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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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euch doch nur einmal vor, dass wir auf irgendeinem überspülten Platz sind - der wäre riesig, zugegeben, aber trotzdem. Dieser Absturz könnte einfach nur ein Kanal sein. Was bedeuten würde, dass ich schon bald auf der anderen Seite ankommen würde.«
    »Ein Platz?« Der Schnelle Ben verzog das Gesicht. »Trull, wenn das hier unter uns ein Platz ist, dann hat er die Ausmaße eines Stadtstaates.«
    »Ein solches Konstrukt bedeckt beispielweise die südöstliche Halbinsel von Stratem, Magier«, sagte Onrack. »K’Chain Che’Malle. Ein Ort, an dem rituelle Kriege ausgefochten wurden - bevor jegliche Rituale aufgegeben wurden.«
    »Du meinst, als die Kurzschwänze rebelliert haben.«
    Trull fluchte leise vor sich hin. »Ich hasse es, wenn alle anderen mehr wissen als ich.« Dann schnaubte er. »Andererseits bin ich in Gesellschaft eines Magiers und eines Untoten unterwegs; so gesehen sollte es mich wohl nicht allzu sehr überraschen, wenn ich verglichen mit ihnen etwas schwächele.«
    »Du und schwächeln?« Onracks Hals knirschte laut, als der Krieger den Kopf drehte, um den Tiste Edur anzusehen. »Trull Sengar, du bist der Ritter des Schattens.«
    Der Schnelle Ben schien sich an irgendetwas zu verschlucken.
    Trulls Reaktion übertönte den plötzlichen Hustenanfall des Magiers: »Ich bin was! War das Cotillions Idee? Dieser verdammte Emporkömmling …«
    »Cotillion hat dich nicht erwählt, mein Freund«, sagte Onrack. »Ich kann dir nicht sagen, wer dich zu dem gemacht hat, was du jetzt bist. Vielleicht die Eres’al, obwohl ich nicht verstehe, welcher Natur ihr Anspruch in der Sphäre des Schattens ist. Eine Sache ist allerdings sehr klar - sie interessiert sich für dich, Trull Sengar. Trotzdem glaube ich nicht, dass die Eres’al dafür verantwortlich ist. Ich glaube, du selbst warst es.«
    »Wie? Was habe ich denn getan?«
    Der T’lan Imass legte langsam den Kopf zu einer Seite. »Krieger, du hast vor Icarium gestanden. Du hast den Lebensstehler aufgehalten. Du hast etwas getan, was noch nie zuvor ein Krieger getan hat.«
    »Das ist absurd«, schnappte Trull. »Ich war erledigt. Wenn der Schnelle Ben hier - und die Eres’al - nicht gewesen wären, dann wäre ich jetzt tot und meine zerschlagenen Knochen würden vor dem Thronraum verschimmeln.«
    »Das ist deine Art, mein Freund, deinen Heldentaten ihren Glanz zu nehmen.«
    »Onrack …«
    Der Schnelle Ben lachte. »Er sagt, dass du bescheiden bist, Edur. Und mach dir nicht die Mühe, das zu leugnen - damit schaffst du es immer noch, mich zu überraschen. Ich habe den größten Teil meines Lebens unter Magiern oder in einer Armee verbracht, und weder da noch dort ist mir so was wie Selbstentwertung nennenswert untergekommen. Dafür waren wir alle viel zu sehr damit beschäftigt, den anderen ans Bäumchen zu pissen. Man braucht ein gewisses Maß an … äh … vorgetäuschter Tapferkeit, wenn man den Beruf hat, Leute zu töten.«
    »Trull Sengar hat wie ein Soldat gekämpft«, sagte Onrack zu dem Magier. »Der Unterschied zwischen euch beiden liegt darin, dass er unfähig ist, seinen Kummer angesichts der Zerbrechlichkeit des Lebens zu verbergen.«
    »An uns ist nichts Zerbrechliches«, murmelte der Schnelle Ben. »Das Leben bleibt hartnäckig, bis es keine andere Wahl mehr hat, als aufzugeben, und selbst dann spuckt es wahrscheinlich noch ein letztes Mal demjenigen ins Auge, der es getötet hat. Wir sind grausam im Sieg und grausam in der Niederlage, meine Freunde. So. Wenn ihr beide jetzt mal einen Moment still sein würdet, könnte ich mich auf die Suche nach einem Ausweg machen, der es uns ermöglicht, von hier zu verschwinden.«
    »Dann willst du nicht fliegen?«, fragte Trull, während er sich auf seinen Speer lehnte.
    »Nein, ich suche ein verdammtes Tor. Ich fange allmählich an zu glauben, dass dieser See kein Ende hat.«
    »Er muss ein Ende haben«, sagte der Edur.
    »Im Abgrund toben nicht immer wilde Stürme. Manchmal ist er wie hier - ruhig, farblos, eine Flut, die so langsam ansteigt, dass man es nicht bemerkt … aber sie steigt sehr wohl an, verschlingt diese gekippte sterbende Sphäre.«
    »Die Schattensphäre stirbt, Schneller Ben?«
    Der Magier leckte sich die Lippen - eine nervöse Geste, die Trull schon früher bei dem großen, dünnen Mann gesehen hatte - und zuckte dann die Schultern. »Ich nehme es an. Das ist nicht so überraschend, wenn man sich klarmacht, dass alle ihre Grenzen offene Wunden sind. Und jetzt seid still. Ich muss

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