SdG 07 - Das Haus der Ketten
Reiterei umgeben. Ein Reiter kam zu ihm herangeritten. Ein mit Drachenschwingen verzierter Helm schwang herum. »Reitest du mit uns, Soldat?«
»Ich kann nicht«, erwiderte Gamet. »Ich bin die Faust. Ich muss Befehle geben.«
»Nicht in dieser Nacht«, entgegnete der Krieger. »Kämpfe an unserer Seite, als der Soldat, der du bist. Erinnerst du dich an die alten Schlachten? Als es ausreichte, auf die Kameraden aufzupassen, die dich flankiert haben? So wird es auch in dieser Nacht sein. Überlasse es den Lords, Befehle zu erteilen. Reite mit uns in Freiheit und im Ruhm.«
Jubel stieg in Gamet auf, schwappte wie eine Woge durch ihn hindurch. Die Schmerzen in seinem Kopf waren fort. Er konnte spüren, wie das Blut wie Feuer durch seine Adern raste. Das war es, was er wollte. Ja, genau das.
Gamet zog sein Schwert, das Geräusch hallte schabend durch die kühle Luft.
Sein behelmter Kamerad lachte. »Dann kommst du mit uns, Soldat?«
»Das tue ich, mein Freund.«
Sie erreichten den Fuß der gepflasterten Rampe, wurden langsamer, um sich zu einem breiten Keil zu formieren, der sich dann die Schräge hinaufschob. Die Pferdehufe schlugen Funken aus den Pflastersteinen.
Die Hundeschlächter hatten noch immer keinen Alarmruf ausgestoßen.
Narren. Sie haben die ganze Zeit geschlafen. Vielleicht hat auch Zauberei die Geräusche gedämpft, die wir bei unseren Vorbereitungen gemacht haben. Oh ja. Nil und Neder. Sie sind immer noch da. Auf dem Grat auf der anderen Seite der Senke.
Gamet entdeckte den Standartenträger der Kompanie nur ein paar Pferde weiter links. Er blinzelte zu dem Banner hoch, wunderte sich ein bisschen, dass er es noch nie zuvor gesehen hatte. Die Gestaltung erinnerte ihn irgendwie an die Khundryl, so zerfetzt und fadenscheinig es auch war. Dann also ein Clan der Verbrannten Tränen, was durchaus einen Sinn ergab – vor allem in Anbetracht der archaischen Rüstungen, die seine Kameraden trugen. Archaisch und halb vermodert, genauer gesagt. Die sind zu lange in irgendwelchen Truhen aufbewahrt worden – Motten und anderes Ungeziefer haben sich darüber hergemacht, aber die Bronze sieht noch gut aus, wenn auch matt und pockennarbig. Ich glaube, ich werde später mit den Kommandanten ein Wörtchen darüber zu reden haben …
Kühle, abschätzende Überlegungen, während sein stolzes Pferd mit den anderen dahindonnerte. Gamet blickte nach oben und sah, dass die Kuppe direkt vor ihnen lag. Er reckte sein Langschwert hoch in die Luft und stieß einen wilden Schrei aus.
Der Keil quoll über die Kante, schwärmte aus über die nichts ahnenden Reihen der Hundeschlächter, die noch immer in ihren Gräben kauerten.
Schreie auf allen Seiten, merkwürdig gedämpft, fast schwach. Die Geräusche der Schlacht, doch sie schienen eine Länge weit entfernt zu sein, als würden sie vom Wind herangetragen. Gamet schwang sein Schwert, seine Blicke kreuzten sich mit denen von Hundeschlächtern, und er sah das Entsetzen in ihren Augen. Er sah Münder, die zum Schrei geöffnet waren, doch es kam kaum ein Geräusch heraus, als würde der Sand alles verschlucken, als saugte er Geräusche ähnlich begierig in sich auf wie Blut und andere Körperflüssigkeiten.
Krieger stürmten über die Gräben, schwangen schwarze Schwerter und hieben nach unten. Die Rampe im Osten war von den Wickanern überrannt worden. Gamet sah die schwankenden Standarten und grinste. Der Krähen-Clan. Der Tollhund-Clan. Der Wiesel-Clan.
Aus dem undurchdringlich schwarzen Himmel kamen Schwärme von Schmetterlingen herabgeschwebt und flatterten über dem Blutbad in den Gräben.
Auf der Rampe im Westen sah man das Aufblitzen von Explosionen, die grimmige Erschütterungen durch die Erde schickten – Moranth-Munition. Gamet konnte das Gemetzel dort drüben sehen, eine Szene wie ein Panorama und trotzdem gedämpft, als betrachte er ein Wandgemälde – ein Gemälde, auf dem uralte Armeen sich in einer ewigen Schlacht bekämpften.
Sie waren wegen der Hundeschlächter hier. Wegen jener Schlächter, die unbewaffnete Malazaner, Soldaten und Zivilisten, Starrsinnige und Fliehende, Verzweifelte und Hilflose niedergemetzelt hatten. Wegen der Hundeschlächter, die ihre Seelen dem Verrat geopfert hatten.
Der Kampf wütete weiter, doch er war von überwältigender Einseitigkeit. Der Feind schien merkwürdig unfähig, irgendeine Art von Verteidigung zustande zu bringen. Die Hundeschlächter starben einfach in ihren Gräben, und wenn sie versuchten, sich
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