SdG 12 - Der Goldene Herrscher
Aber wie kommt es, dass du über Reinblütige Bescheid weißt?«
»Die Sereghal. Unsere Götter. Die ich geholfen habe umzubringen. Das waren gefallene Reinblütige. Ausgestoßene.«
»Dann ist der eine, der gerade angekommen ist, also das Gegenstück zu einem deiner Götter, Üblala Pung? Bitte erzähl mir nicht, dass du versuchen willst, ihn zu töten. Ich meine, er hat immerhin ein Steinschwert und so.«
»Ihn töten? Nein, Ihr versteht nicht, Tehol Beddict. Der hier, dieser Reinblütige, ist es wahrhaftig wert, angebetet zu werden. Nicht in der Art, wie wir die Sereghal beschwichtigt haben - das war, um sie von uns fernzuhalten. Wartet ab und seht, wartet ab und seht, was geschehen wird. Mein Volk wird zusammenströmen, wenn die Nachricht sich verbreitet. Sie werden sich versammeln.«
»Und was, wenn der Imperator ihn tötet?«
Üblala Pung schüttelte einfach nur den Kopf.
Sie blickten beide auf, als Bagg im Türrahmen auftauchte, in seinen Armen eine nackte Frau.
»Also wirklich«, sagte Tehol, »der Topf ist noch nicht mal annähernd groß genug. Außerdem, so hungrig ich auch sein mag, es gibt Grenzen, und Gelehrte zu essen geht weit darüber hinaus …«
Der Diener runzelte die Stirn. »Ihr kennt diese Frau?«
»Ja, das tue ich, aus meinem früheren Leben, reichlich versehen mit strengen Tutoren und den gelegentlichen Zielen jugendlicher Schwärmerei und all so was. Leider sieht sie ziemlich mitgenommen aus. Ich habe immer wieder gehört, dass die Welt der Gelehrten mörderisch ist - und nun frage ich mich, welche Debatte über die Feinheiten von was auch immer dazu geführt haben mag.«
Bagg trug sie zu seinem Schlafplatz und legte sie hin.
Als der Diener sich wieder aufrichtete, trat Üblala an ihn heran und versetzte ihm einen Faustschlag an die Schläfe - so hart, dass der alte Mann gegen die Wand geschleudert wurde.
»Warte!«, rief Tehol dem Riesen zu. »Aufhören!«
Bagg rieb sich die Schläfe und schaute blinzelnd zu Üblala Pung hoch. »Was sollte das denn?«, wollte er wissen.
»Tehol hat gesagt…«
»Mach dir nichts aus dem, was ich sage, Üblala. Es war nur ein flüchtiger Gedanke, ein Sinnen ohne Substanz, eine achtlose Bemerkung, die in keinerlei Hinsicht etwas mit handfesten Taten zu tun hatte. Nie beabsichtigt …«
»Ihr habt gesagt, er braucht eine Kopfnuss, Tehol Beddict. Ihr habt mich gebeten - weil er den Kopf zu hoch trägt oder so, also musste ich ihm einen Schlag versetzen, damit er wieder runterkommt. Für mich hat er nicht höher ausgesehen. Aber Ihr habt es gesagt. Er erhebt sich über seine Situation, habt Ihr gesagt…«
»Position, nicht Situation. Worum es mir geht - he, ihr beide, hört auf, mich so anzusehen. Was ich gemeint habe: Ich habe nur ein paar kleinere Beschwerden häuslicher Natur geäußert. Ich hätte niemals vermutet, dass Üblala Pung das, was ich gesagt habe, so wörtlich nehmen würde.«
»Herr - das ist Üblala Pung.«
»Ich weiß, ich weiß. Offensichtlich sind die einst so geschliffenen Kanten meines scharfen Verstandes in letzter Zeit etwas abgestumpft.« Sein Gesicht hellte sich auf. »Aber jetzt habe ich jemanden, der mich unterrichten kann!«
»Ein Opfer der Patriotisten«, sagte Bagg. Er beäugte Üblala misstrauisch, während er zu dem Topf auf dem Herd hinüberging. »Beim Abgrund hienieden, Herr, das hier geht ja kaum als trübes Wasser durch.«
»Stimmt, das bedarf leider dringend deiner kulinarischen Magie. Die Patriotisten? Du hast sie aus dem Gefängnis befreit?«
»In gewisser Weise. Ich glaube allerdings nicht, dass die Patriotisten eine Großfahndung nach ihr ausrufen. Sie war eine von denen, die einfach verschwinden.«
Üblala Pung lachte grunzend auf. »Bei einer Großfahndung würden sie sie sowieso nie finden.«
Die anderen beiden Männer blickten zu ihm hinüber.
Der Halbblut-Tarthenal deutete auf das Offensichtliche: »Sie ist klein, seht doch.«
Baggs Stimme klang sanft, als er weitersprach: »Sie braucht sanfte Heilung, Herr. Und Frieden.«
»Nun, es gibt keine bessere Zuflucht vor den Schrecknissen der Welt als die Heimstatt von Tehol Beddict.«
»Eine Großfahndung«, lachte Üblala erneut auf und schüttelte den Kopf: »Die sind wirklich dumm, diese Patriotisten.«
Kapitel Acht
Wenn Stein Wasser ist, ist Zeit Eis.
Wenn alles im Frost erstarrt ist,
regnet es Schicksale in tödlicher Flut.
Mein Gesicht enthüllt in diesem Stein, der Wasser ist.
Die Wellen fest verschlossen in seiner
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