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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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leicht ablenken. Es muss im Moment noch irgendetwas anderes geschehen. Wir haben getan, was wir konnten, Mandata. Zumindest werden die Wüstenkrieger kaum eine Chance haben, das Geheimnis zu enthüllen, selbst wenn sie einen Schamanen bei sich haben.«
    »Du hast gesagt, es muss noch etwas anderes geschehen. Was genau?«
    Bevor sie antworten konnte, sagte Gamet: »Ich bitte um Entschuldigung, Mandata. Ich werde jetzt aufbrechen.«
    »Natürlich.«
    Die Faust verließ das Zelt, während Tavore und die wickanischen Waerlogas ihr Gespräch wieder aufnahmen. Ein Nebel senkte sich auf Gamets Gedanken herab, die Augenblicke vor einem Kampf, wenn die Unsicherheit Unbehagen und Verwirrung hervorrief. Er hatte schon gehört, dass andere Kommandanten von diesen Gefühlen heimgesucht wurden, doch er hätte nicht erwartet, dass sie auch ihn befallen könnten. Das Rauschen seines Blutes errichtete eine Mauer aus Geräuschen, die die Welt um ihn herum dämpfte. Und es schien, als wären auch seine anderen Sinne betäubt.
    Als er zu seinem Pferd ging, das von einem Soldaten gehalten wurde, schüttelte er den Kopf und versuchte ihn so klar zu bekommen. Falls der Soldat etwas zu ihm sagte, als er die Zügel nahm und sich in den Sattel schwang, hörte er es nicht.
    Die Mandata war von seiner Entscheidung, in die Schlacht zu reiten, nicht begeistert gewesen. Doch die höhere Beweglichkeit war nach Gamets Auffassung das Risiko wert. Er ritt in einem leichten Galopp durch das Lager. Man hatte die Feuer ausgehen lassen, was dem Szenario um ihn herum etwas eigenartig Ätherisches verlieh. Er kam an Gestalten vorbei, die um glimmende Kohlen kauerten, und er neidete ihnen ihre Freiheit. Als einfacher Soldat war sein Leben unkomplizierter gewesen. Gamet hatte angefangen, an seiner Fähigkeit, Befehle zu erteilen, zu zweifeln.
    Man erringt Weisheit keineswegs nur, indem man älter wird. Aber es ist mehr als das, oder? Klar, sie hat mich zur Faust gemacht und mir eine Legion gegeben. Und die Soldaten grüßen mich natürlich, wenn sie vorbeikommen – doch, dem Vermummten sei Dank, natürlich nicht hier, auf feindlichem Gebiet. Nein, all dieses Drumherum ist keine Garantie für meine Fähigkeiten.
    Diese Nacht wird meine erste Prüfung werden. Bei den Göttern, ich hätte im Ruhestand bleiben sollen. Ich hätte ihrer Beharrlichkeit – verdammt, ihrer Anmaßung –, dass ich ihren Wünsche schon nachkommen würde, widerstehen sollen.
    Er war zu dem Schluss gekommen, dass er eine Schwäche besaß. Ein Narr hätte solch eine … fügsame Gelassenheit vielleicht sogar als Tugend bezeichnet. Doch er wusste es besser.
    Er ritt weiter. Der Nebel in seinen Gedanken wurde immer dichter.
     
    Achthundert Krieger kauerten reglos, geisterhaft zwischen den in der Ebene verstreuten Felsblöcken. Da sie matte Rüstungen und Telabas in der Farbe des sie umgebenden Geländes trugen, waren sie praktisch unsichtbar, und Corabb Bhilan Thenu’alas spürte eine Woge aus dunklem Stolz in sich aufsteigen, während ein anderer Teil von ihm sich über Leomans fortgesetztes … Zaudern wunderte.
    Ihr Kriegshäuptling lag zehn Schritt weiter vorn flach auf einer kleinen Erhebung. Er hatte sich schon einige Zeit nicht mehr bewegt. Trotz der Kühle prickelten Schweißtropfen unter Corabbs Rüstung, und er wechselte erneut den Griff an dem unvertrauten Tulwar in seiner rechten Hand. Er hatte immer Äxte oder axtähnliche Waffen bevorzugt – etwas mit einem Schaft, den er bei Bedarf auch mit seiner anderen Hand packen konnte. Er mochte die geschliffene Klinge nicht, die bis zum Heft reichte, und wünschte sich, er hätte die Zeit, um ihre obere Hälfte stumpf zu schleifen.
    Ich bin ein Krieger, der nah an seinem Körper keine scharf geschliffenen Schneiden ertragen kann. Welche Geister hatten bloß die Idee, aus mir solch eine Verkörperung verworrener Ironie zu machen? Ich verfluche sie alle.
    Er konnte nicht mehr länger warten und kroch langsam vorwärts, bis er neben Leoman von den Dreschflegeln ankam.
    Jenseits der Kuppe erstreckte sich eine weitere Senke, hügelig und dicht mit dornigem Buschwerk bewachsen. Sie säumte das malazanische Lager und war zwischen sechzig und siebzig Schritt breit.
    »Es ist ziemlich dumm, ausgerechnet hier Halt zu machen«, murmelte Corabb. »Ich glaube, von dieser Mandata haben wir nichts zu befürchten.«
    Leoman stieß langsam und zischend den Atem aus. »Stimmt. Reichlich Deckung, um uns anzuschleichen.«
    »Und worauf warten wir

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