SdG 11 - Die Kochenjäger
»verblassen selbst ihre Spiele zur Bedeutungslosigkeit.«
»Mandata«, sagte Apsalar, »Euch mangelt es an Vertrauen.«
»Tut es das? Vertrauen in was?«
»In unsere Unverwüstlichkeit.«
»Vielleicht.«
Aber Apsalar konnte spüren, wie ihr eigenes Vertrauen bröckelte, sich an einen einzigen Gedanken klammerte – und die Entschlossenheit, die hinter diesem Gedanken lag, wurde selbst bereits schwächer. Und wenn schon. Ein einziger Gedanke. Das hier – das wurde vorhergesehen. Von irgendjemandem. Es muss so sein.
Irgendjemand hat das hier kommen sehen.
Die meisten Menschen waren blind, vorsätzlich oder anderweitig. Aber es gab welche, die es nicht waren.
Und daher, mein vorherwissender Freund, solltest du besser etwas dagegen unternehmen. Und zwar schnell.
Ormulogun, hinter dem seine Kröte her trottete, kam in Sicht, einen überquellenden ledernen Ranzen in den Armen. Die Kröte brabbelte irgendetwas von verblendeten Künstlern und der brutalen Welt vor sich hin, und ihr Tonfall war voller pessimistischer Zufriedenheit. Ormulogun stolperte und wäre Paran beinahe vor die Füße gefallen, der Ranzen kippte um und verstreute seinen Inhalt auf dem Boden – darunter Dutzende von größtenteils leeren hölzernen Karten.
»Du hast ja kaum angefangen! Du verdammter Narr!«
»Perfektion!«, kreischte Ormulogun. »Ihr habt gesagt – «
»Was soll’s!«, schnaubte Paran. Er blickte zurück zum Himmel im Osten. Feuerspeere fielen wie Regen herab. »Aufs Festland? Ins Meer?«, fragte er sich laut. »Oder auf die Otataral-Insel?«
»Vielleicht auf alle drei.« Noto Beul leckte sich die Lippen.
»Nun«, sagte Paran, während er sich hinhockte und einen Streifen Sand vor sich freimachte, »das Meer ist schlimmer. Das bedeuteut …« Er begann, mit seinem Zeigefinger zu zeichnen.
»Ich habe welche!«, wimmerte Ormulogun und fummelte an seinen Karten herum.
Mael. Ich hoffe, du bist aufmerksam – ich hoffe, du bist bereit, das zu tun, was getan werden muss. Er musterte die Striche, die er in den Sand gezeichnet hatte. Reicht das? Es muss reichen. Er schloss die Augen, konzentrierte seinen Willen. Das Tor ist vor mir -
»Ich habe die hier!«
Der Schrei klang laut in Parans rechtem Ohr, und im selben Augenblick, da er seinen Willen entfesselte, öffnete er die Augen – und sah eine andere Karte vor sich -
Und all seine Kraft raste in sie hinein!
Er fiel auf die Knie, rutschte über Lehm, der sich unter ihm verformte, streckte die Hände aus, um irgendetwas zu fassen zu kriegen. Graue Luft, der Gestank eines Beinhauses. Paran hob den Kopf. Vor ihm befand sich ein Tor, eine Masse aus verdrehten Knochen und fahlem, fleckigem Fleisch, herumbaumelnden Haarsträhnen, unzähligen starrenden Augen, und dahinter war graues, düsteres Vergessen.
»Oh, beim Vermummten.«
Er war direkt an der Schwelle. Er war verdammt kurz davor gewesen, selbst hindurchzustürzen.
Eine Gestalt tauchte in dem Portal auf, groß, in einen schwarzen Umhang mit Kapuze gehüllt. Das ist keiner von seinen Dienern. Das ist der ehrwürdige alte Bastard höchstpersönlich!
»Ist denn Zeit für solch unangenehme Gedanken, Sterblicher?« Die Stimme klang sanft, krächzte nur ganz leicht. »Bei dem, was gleich geschehen wird? Nun, Ganoes Paran, Herr der Drachenkarten, du hast dich an einem höchst unglücklichen Ort postiert, es sei denn, du wünschst, von den Unzähligen, die sich in wenigen Augenblicken auf diesem Pfad wiederfinden, zertrampelt zu werden.«
»Oh, sei still, Vermummter«, zischte Paran, während er versuchte aufzustehen – und dann den Versuch abbrach, als ihm klar wurde, dass das eigentlich keine gute Idee war. »Hilf mir. Uns. Halte auf, was kommt. Es wird – «
»Viel zu viel zerstören, ja. Zu viele Pläne. Ich kann allerdings nicht viel tun. Du hast dir den falschen Gott ausgesucht.«
»Ich weiß. Ich wollte Kontakt mit Mael aufnehmen.«
»Sinnlos …« Doch noch während der Vermummte das Wort aussprach, spürte Paran ein gewisses … Zögern.
Oh, du hast eine Idee.
»Das habe ich. Also gut, Ganoes Paran, lass uns handeln.«
»Hol uns der Abgrund – dafür ist keine Zeit!«
»Dann mach schnell.«
»Was willst du? Mehr als alles andere, Vermummter: Was willst du?«
Der Vermummte sagte es ihm. Und eines der vielen Gesichter inmitten all der Leichen, Gliedmaßen und starrenden Augen, aus denen das Tor bestand, wurde plötzlich lebendig, die Augen öffneten sich weit – etwas, das keiner der beiden
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