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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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als der Tarthenal den Kopf hob und zu ihm heraufblickte, in seine Reichweite kam. Tehol lächelte und tätschelte ihm den Kopf. »Mein Freund, tritt doch bitte von dem zurück, was hier als Leiter dient - und in Anbetracht der matten Bemühungen, sie zu teparieren, benutze ich diese Bezeichnung mit Bedacht -, damit ich auf eine Weise hinuntersteigen kann, die meiner Stellung entspricht.«
    »Was?«
    »Mach Platz, du Esel!«
    Üblala duckte sich und wich grunzend zurück. »Warum ist er so verächtlich?«, fragte er und deutete mit einem Daumen nach oben. »Die Welt steht vor dem Untergang, aber macht ihm das was? Nein. Tut es nicht. Es macht ihm nichts. Dass die Welt vor dem Untergang steht. Oder?«
    Tehol drehte sich so herum, dass jetzt seine Füße in Richtung der obersten Sprosse der Leiter zeigten. »Geschwätziger Üblala Pung. Wie sollen wir jemals deinen Gedankengängen folgen? Ich bin verzweifelt.« Er schlängelte sich über die Kante und tastete mit den Füßen nach der obersten Sprosse der Leiter.
    »In Anbetracht des Anblicks, den Ihr uns im Augenblick bietet, Herr«, sagte Bagg, »ist Verzweiflung in der Tat ein passendes Wort. Seht am besten weg, Janath.«
    »Zu spät«, antwortete sie. »Zu meinem Entsetzen.«
    »Ich lebe mit Voyeuren unter einem Dach!« Tehol schaffte es, mit einem Fuß die Sprosse zu finden, und machte sich daran, herunterzuklettern.
    »Ich dachte, das sind Hühner«, sagte Üblala.
    Ein durchdringendes, schrilles Kreischen, das in einem Knirschen endete. »Oh.«
    Bagg fluchte. »Verdammt sollst du sein, Pung! Dieses Huhn isst du jetzt aber! Und zwar ganz allein! Und du darfst es dir auch gern selbst kochen!«
    »Es ist mir einfach so unter den Fuß gelaufen! Wenn du ein paar Räume angebaut hättest, wäre das nicht passiert, Bagg.«
    »Und wenn du da draußen in der Gasse hin und her laufen würdest - oder, was noch besser wäre, wenn du einfach aufhören würdest, dir über irgendwelche Dinge Sorgen zu machen - oder diese Sorgen dann mit hierherzuschleppen - oder immer zur Abendessenszeit hier aufzutauchen - oder …«
    »Na, na«, warf Tehol ein, trat von der letzten Sprosse und zupfte seine Decke zurecht. »Die Nerven liegen blank, die Unterkünfte sind übervoll, und Üblalas übervolles Hirn zerrt erbarmungslos an unseren Nerven, von daher wäre es wohl am besten, wenn wir uns alle …«
    »Herr - er hat gerade eine Henne plattgemacht!«
    »Einen Voyeur«, beharrte Üblala.
    »… vertragen würden«, beendete Tehol seinen Satz.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit für ein bisschen Schadensbegrenzung, Tehol«, sagte Janath. »Ich meine mich daran erinnern zu können, dass du eine gewisse Begabung dafür hast, vor allem dafür, dich aus den vielen Versuchen, dich auszuschließen, herauszuwinden.«
    »Klar«, sagte Üblala. »Und wo tun wir das?«
    »Wo tun wir was?«, fragte Janath.
    »Ich muss los.«
    »Drüben beim Lagerhaus«, sagte Tehol und schob dabei Üblala Richtung Tür - allerdings ohne großen Erfolg. »Übe dich hinter dem Lagerhaus im Ausschließen, Üblala, beim Entwässerungsrohr. Benutze den Schwarzwurz-Busch, der aus dem Abfallhaufen wächst, und dann wasch deine Hände in dem schräg stehenden Trog.«
    Der große Mann, der irgendwie erleichtert wirkte, duckte sich unter den Türrahmen und trat in die Gasse hinaus.
    Tehol drehte sich um, blickte Bagg an. »In Ordnung, und nun einen Augenblick des Schweigens für die in den endgültigen Ruhestand versetzte Henne.«
    Bagg rieb sich die Stirn, lehnte sich zurück und sagte seufzend: »Es tut mir leid. Ich bin nicht an solche … Massen gewöhnt.«
    »Was mich erstaunt«, sagte Tehol, während er die Hennen musterte, die noch am Leben waren, »ist ihre unheimliche Gleichgültigkeit. Sie machen einfach einen Bogen um ihre zermalmte Schwester …«
    »Wartet noch einen Moment, und sie werden anfangen, sie zu zerfetzen«, sagte Bagg. Er stand auf und watschelte zu dem toten Tier hinüber. »Da ist mir ihre Gleichgültigkeit lieber.« Er hob den schlaffen Kadaver auf, starrte auf den hin und her baumelnden Hals. »Im Tod sind sie still, wie alle Dinge. Fast alle Dinge, meine ich …« Abrupt schüttelte er den Kopf und warf das tote Tier vor Janath auf den Boden. »Noch mehr Federn für Euch, Gelehrte.«
    »Was für eine überaus angemessene Aufgabe«, murmelte Tehol, »hübsches Gefieder wegzuzupfen, um den pickeligen Alptraum darunter zu enthüllen.«
    »So ähnlich, wie versehentlich unter deine Tunika zu schauen,

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