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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Von Männern wie Tanal Yathvanar und Karos Invictad - denjenigen, die in dem Unrat schwelgten, den sie geschaffen hatten, denn der Gestank der Ausschweifung war das Einzige, was ihre betäubten Sinne noch wahrnehmen konnten …
    … wie er auch zu meinen durchdringt. Horch! Er kommt zurück, einen zögernden Schritt nach dem anderen …
    Eine schwielige Hand legte sich auf ihre Stirn.
    Janath Anar öffnete die Augen.
    Gedämpftes Licht, das von überallher kam. Warmes Licht, sanft wie ein Atemhauch. Über ihr war ein Gesicht. Alt, faltig, von Wind und Wetter gezeichnet, mit Augen, die so tief wie die Meere waren, auch wenn jetzt Tränen in ihnen glänzten.
    Sie spürte, wie die Kette herangezogen wurde. Der alte Mann zupfte mit einer Hand, und die Kettenglieder lösten sich wie verfaultes Schilf. Dann bückte er sich und hob sie ohne Mühe hoch.
     
    Abgrund, dein Gesicht ist so freundlich … Und wieder kam die Dunkelheit.
     
    Unter dem Flussbett, unter Schlammschichten, die beinahe so stark wie ein Geschoss waren, ruhten die Überreste von annähernd sechzehntausend Bürgern von Letheras. Ihre Knochen füllten uralte Brunnen, die gebohrt worden waren, bevor der Fluss hierhergekommen war - bevor der Abfluss des Wassers von den Bergen weit im Osten seine Richtung in einer gewaltigen geologischen Umwälzung grundlegend geändert hatte, so dass die Schlange mit dem Schwanz peitschte und die Sturzbäche sich ein neues Bett gruben - eines, das vor zahllosen Jahrtausenden eine entstehende Stadt überschwemmt hatte.
    Letheriische Ingenieure waren vor Jahrhunderten über diese überschwemmten Bauwerke gestolpert und hatten sich über die holprigen Korridore und die Räume mit den kuppeiförmigen Decken gewundert, genau wie über die großen, tiefen Brunnen mit ihrem klaren kalten Wasser. Und sie hatten vor einem Rätsel gestanden, als sie erklären sollten, wie es kam, dass solche Tunnel mehr oder weniger trocken blieben, weil anscheinend die Stichkanäle Wasser aufsaugten wie Läufer das eines Schwamms.
    Über diese Entdeckungen existierten keine Berichte mehr - die Tunnel und Räume und Brunnen waren verloren gegangenes Wissen. Außer für ein paar wenige Auserwählte. Und von der Existenz paralleler Durchgänge, von den verborgenen Türen in den Wänden der Korridore und den hunderten von kleineren Gräbern wussten noch nicht einmal jene Wenigen. Gewisse Geheimnisse waren ausschließlich den Göttern vorbehalten.
    Der Ältere Gott trug die halb verhungerte, brutal misshandelte Frau in einen dieser seitlichen Durchgänge, dessen freitragende Tür sich wieder geräuschlos hinter ihm schloss. Seine Gedanken waren voller Schuldzuweisungen, ein brodelnder Schwall von Wut auf sich selbst. Er hatte sich die bösen Taten und das Gemetzel der Patriotisten nicht in ihrem ganzen Ausmaß vorstellen können und war sehr versucht, sich aufzuwecken und diese absoluten Sadisten seinen allumfassenden Zorn spüren zu lassen.
    Natürlich würde das unwillkommene Aufmerksamkeit erregen, was zweifellos ein noch größeres Gemetzel zur Folge haben würde, und zwar eines, das keinen Unterschied mehr zwischen denen machte, die den Tod verdienten, und den anderen, bei denen das nicht so war. Genau dies war schließlich der Fluch der Macht.
    Was, wie er nur zu gut wusste, Karos Invictad schon bald bemerken würde.
    Beaufiichtiger, du Narr. Wer hat seinen tödlichen Blick auf dich gerichtet? Tödlich, gute Güte, ja, tatsächlich.
    Obwohl nur die wenigsten das in Anbetracht der einigermaßen ansehnlichen, durch und durch gütigen Gesichtszüge, in die diese Augen eingebettet waren, wirklich verstehen würden.
    Trotzdem, Karos Invictad. Tehol Beddict hat beschlossen, dass du gehen musst. Und ich empfinde beinahe Mitgefühl mit dir.
     
    Tehol Beddict kniete auf dem schmutzigen Fußboden der Hütte und fuhrwerkte in einem kleinen Schutthaufen herum, als er ein schlurfendes Geräusch am Eingang hörte. Er warf einen Blick über die Schulter. »Üblala Pung. Guten Abend, mein Freund.«
    Das große Tarthenal-Halbblut schob sich in den Raum, bückte sich, um nicht an die niedrige Decke zu stoßen. »Was macht Ihr da?«
    »Ich suche einen hölzernen Löffel - oder zumindest einen Teil davon. Der spielte eine wichtigen Rolle bei der Vorbereitung der heutigen Morgenmahlzeit. Ich fürchte mich vor der Möglichkeit, dass Bagg ihn in den Herd geworfen haben könnte. Ah, hier ist er ja! Da, siehst du das? Ein Tröpfchen Fett hängt noch daran!«
    »Für mich

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