücken. Aber es war die flache Seite einer Hacke gewesen, die Nager gefällt hatte, ein zweihändig geführter Schlag von hinten – die Tat eines Feiglings. Nur das allein zählte.
    Er schwang sich auf die staubigen Bretter der Plattform, stapfte leise durch die Öffnung, während er erneut sein Schwert zog.
    Von unten konnte er schwere, abgehackte Atemzüge hören. Dazwischen erklang immer wieder ein leises Wimmern – eine Stimme, die zu den Göttern betete, die das Kind verehrte … welche auch immer das sein mochten.
    Karsa machte sich auf den Weg zu dem klaffenden Loch in der Mitte des Heubodens, wobei er sorgfältig darauf achtete, mit seinen Mokassins nicht zu schlurfen, damit kein Sägemehl zwischen den Bodenbrettern hindurchrieselte. Er trat an den Rand und blickte nach unten.
    Der Narr kauerte direkt unter ihm – zitternd, die Hacke in der Hand – und ließ die verriegelte Tür nicht aus den Augen. Er hatte sich vor Angst nass gemacht.
    Karsa packte sein Schwert andersherum, hielt es jetzt so, dass die Schwertspitze nach unten zeigte, und ließ sich dann von der Kante fallen.
    Die Schwertspitze bohrte sich von oben in den Schädel des Mannes, die Klinge glitt durch Knochen und Hirn. Als Karsas volles Gewicht auf dem Boden des Lagerhauses aufkam, gab es ein lautes, splitterndes Geräusch. Sowohl der Teblor als auch sein Opfer brachen durch die Bodenbretter und stürzten hinab in den Keller. Zerschmetterte Holzbohlen prasselten rings um sie herunter. Der Keller war tief – fast so tief, wie Karsa groß war – und roch nach eingepökeltem Fisch. Im Moment war er allerdings leer.
    Noch halb betäubt von dem Sturz, tastete Karsa fieberhaft nach seinem Schwert, doch er konnte es nicht finden. Es gelang ihm, seinen Kopf ein Stück weit zu heben, und er sah etwas aus seiner Brust ragen, ein rotes, halb zersplittertes Stück Holz. Er hatte sich, wie er erheitert feststellte, selbst gepfählt. Mit einer Hand tastete er weiter nach dem Schwert, auch wenn er sich ansonsten nicht bewegen konnte, doch er fand nur Holzstückchen und Fischschuppen, die, schmierig vom Salz, an seinen Fingerspitzen kleben blieben.
    Über ihm waren Schritte zu hören. Blinzelnd starrte Karsa nach oben, als ein Kreis aus behelmten Gesichtern sich langsam in sein Blickfeld schob. Dann erschien das Gesicht eines anderen Kindes; dieses Kind trug keinen Helm, seine Stirn war mit einer Stammestätowierung verziert, sein Gesichtsausdruck merkwürdig freundlich. Es gab einen hitzigen, wütenden Wortwechsel, dann gestikulierte das tätowierte Kind, und alle anderen wurden still. Im Sunyd-Dialekt der Teblor sagte der Mann: »Falls du da unten stirbst, Krieger, wirst du zumindest einige Zeit frisch bleiben.«
    Karsa versuchte ein weiteres Mal aufzustehen, doch der Holzschaft hielt ihn fest. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und bleckte die Zähne.
    »Wie heißt du, Teblor?«, fragte das Kind.
    »Ich bin Karsa Orlong, der Enkel von Pahlk – «
    »Pahlk? Der Uryd, der uns vor Jahrhunderten einen Besuch abgestattet hat?«
    »Um Dutzende von Kindern zu erschlagen – «
    Der Mann nickte ernst, während er ihn unterbrach. »Kinder – ja, es ist verständlich, dass deine Art uns so nennt. Aber Pahlk hat niemanden getötet, nicht gleich zu Anfang. Er ist vom Pass heruntergekommen, halb verhungert und im Fieber. Die ersten Bauern, die sich hier niedergelassen hatten, haben ihn bei sich aufgenommen und wieder aufgepäppelt. Erst dann hat er sie alle umgebracht und ist geflohen. Nun gut, nicht alle. Ein Mädchen ist entkommen, ist am Südufer des Sees entlang nach Orbs gegangen und hat in der dortigen Garnison erzählt – nun, sie hat ihnen alles erzählt, was sie über die Teblor wissen mussten. Mittlerweile haben uns unsere Sunyd-Sklaven natürlich noch viel mehr erzählt. Ihr seid Uryd. Wir sind noch nicht bis zu deinem Stamm gekommen – ihr habt noch keine Kopfjäger gesehen, aber das werdet ihr noch. Binnen eines Jahrhunderts wird es selbst in den abgeschiedensten Winkeln des Laederon-Plateaus keine Teblor mehr geben, da halte ich jede Wette. Die einzigen Teblor, die es dann noch gibt, werden Brandzeichen und Ketten tragen. Und auf den Fischerbooten mit Netzen hantieren, wie es die Sunyd jetzt tun. Sag mir, Karsa, erkennst du mich?«
    »Du bist derjenige, der uns oberhalb des Passes entkommen ist. Der zu spät gekommen ist, um die anderen Kinder – seine Kameraden – zu warnen. Der, wie ich jetzt weiß, voller Lügen ist. Deine winzige

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