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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gastwirt geliefert hat.«
    »Einen Gastwirt, der einen Verrat geplant hat …«
    »Wahrscheinlicher ist, dass er einen zu hohen Anteil von ihren Einnahmen wollte. Macht weiter, aber haltet Eure Beschreibung der Verbrechen bitte möglichst kurz.«
    »Natürlich«, sagte Karos Invictad und tippte sich mit seinem Zepter an die weiche Schulter - wie ein Taktstock, der das Marschtempo vorgab.
    Tanal blieb an der Seite seines Vorgesetzten und hielt sich bereit, während der Beaufsichtiger seinen Bericht über die jeweiligen Vergehen der Letherii an der Hofmauer wieder aufnahm. Die achtzehn Gefangenen bildeten einen hübschen Querschnitt ihrer mehr als dreihundert Leidensgenossen, die in den unterirdischen Zellen in Ketten lagen. Eine annehmbare Anzahl von Verhaftungen binnen einer Woche, dachte Tanal. Und auf die schlimmsten Verräterwarteten die Tauchtage. Einem Drittel der rund dreihundertzwanzig war es bestimmt, mit einem erdrückenden Gewicht auf dem Rücken den Kanal zu durchschreiten. Die Buchmacher beklagten sich in diesen Tagen ständig, dass es niemandem mehr gelang, das Gottesurteil zu überleben. Natürlich beklagten sie sich nicht allzu laut, da sie sonst riskierten, selbst während der nächsten Tauchtage zu den Hauptdarstellern des Spektakels zu werden; es hatte tatsächlich nur einiger weniger frühzeitig statuierter Exempel bedurft, um die Proteste der Übrigen verstummen zu lassen.
    Dies war ein Detail, das Tanal zu schätzen gelernt hatte, eines von Karos Invictads vollkommenen Gesetzen von Zwang und Kontrolle, welches der Beaufsichtiger in seinem umfangreichen Traktat über dieses ihm sehr am Herzen liegende Thema wieder und wieder hervorhob. Nimm einen beliebigen Teil der Bevölkerung, und erlege seinen Mitgliedern genaue, aber klare Bestimmungen hinsichtlich ihres Verhaltens auf, und dann sorge dafür, dass diese Bestimmungen eingehalten werden. Verleite die Schwachen dazu, die Starken bloßzustellen. Töte die Starken, und der Rest gehört dir. Dann nimm dir den nächsten Teil vor.
    Die Buchmacher waren ein leichtes Ziel gewesen, da die wenigsten Menschen sie mochten - allen voran natürlich die unverbesserlichen Spieler, und von denen gab es mit jedem Tag, der verstrich, mehr.
    Karos Invictad beendete seine Litanei. Bruthen Trana nickte, drehte sich um und verließ den Innenhof.
    Sobald er außer Sicht war, blickte der Beaufsichtiger Tanal an. »Eine Peinlichkeit sondergleichen«, sagte er. »Diese Bewusstlosen.«
    »Ja, Herr.«
    »Ich glaube, die äußere Mauer braucht ein paar neue Köpfe.«
    »Sofort, Herr.«
    »Aber zunächst einmal - bevor du sonst etwas tust - musst du mitkommen, Tanal Yathvanar. Es wird nur einen Augenblick dauern; anschließend kannst du dich wieder deinen Aufgaben widmen.«
    Sie gingen ins Gebäude zurück, wobei die kurzen Schritte des Beaufsichtigers Tanal wieder und wieder dazu zwangen, langsamer zu werden, als sie sich erneut in Karos Amtszimmer begaben.
    Der zweitmächtigste Mann von Lether - nach dem Imperator höchstpersönlich - nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Er griff nach dem Käfig aus Bronzenadeln, veränderte die Lage von etwa einem Dutzend in einem Wirbel genau bemessener Bewegungen, und das Gebilde fiel flach in sich zusammen. Karos Invictad lächelte Tanal zu und warf den Gegenstand auf seinen Schreibtisch. »Schick ein Sendschreiben nach Blaurose, an Senorbo. Teile ihm mit, wie lange ich gebraucht habe, um die Lösung zu finden, und füge dann, ganz im Vertrauen, hinzu, dass ich fürchte, er lässt nach.«
    »Ja, Herr.«
    Karos Invictad griff nach einer Schriftrolle. »Nun, wie hoch war mein vereinbarter Anteil an der Schenke zur Abgekratzten Schlange?«
    »Ich glaube, Rautos hat etwas von fünfundvierzig gesagt, Herr.«
    »Gut. Trotzdem glaube ich, dass ein Treffen mit dem Vorsitzenden des Freiheits-Konsortiums angeraten wäre. Irgendwann im Laufe dieser Woche reicht. Trotz all der Einnahmen, die wir in letzter Zeit gemacht haben, mangelt es uns merkwürdigerweise immer noch an Münzen, und ich will wissen, warum.«
    »Herr, Ihr wisst, welchen Verdacht Rautos Hivanar in dieser Angelegenheit hegt.«
    »Vage. Er wird erfreut sein, wenn er erfährt, dass ich nun bereit bin, mir besagten Verdacht genauer anzuhören. Womit wir zwei Punkte auf der Tagesordnung hätten. Plane für das Treffen einen Glockenschlag ein. Oh, und noch eine letzte Sache, Tanal.«
    »Herr?«
    »Bruthen Trana. Diese wöchentlichen Besuche. Ich will wissen, ob er zu ihnen

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