Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
folgte ein kurzer Wortwechsel, der mit dem gleichgültigen Schulterzucken eines Soldaten endete.
    Karsa wurde noch einmal hochgehoben, wobei an jedem Arm und Bein zwei Tiefländer anpackten; die Männer mussten sich anstrengen, um ihn zu halten, während sie ihn zur Tür des Lagerhauses trugen.
    Das Blut strömte langsamer aus seinen Wunden, der Schmerz zog sich hinter eine dumpfe geistige Mattigkeit zurück. Karsa starrte zum blauen Himmel hinauf, während ihn die Soldaten in die Mitte der Straße trugen; ringsum hörte er die Geräusche einer großen Menschenmenge. Er wurde hingesetzt und gegen ein Wagenrad gelehnt – und dann sah er Bairoth Gild.
    Er war an einem anderen, viel größeren Speichenrad festgebunden, das seinerseits an Stützpfeilern lehnte. Der massige Krieger war mit Wunden übersät. Ein Speer war ihm in den Mund gestoßen worden und knapp unter seinem linken Ohr wieder ausgetreten; der Speerstoß hatte den Unterkiefer zerschmettert, Knochen glänzten rot inmitten von zerfetztem Fleisch. Bairoths gesamter Rumpf war mit tief eingedrungenen Armbrustbolzen gespickt.
    Doch seine Augen waren klar, als sein Blick sich mit dem von Karsa kreuzte.
    Stadtbewohner füllten die Straßen, wurden jedoch von einer Reihe von Soldaten zurückgehalten. Wütende Rufe und Flüche erfüllten die Luft, dann und wann unterbrochen von lautem Jammern und Wehklagen.
    Der Wächter bezog zwischen Karsa und Bairoth Position, sein Gesichtsausdruck hatte etwas spöttisch Nachdenkliches. Dann wandte er sich an Karsa. »Dein Kamerad hier will uns nichts über die Uryd erzählen. Wir wollen wissen, wie viele Krieger es bei euch gibt, wie viele Dörfer es sind und wo sie sich befinden. Wir wollen auch gern mehr über die Phalyd wissen, von denen es heißt, dass sie genauso wild sind wie ihr. Aber er sagt nichts.«
    Karsa fletschte die Zähne. »Ich, Karsa Orlong, lade euch ein, tausend eurer Krieger zu schicken, um gegen uns Uryd Krieg zu führen. Keiner wird zurückkehren, aber die Trophäen werden bei uns bleiben. Schickt zweitausend. Es spielt keine Rolle.«
    Der Wächter lächelte. »Dann wirst du also auf unsere Fragen antworten, Karsa Orlong?«
    »Das werde ich, denn was ich sage, wird euch nichts nützen – «
    »Hervorragend.« Der Wächter gab einem anderen einen Wink mit einer Hand. Ein Tiefländer trat an Bairoth Gild heran, zog sein Schwert.
    Bairoth grinste Karsa höhnisch an. Er knurrte etwas – ein undeutliches Gurgeln, doch Karsa verstand trotzdem. »Führe mich, Kriegsführer!«
    Das Schwert fuhr herab. Glitt durch Bairoths Hals. Blut spritzte, der Kopf des massigen Kriegers zuckte zurück, rollte über eine Schulter und landete dann mit einem satten, dumpfen Geräusch auf dem Boden.
    Die Stadtbewohner brachen in wildes, schadenfrohes Geschrei aus.
    Der Wächter trat zu Karsa. »Freut mich zu hören, dass du mit uns zusammenarbeiten willst. Das rettet dir das Leben. Wenn du uns alles gesagt hast, was du weißt, kommst du in Meister Silgars Sklavenhorde. Ich glaube allerdings nicht, dass du mit den Sunyd auf den See hinausfahren wirst. Ich fürchte, du wirst niemals mit den Netzen hantieren, Karsa Orlong.« Er drehte sich um, als ein schwer bewaffneter Soldat auftauchte. »Oh, da ist der malazanische Hauptmann. Es war wirklich Pech, Karsa Orlong, dass ihr ausgerechnet zu dem Zeitpunkt angreifen musstet, als die malazanische Kompanie auf ihrem Weg nach Bettrys hier eingetroffen ist. Nun, vorausgesetzt, der Hauptmann hat keine Einwände, wollen wir dann mit der Befragung beginnen?«
     
    Die beiden Gräben der Sklavengrube befanden sich unter dem Fußboden eines großen Lagerhauses in der Nähe des Sees; man gelangte durch eine Falltür und eine von Schimmel überzogene Treppe zu ihnen hinunter. In dem einen Graben waren im Augenblick nur ein halbes Dutzend Tiefländer an den Baumstamm angekettet, der in der Mitte verlief, doch es gab noch freie Fesseln, die für die Sunyd gedacht waren, die irgendwann vom See zurückkehren würden. Im anderen Graben befanden sich die Kranken und die Sterbenden. Ausgemergelte Tiefländer, zusammengekrümmte Gestalten, die in ihrem eigenen Dreck hockten, manche leise stöhnend, die anderen stumm und reglos.
    Nachdem Karsa die Uryd und ihre Lande beschrieben hatte, war er zu diesem Lagerhaus geschleppt und im zweiten Graben angekettet worden, dessen Seiten angeschrägt und mit feuchtem Lehm abgedichtet waren. Der Balken verlief in der Mitte, entlang der schmalen, flachen Sohle, halb

Weitere Kostenlose Bücher