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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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bemerkte.
    Paran starrte den Gott ungläubig an. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Der Tod ist immer ernst.«
    »Oh, hör auf mit dem unheilvollen Scheiß! Bist du dir sicher?«
    »Kannst du erreichen, worum ich dich bitte, Ganoes Paran?«
    »Ich werde es schaffen. Irgendwie.«
    »Schwörst du es?«
    »Ich schwöre es.«
    »Also gut. Verschwinde von hier. Ich muss das Tor öffnen.«
    »Was? Aber es ist offen!«
    Aber der Gott hatte sich bereits abgewandt, und Paran konnte die Antwort des Vermummten kaum noch verstehen: »Nicht von dieser Seite.«
     
    Chaur kreischte auf, als ein Hagel aus brennenden Steinen kaum eine Schiffsbreite entfernt ins brodelnde Wasser prasselte. Dampffontänen, ein schreckliches kreischendes Geräusch, das die Luft zerriss. Schlitzer drückte so fest er konnte gegen das Steuerruder, versuchte das sich hin und her wälzende Schiff zu wriggen – aber dazu reichte seine Kraft nicht aus. Die Kummer würde sich nirgendwo mehr hinbegeben. Außer, wie ich fürchte, auf den Meeresgrund.
    Etwas traf das Deck; ein dumpfer Aufprall, splitternde Geräusche, der ganze Schiffsrumpf erzitterte, und dann quoll Dampf aus dem faustgroßen Loch. Die Kummer schien unter ihnen wegzusacken.
    Fluchend krabbelte Barathol zu dem Loch, schleppte ein Bündel überflüssiges Segeltuch hinter sich her. Noch während er versuchte, es in das Loch zu stopfen, trafen zwei weitere Steine das Schiff, einer ganz vorn, wo er den Bug wegriss, der andere … Eine Woge aus Hitze brandete plötzlich gegen Schlitzers linken Oberschenkel, und als er nach unten blickte, sah er erst Dampf aufsteigen, dann Wasser hochquellen.
    Die Luft brodelte wie der Atem einer Schmiede. Der ganze Himmel schien Feuer gefangen zu haben.
    Das Segel über ihnen brannte, zerriss.
    Eine weitere Erschütterung, und dann war die Hälfte der Backbordreling einfach weg; pulverisiertes Holz trieb als Nebel davon, brannte hier und dort mit winzigen Flämmchen.
    »Wir sinken!«, rief Scillara und packte die gegenüberliegende Reling, als das Deck der Kummer sich auf alarmierende Weise neigte.
    Fracht verrutschte – Zu viele Vorräte! Wir sind gierig geworden! –, sorgte dafür, dass sich das sterbende Schiff noch weiter zur Seite neigte.
    Der eingewickelte Leichnam von Heboric rollte auf die kabbeligen Wogen zu.
    Schlitzer schrie auf, versuchte noch irgendwie an den Leichnam dranzukommen, aber er war zu weit weg – das Bündel rutschte ins Wasser -
    Und Chaur folgte ihm weinend.
    »Nein!«, schrie Barathol. »Chaur- nein!«
    Die großen Arme des stummen Riesen schlossen sich um den Leichnam, einen Augenblick bevor beide einfach aus ihrem Blickfeld verschwanden.
     
    Meer. Bara hat es Meer genannt. Warm jetzt. Und nass. War so schön. Jetzt ist Himmel böse und Meer böse – dort oben –, aber schön jetzt. Hier. Dunkel, Nacht, Nacht kommt, Ohren tun weh. Ohren tun weh. Tun weh. Bara hat gesagt, nicht im Meer atmen. Muss jetzt atmen. Oh, tut weh! Atmen!
    Er füllte seine Lunge, und Feuer brandete durch seine Brust -dann … Kühl, ruhig, die Krämpfe wurden schwächer. Dunkelheit drang von allen Seiten auf ihn ein, aber Chaur hatte keine Angst mehr vor ihr. Die Kälte war fort, die Hitze war fort, und Taubheit erfüllte seinen Kopf.
    Er hatte das Meer so sehr geliebt.
    Der eingewickelte Leichnam in seinen Armen zog ihn immer weiter nach unten, und die Gliedmaßen, die abgetrennt worden waren und die er wieder eingesammelt hatte, als Bara ihm gesagt hatte, dass er das tun sollte, schienen sich im Innern der Hülle zu bewegen, als das Segeltuch sich spannte, die Form verlor.
    Die Dunkelheit war jetzt innen und außen. Etwas Heißes, Wildes fetzte an ihm vorbei, raste wie ein Lichtspeer nach unten, und Chaur zuckte zusammen. Und er machte die Augen zu, damit diese Dinge weggingen. Die Schmerzen in seiner Lunge hatten mittlerweile aufgehört.
    Ich schlafe jetzt.
    Geysire aus Dampf schossen himmelwärts, donnernde Erschütterungen ließen die Luft erzittern und schlugen sichtbar auf das Meer ein, so dass es zuckte und zitterte, und Schlitzer sah, wie Barathol kopfüber in das brodelnde Wasser sprang, hinter Chaur her. Der Leichnam. Heboric – Chaur, o bei den Göttern …
    Er kam zu Scillara und zog sie eng an sich, nahm sie in die Arme. Sie klammerte sich an sein durchnässtes Hemd. »Ich bin so froh«, flüsterte sie, als die Kummer ächzte und sich noch weiter zur Seite neigte.
    »Worüber?«
    »Dass ich sie dagelassen habe. In dem Weiler. Ich habe sie

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