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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zurückzuziehen, wurden sie nach ein paar Schritten zur Strecke gebracht. Von Lanzen und Wurfspeeren aufgespießt. Unter hämmernden Hufen zu Tode getrampelt.
    Gamet verstand ihr Entsetzen, sah mit einer gewissen Befriedigung den Schrecken auf ihren Gesichtern, als er und seine Kameraden sie töteten.
    Er konnte jetzt das Schlachtlied hören, das anschwoll und wieder abebbte wie Wogen an einem kiesigen Strand, aber dennoch einem Höhepunkt entgegenstrebte, der erst noch kommen würde – schon bald kommen würde. Bald. Oh, ja, wir haben ein Lied gebraucht. Wir haben lange Zeit auf so ein Lied gewartet. Um unseren Taten, unseren Kämpfen Ehre zu erweisen. Unserem Leben und unserem Tod. Wir haben eine eigene Stimme gebraucht, damit unsere Geister marschieren konnten, weiter und immer weiter.
    In die Schlacht.
    In den Krieg.
    Um diese Mauern aus zusammengefallenen Tonziegeln und Sand zu bemannen. Um die knochentrockenen Häfen zu verteidigen, die toten Städte, die einst von alten Träumen erleuchtet waren und Spiegelungen des Lebens über das warme, flache Meer geworfen haben.
    Sogar Erinnerungen müssen verteidigt werden.
    Sogar Erinnerungen.
    Er kämpfte weiter, Seite an Seite mit seinen dunklen Krieger-Kameraden – und fing an, Zuneigung zu ihnen zu empfinden, zu diesen treuen Kameraden. Als schließlich der Krieger mit dem Drachenhelm zu ihm herangeritten kam und vor ihm sein Pferd zügelte, schwenkte Gamet grüßend sein Schwert.
    Der Reiter lachte erneut. Griff mit einem von Blutspritzern übersäten gepanzerten Handschuh nach oben, schob das Visier hoch – und zum Vorschein kam das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau, deren von einem Netz aus Wüstenfältchen umgebene Augen überraschend blau waren.
    »Es gibt noch mehr!«, rief Gamet – doch selbst in seinen eigenen Ohren hörte sich seine Stimme an, als käme sie von ganz weit her. »Mehr Feinde! Wir müssen reiten!«
    Ihre weißen Zähne blitzten, als sie erneut lachte. »Nicht gegen die Stämme, mein Freund! Sie sind Verwandte. Diese Schlacht ist vorüber – morgen werden andere ihr Blut vergießen. Wir marschieren zur Küste – wirst du dich uns anschließen?«
    Er sah mehr als soldatisches Interesse in ihren Augen.
    »Das werde ich.«
    »Du würdest deine Freunde verlassen, Gamet Ul’Paran?«
    »Für dich - ja.«
    Ihr Lächeln, und das Lachen, das auf dieses Lächeln folgte, stahl dem alten Mann das Herz.
    Ein letzter Blick auf die anderen Rampen zeigte keinerlei Bewegung. Die Wickaner im Osten waren weitergeritten, obwohl eine einsame Krähe noch am Himmel kreiste. Die Malazaner im Westen hatten sich zurückgezogen. Und die Schmetterlinge waren verschwunden. In den Gräben der Hundeschlächter blieben eine Stunde vor Anbruch der Morgendämmerung nur die Toten zurück.
    Rache. Sie wird erfreut sein. Sie wird es verstehen und wird erfreut sein.
    Genauso wie ich es hin.
    Lebt wohl, Mandata Tavore.
     
    Koryk ließ sich langsam neben Fiedler nieder und starrte nach Nordosten, als wollte er herausfinden, was die Aufmerksamkeit seines Sergeanten so fesselte. »Was ist?«, fragte er nach einiger Zeit. »Was starrst du da an, Sergeant?«
    Fiedler wischte sich über die Augen. »Nichts … oder nichts, das einen Sinn ergibt.«
    »Wir werden morgen wahrscheinlich gar keine Schlacht erleben, oder?«
    Fiedler schaute zur Seite, musterte die scharf geschnittenen Gesichtszüge des jungen Seti und suchte in ihnen irgendetwas, ohne genau zu wissen, was. Nach einem Augenblick seufzte er und zuckte die Schultern. »Der Ruhm der Schlacht, Koryk, ist nur im Gesang des Barden zu finden, in den sorgsam aneinander gereihten Worten der Geschichtenerzähler. Ruhm ist etwas für Geister und Dichter. Was man hört und wovon man träumt, ist nicht das Gleiche wie das, was man lebt – wenn du die Grenzen verwischst, tust du das auf eigene Gefahr, mein Junge.«
    »Du bist dein ganzes Leben lang Soldat gewesen, Sergeant. Wenn es keinen Durst in deinem Innern löscht, warum bist du dann hier?«
    »Darauf weiß ich keine Antwort«, gab Fiedler zu. »Ich glaube, dass ich vielleicht hierher gerufen wurde.«
    »Du sprichst von diesem Lied, von dem Buddl gesagt hat, dass du es hörst?«
    »Ja.«
    »Was bedeutet es, dieses Lied?«
    »Der Schnelle Ben wird darauf eine bessere Antwort geben können, nehme ich an. Aber mein Bauch flüstert mir wieder und wieder dasselbe zu. Die Brückenverbrenner, mein Junge … sie sind aufgestiegen.«
    Koryk machte eine abwehrende Geste und rückte ein

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