SdG 12 - Der Goldene Herrscher
viele Kostproben von dem Bier aus dem Binnenland hatten ihn - seiner ehrlichen, keineswegs unangemessen harten Einschätzung nach - zu einem körperlichen Wrack gemacht, das bestens zu der moralischen Trägheit passte, die er an guten Tagen als seinen Geschäftssinn bezeichnete. Ein ausladender Bauch, so rund wie ein Kessel voll Eintopf, und fast genauso speckig. Eine Knollennase - da war er Skorgen voraus - mit geplatzten Äderchen, haarigen Mitessern und borstigen Haaren, die aus den Nasenlöchern ragten und sich mit seinem Schnurrbart verwoben - was einstmals eine Mode unter haarigen Männern gewesen war, aber inzwischen leider nicht mehr. Wässrige, dicht beieinanderstehende Augen, deren Weiß schon so lange gelb war, dass er sich mittlerweile nicht mehr sicher war, ob sie nicht schon immer so gewesen waren. Ein paar Vorderzähne waren noch übrig - vier insgesamt, einer oben, drei unten. Immerhin war er damit noch besser dran als seine Frau, die ihre letzten beiden verloren hatte, als sie ein Bierfass geleert hatte und dabei gegen eine Wand gestolpert war - der kupferne Zapfhahn hatte die beiden Grabsteine sauber ausgeschlagen, und wenn sie sich an den verdammten Dingern dann nicht verschluckt hätte, wäre sie immer noch bei ihm, gesegnet sei sie. In den Zeiten, in denen sie nüchtern war, hatte sie gearbeitet wie ein Pferd, und genau so kräftig zugebissen, und beides hatte ihr geholfen, wenn sie bedient hatte.
Aber das Leben war einsam in diesen Tagen, ja, das war es - und dann kommt auf einmal Kapitän Elalle, diese prächtige, heißblütige Piratin hereingeschlendert. Ein viel besserer Anblick als diese Fremden, die in Brullyg Trillers Palast ein und aus gingen, als ob er ihr angestammtes Heim wäre, und die dann die Nächte hier verbrachten, zusammengekauert am Spieltisch - dem größten Tisch in der ganzen verdammten Schenke, wohlgemerkt, mit einem einzigen Krug Bier, der die ganze Nacht vorhielt, ganz egal, wie viele von ihnen sich um ihr merkwürdiges, fremdes, anscheinend nie endendes Spiel versammelten.
Oh, er hatte einen Anteil verlangt, wie es sein Recht war, und sie führten den Betrag friedfertig an ihn ab - obwohl er aus den Spielregeln ganz und gar nicht klug wurde. Und wie diese eigenartigen rechteckigen Münzen hin und her flogen! Aber was die Schenke erhielt, war nicht der Rede wert. Ein paar ordentliche Runden Ballenschöpfen in einer Nacht würde das Doppelte für das Haus abwerfen. Und was das Bier anging - ein Spieler brauchte keinen klaren Verstand, um Ballenschöpfen spielen zu können, der Abtrünnige sei gepriesen. Und daher waren diese Fremden schlimmer als Moosklumpen, die sich einen Felsen pachteten, wie sein teures Weib zu sagen pflegte, wann immer er sich hingesetzt hatte, um sich auszuruhen.
Ich denke über das Leben nach, meine Liebe. Denk doch mal über diese Faust nach, lieber Mann. War sie nicht was Besonderes, war sie nicht wirklich was Besonderes gewesen? Es war so still, seit der Zapfhahn ihr die Zähne in den Rachen geschlagen hatte.
»Also schön, Ballant«, sagte Skorgen Kaban, begleitet von einer Bierfahne, und beugte sich vor. »Du kommst an unseren Tisch und sitzt die ganze verdammte Nacht lang da. Sitzt einfach nur da. Sagst nichts. Du bist der wortkargste Schankwirt, der mir jemals untergekommen ist.«
»Lass den Mann in Ruhe«, sagte Kapitän Elalle. »Er trauert. Trauer braucht keine Worte als Gesellschaft. Tatsächlich sind Worte sogar so ziemlich das Letzte, was Trauer braucht, also wisch dir die tropfende Nase, mein Hübscher, und klapp das zahnige Loch darunter wieder zu.«
Der Erste Maat duckte sich. »He, ich hatte noch nie was mit Trauer zu tun, Kapitän.« Er benutzte die Rückseite eines Ärmelaufschlags, um damit über die feuchten Öffnungen zu wischen, die sich dort befanden, wo einst seine Nase gewesen war. »Du bleibst einfach hier sitzen, Wirt, und sagst so lange weiter nichts zu niemandem, wie es dir gefällt.«
Ballant gab sich alle Mühe, seinen bewundernden Blick von Kapitän Elalle loszureißen, und er schaffte es lange genug, um zu nicken und Skorgen Kaban zuzulächeln, ehe er sich ihr wieder zuwandte.
Der Diamant in ihrer Stirn glitzerte im gelben Laternenlicht wie eine winzige Sonne, ein Juwel in ihrem Stirnrunzeln - oh, das sollte er sich merken -, aber sie runzelte tatsächlich die Stirn, und das war nie gut. Nicht bei einer Frau.
»Mein Hübscher«, sagte sie jetzt leise, »erinnerst du dich noch an diese Karmesin-Gardisten? An
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