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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wirkte irgendwie unausgewogen, trotz des mittigen Knicks. Er legte es wieder hin und griff nach einer runden Kupferscheibe, die dünner war als die Wachsschicht auf dem Täfelchen eines Sehers. Der umgebende Lehm hatte sie geschwärzt, doch erst jetzt zeigten ihre Ränder erste Anzeichen von Grünspan. Zahllose Löcher waren in die Scheibe gebohrt worden, in keinem erkennbaren Muster, doch jedes Loch war genau gleichartig, vollkommen rund, ohne irgendeine Randwölbung, die darauf hinweisen könnte, von welcher Seite die Löcher gemacht worden waren.
    »Venitt«, sagte er, »haben wir eine Karte, auf der genau eingezeichnet ist, wo diese Gegenstände gelegen haben, als sie gefunden wurden?«
    »Das haben wir tatsächlich, Herr, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen. Ihr habt sie Euch letzte Woche bereits genau angesehen.«
    »Habe ich das? Also gut. Leg sie mir heute nachmittag noch einmal auf den Tisch in der Bibliothek.«
    Beide Männer drehten sich um, als die Torwache aus dem schmalen Gang auf der linken Seite des Hauses auftauchte. Die Frau blieb zehn Schritt vor Rautos stehen und verbeugte sich. »Herr, eine Botschaft von Beaufsichtiger Karos Invictad.«
    »Sehr gut«, erwiderte Rautos zerstreut. »Ich werde mich ihr gleich widmen. Wartet der Bote auf eine Antwort?«
    »Ja, Herr. Er ist im Hof.«
    »Sorge dafür, dass er Erfrischungen erhält.«
    Die Wache verbeugte sich und ging davon.
    »Venitt, ich glaube, du musst dich darauf vorbereiten, in meinem Auftrag eine Reise zu unternehmen.«
    »Herr?«
    »Endlich erkennt der Beaufsichtiger das Ausmaß der Bedrohung.« Venitt Sathad sagte nichts.
    »Du musst nach Drene reisen«, sagte Rautos, den Blick einmal mehr auf die geheimnisvolle Konstruktion gerichtet, die die untere Terrasse beherrschte. »Das Konsortium benötigt einen möglichst genauen Bericht über die dortigen Vorbereitungen. Leider erweisen sich die Boten des Repräsentanten als unzureichend. Ich muss absolute Vertraulichkeit verlangen, wenn ich mich mit höchster Konzentration der näherliegenden Bedrohung widmen soll.«
    Venitt schwieg auch dieses Mal.
    Rautos blickte auf den Fluss hinaus. Fischerboote sammelten sich in der gegenüberliegenden Bucht, zwei Handelsschiffe glitten auf die Hauptdocks zu. Eines der beiden, das die Flagge der Familie Esterrict führte, sah beschädigt aus - fast, als hätte es gebrannt. Rautos wischte sich die Hände ab und drehte sich um, begab sich zurück ins Gebäude. Sein Diener eilte hinter ihm her.
    »Ich frage mich, was wohl unter diesen Steinen liegen mag.«
    »Herr?«
    »Schon gut, Venitt. Ich habe nur laut gedacht.«
     
    In der Morgendämmerung hatten zwei Schwadronen der Kavallerie aus Blaurose, über die Atri-Preda Bivatt verfügte, das Lager in der Ahldan angegriffen. Zweihundert erfahrene Lanzenreiter, die in einen Mahlstrom aus Panik hineingeritten waren - ein wirres Durcheinander, in dem die Angegriffenen sich verzweifelt bemühten, aus ihren Lederhütten herauszukommen, während die für den Krieg gezüchteten Hunde aus Drene, die den Reitern ein paar Herzschläge voraus waren, sich auf die Hirten- und Zughunde stürzten und alle drei Hundearten binnen eines Herzschlags in einen bösartigen Kampf verstrickt waren.
    Die Ahl-Krieger waren unvorbereitet, und die wenigsten hatten Zeit, auch nur ihre Waffen zu finden, ehe die Lanzenreiter mitten unter sie preschten. Binnen weniger Augenblicke fielen auch die Alten und Kinder dem Gemetzel anheim. Die meisten Frauen kämpften an der Seite ihrer männlichen Verwandten - Ehefrau neben Ehemann, Schwester neben Bruder -, und ihr Blut vermischte sich ein letztes Mal, als sie zusammen starben.
    Der Kampf zwischen den Letherii und den Ahl dauerte zweihundert Herzschläge. Der Krieg zwischen den Hunden zog sich deutlich länger hin, denn die Hirtenhunde waren zwar kleiner und gedrungener als die Angreifer, aber flink und nicht weniger bösartig, während die Zughunde - gezüchtet, um im Sommer Karren und im Winter Schlitten zu ziehen - mit den Hunden aus Drene vergleichbar waren. Dafür ausgebildet, Wölfe zu töten, erwiesen sie sich den Kriegshunden mehr als ebenbürtig, und wenn nicht die Lanzenreiter gewesen wären, die sich einen Spaß daraus machten, die gefleckten Tiere zu töten, hätte das Kriegsglück sich gewendet. So, wie es war, rissen die Hunde der Ahl schließlich aus, flohen hinaus auf die Ebene, gen Osten. Ein paar Kriegshunde setzten ihnen für kurze Zeit nach, ehe die Hundeführer sie

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