SdG 07 - Das Haus der Ketten
weiterer Beweis für ihre Unfähigkeit.
Er packte seinen Tulwar fester, machte fünfzehn Schritt vom nächsten Stützpunkt entfernt Halt. Er konnte bereits die Helme von mindestens zwei malazanischen Soldaten sehen, die aus den Löchern spähten, die sie gegraben hatten. Corabb konzentrierte sich darauf, langsam und gleichmäßig zu atmen, und wartete auf das Signal.
Gamet zügelte sein Pferd am Rand des jetzt verlassenen Lagers der Seesoldaten. Der leise Ruf hatte sich mittlerweile sicher in der restlichen Armee verbreitet und die Feldscher und Heiler geweckt. Natürlich nur vorbeugend, denn man konnte unmöglich vorhersagen, ob die Wüstenkrieger über den Zugang angreifen würden, den die Mandata ihnen bereitet hatte. Angesichts der Tatsache, dass es auf allen anderen Seiten entweder natürliche Hindernisse oder leicht zu verteidigende Positionen gab, war es gut möglich, dass die allzu offensichtliche Einladung den Anführer der Wüstenkrieger stutzig machte. Während Gamet wartete, gelangte er allmählich zu der Überzeugung, dass nichts geschehen würde, zumindest nicht heute Nacht. Wie groß war denn schon die Chance, dass ein weiterer Tagesmarsch die Armee erneut zu einem Gelände bringen würde, das für ihre Pläne so vortrefflich geeignet war?
Er lehnte sich im Sattel zurück, die merkwürdige, widerliche Mattigkeit in seinen Gedanken vertiefte sich noch. Wenn das überhaupt möglich war, dann war die Nacht mittlerweile noch dunkler geworden, obwohl die Sterne sich bemühten, den Schleier aus Staubschwaden zu durchbrechen.
Eine Kapmotte flatterte ihm vor dem Gesicht herum und ließ ihn unwillkürlich zurückschrecken. Ist das ein Vorzeichen? Er schüttelte sich und streckte sich erneut. Noch drei Glockenschläge bis zur Dämmerung. Doch heute würde es kein Signal zum Sammeln geben, und die Seesoldaten würden sich morgen, während des Marschs, auf den Wagen ausruhen müssen. Und ich sollte genau das auch besser tun, falls wir so was noch mal wiederholen wollen -
Auf- und abschwellendes Wolfsgeheul durchbrach die Stille der Nacht. Obwohl Corabb darauf gewartet hatte, überraschte es ihn doch so sehr, dass er für einen Augenblick erstarrte. Links und rechts von ihm erhoben sich Krieger aus ihrer Deckung und rannten auf das Hügelgrab zu. Pfeile glitten flüsternd durch die Luft, trafen mit einem satten, knirschenden Geräusch auf die gut sichtbaren Helme. Er sah einen der Helme durch die Luft davonwirbeln – und ihm wurde klar, dass dieser Helm nicht auf dem Kopf eines Soldaten gesessen hatte.
Ein leichtes Unbehagen -
Kriegsschreie erfüllten die Luft. Das Schimmern schwer gerüsteter Gestalten, die sich auf den Hügelgräbern erhoben, die Armbrüste gesenkt. Kleinere Objekte flogen durch die Luft, eines davon krachte fünf Schritt rechts von Corabb auf den Boden.
Eine Detonation, die sich schmerzhaft in seine Ohren fraß. Der Luftdruck warf ihn zur Seite, er stolperte und stürzte über einen Dornbusch.
Mehrfache Explosionen – Flammen schossen hoch und beleuchteten die Szenerie -
Als das Wolfsgeheul ertönte, machte Fiedler sich unter seiner Tarnung aus Sand und Gestrüpp noch flacher. Keinen Augenblick zu früh, denn einen Herzschlag später trat ihm ein Wüstenkrieger, der über ihn hinwegrannte, auf den Rücken.
Die Hügelgräber hatten ihre Aufgabe erfüllt – die Angreifer zu bestimmten Stellungen zu locken, die auf den ersten Blick isoliert wirkten. Jeweils einer von drei Trupps hatte sich dem Feind gezeigt; die beiden anderen Trupps waren mehr als einen Glockenschlag früher hier gewesen, um zwischen den Hügelgräbern Deckung zu suchen.
Und jetzt war die Falle zugeschnappt.
Der Sergeant hob den Kopf und sah ein Dutzend Angreifer, die ihm den Rücken zuwandten, zwischen seinem und Bordukes Stützpunkt. Ihr Angriff kam ins Stocken, als drei von ihnen plötzlich zu Boden fielen, von Armbrustbolzen getroffen.
»Hoch, verdammt!«, zischte Fiedler.
Um ihn herum standen seine Soldaten auf und schüttelten staubigen Sand und Zweige ab.
Tief geduckt und mit der für Knaller gedachten Armbrust in den Armen, setzte der Sergeant sich in Bewegung, weg von Bordukes Position. Geslers Seesoldaten reichten voll und ganz aus, um den Trupp auf dem Hügelgrab zu unterstützen. Fiedler hatte eine ganze Menge Wüstenkrieger – bestimmt zweihundert – auf dem Grat jenseits der Senke gesehen und vermutete, dass sie den Hinterhalt umgehen wollten. Zwar lag vor ihnen ein überaus schmaler
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