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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gewesen waren, die die einst berüchtigten Türme im Gefolge der Eroberung der Insel durch die Malazaner in Besitz genommen hatten – und das nun schon Jahrzehnte her war –, war wirklich Zeit genug gewesen, sich an solche Kleinigkeiten zu gewöhnen. Selbst der Anblick der Möwen und Tauben, die jeden Morgen reglos zwischen den knapp zwei Dutzend Türmen schwebten, ehe die faustgroßen Spinnen ihre Schlupfwinkel in den oberen Stockwerken verließen, um ihre Beute zu holen, sorgte bei den Einwohnern der Stadt für kaum mehr als gelinde Abscheu.
    Leider war Sergeant Hellian aus der Garde des Septarchenviertels in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Sie vermutete, dass es Götter gab, denen ihr erbärmliches Schicksal – für das besagte Götter zweifellos verantwortlich waren – einen andauernden Lachkrampf bescherte. Für sie selbst hingegen, die sie in der Stadt geboren und mit dem Fluch beladen war, sich vor allen Arten von Spinnen zu fürchten, hatten die ganzen neunzehn Jahre ihres bisherigen Lebens nichts als pausenloses Entsetzen bedeutet.
    Und warum gehst du nicht einfach? Diese Frage hatten ihr Kameraden und Bekannte schon so häufig gestellt, dass sie sich gar nicht mehr die Mühe machte, es zu zählen. Aber so einfach war das nicht. Genau betrachtet, war es sogar unmöglich. Das trübe Wasser des Hafens war von abgeworfenen Häuten, Netzteilen und aufgedunsenen, an manchen Stellen noch mit einem Büschel Federn versehenen Kadavern verdreckt, die hier und da auf den Wellen tanzten. Im Landesinnern wurde alles nur noch schlimmer. Die jungen Paraltspinnen flohen vor ihren älteren Artgenossen aus der Stadt zu den Kalksteinfelsen, die Kartool umgaben, um dort mühselig heranzuwachsen. Doch dass sie jung waren, bedeutete keineswegs, dass sie deswegen weniger angriffslustig oder giftig gewesen wären. Zwar erzählten Händler und Bauern, man könnte den ganzen Tag die Pfade und Straßen entlanggehen, ohne auch nur einer einzigen Spinne zu begegnen, doch das war Hellian vollkommen gleichgültig. Sie wusste, dass die Götter warteten. Genauso wie die Spinnen.
    Wenn sie nüchtern war, nahm sie die Dinge um sich herum so ordentlich und gewissenhaft wahr, wie es sich für einen Sergeanten der Stadtwache gehörte. Nun war sie zwar nicht pausenlos betrunken, doch wirklich nüchtern zu sein bedeutete, hysterische Anfälle geradezu zu provozieren, und daher war Hellian stets bestrebt, auf dem schwankenden Seil des Noch-nicht-ganz-betrunken-Seins zu balancieren. Folglich hatte sie auch nichts von dem merkwürdigen Schiff mitbekommen, das vor Sonnenaufgang in den Hafen eingelaufen war und nun in den Freien Docks vertäut lag, und dessen Wimpel darauf hinwiesen, dass es von der Insel Malaz gekommen war.
    Schiffe aus Malaz waren an und für sich weder besonders ungewöhnlich noch bemerkenswert; allerdings war es mittlerweile Herbst, und die in der Klaren Jahreszeit herrschenden Winde machten es zumindest in den nächsten zwei Monaten praktisch unmöglich, die Schifffahrtsrouten in den Süden zu benutzen.
    Wäre nicht alles so verschwommen gewesen, hätte sie vielleicht auch bemerkt – wenn sie sich denn die Zeit genommen hätte, zu den Docks hinunterzugehen, was sie vielleicht hätte schaffen können, wenn man ihr ein Schwert an die Kehle gehalten hätte dass das Schiff weder eine gewöhnliche Bark, noch ein Handelsschiff und auch keine Dromone war, sondern ein schlankes, zierliches Ding, in einem Stil gebaut, den kein Schiffsbauer des Imperiums in den letzten fünfzig Jahren verwendet hatte. Geheimnisvolle Schnitzereien zierten den klingengleichen Bug – winzige Gestalten, die Schlangen und Würmer darstellten – und setzten sich am Dollbord über die halbe Länge des Rumpfes fort. Das Heck war quadratisch und merkwürdig hoch, mit einem seitlich befestigten Steuerruder. Die zwölfköpfige Mannschaft war für Seeleute erstaunlich ruhig, und anscheinend hatte keiner von ihnen Interesse, das Schiff zu verlassen, das sanft am Kai schaukelte. Nur eine einzige Gestalt war von Bord gegangen, sobald das Fallreep kurz vor Sonnenaufgang das Ufer berührt hatte.
    All diese Dinge erfuhr Hellian erst später. Der Läufer, der sie fand, war ein einheimischer Bengel, der – wenn er nicht gerade irgendwelche Gesetze übertrat – immer bei den Docks herumlungerte, in der Hoffnung, von Besuchern als Führer angeheuert zu werden. Das Stückchen Pergament, das er ihr gab, war, wie sie sofort spürte, von guter Qualität. Darauf stand eine

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