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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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es einen Pfad auf der rechten Seite. Er führt erst durch ein Dickicht, dann über eine alte Obstwiese, und dann kommt ein verlassenes Gehöft. Die Scheune hat immer noch ein Dach, auch wenn ich nicht glaube, dass es noch dicht ist. Es gibt auch einen Brunnen, was Euch sicher helfen wird.«
    »So nah - und niemand hat es sich angeeignet oder abgerissen?«
    Arbat grinste. »Oh, das werden sie schon bald tun. Der Wind weht von meiner Hütte her in diese Richtung, versteht Iht?«
    »Nein.«
    Sein Grinsen wurde zu einem Lächeln. »Das Lokalkolorit verblasst irgendwie, wenn man Außenstehenden davon erzählt. Es spielt keine Rolle, wirklich nicht. Alles, was Ihr heute Nacht riechen werdet, ist Holzrauch, und der schreckt die Insekten ab.«
    Er sah, wie sie darüber nachdachte, ob sie die Sache weiterverfolgen sollte; doch als ihr Pferd den Kopf hochwarf, griff sie wieder nach den Zügeln. »Danke, Tarthenal. Ich wünsche dir eine gefahrlose Reise.«
    »Das wünsche ich Euch ebenfalls, Atri-Preda.«
    Sie ritten weiter, und Arbat wartete am Straßenrand, bis die ganze Truppe an ihm vorbeigezogen war.
    Eine gefahrlose Reise. Oh, ja, sehr gefahrlos, nehme ich an. Auf der Straße gibt es nichts, mit dem ich nicht fertig werden könnte.
    Nein - es ist das Ziel meiner Reise, was meine Kniegegeneinanderklappern lässt wie zwei Totenschädel in einem Sack.
     
    Er lag auf dem Bauch, schob sich zur Dachluke und linste nach unten. Dort gab es eine Menagerie zu sehen, die in ihrer merkwürdigen Häuslichkeit irgendwie tröstlich wirkte. Ja, doch, er wusste, Künstler würden dafür bezahlen, eine solche Szenerie beobachten zu können. Zehn Hennen wanderten umher, wichen gelegentlich zeternd dem schwerfällig geschwungenen Fuß von Üblala Pung aus, während der große Mann auf und ab schritt. Janath, die Gelehrte, saß mit dem Rücken an eine Wand gelehnt und rollte Hühnerdaunen, oder wie immer das hieß, in ihren Handflächen, ehe sie sie in einen Jutesack stopfte, der irgendwann einmal als Kissen dienen sollte - womit zweifelsfrei erwiesen war, dass Gelehrte nichts von Dingen wussten, die zu wissen sich lohnte. Ganz zu schweigen von dem aufkeimenden Hauch der Angst, dass Baggs Versuch, ihren Verstand zu heilen, vielleicht doch nicht ganz so erfolgreich gewesen sein könnte. Und schließlich Bagg selbst, der vor dem Herd kauerte und mit einem Hühnerfüß in dem Topf mit der dampfenden Hühnersuppe rührte, ein Detail, das - wie Tehol sich eingestehen musste - einen gewissen makabren Unterton aufwies. Genauso wie das tonlose Summen seines getreuen Dieners.
    Ja, es stimmte, der Haushalt war mit reichlich Essen gesegnet, eine Fortsetzung ihrer derzeitigen Glückssträhne. Vor ein paar Wochen ein großer Capabara neben dem Kanal, und jetzt Hennen im Ruhestand, die eine nach der anderen mit der Unerbittlichkeit immer aufs Neue knurrender Mägen in den endgültigen Ruhestand versetzt wurden. Oder auch mal zwei oder drei auf einen Schlag. Oder vier, vorausgesetzt, dass Üblala nur einen Magen hatte, was alles andere als gewiss war. Selush würde es vielleicht wissen, hatte sie doch genug Leichen von innen nach außen ausgestattet. Schließlich verfügten Tarthenal in ihren gewaltigen Körpern über mehr Organe als normale Menschen. Was für das Gehirn leider nicht galt.
    Denn einmal mehr plagte Üblala Pung eine formlose, unbeschreibbare Sorge. Möglicherweise hatte ihn einfach nur wieder die Liebe im Griff, vielleicht hatte ihn aber auch die Angst vor dieser Liebe ergriffen. Das Halbblut lebte in einer Welt der Ängste, was alles in allem ziemlich überraschend war. Andererseits brachte ihm das, was sich so unbestreitbar beeindruckend zwischen seinen Beinen befand, reichlich Verehrerinnen ein, ließ in weiblichen Augen Besessenheit, Habsucht und boshaften Wettbewerb aufschimmern - kurz gesagt, all jene Charakterzüge, die bei Priesterschaften häufig vertreten waren. Aber diese Verehrung erfolgte aus vollkommen falschen Gründen, wie Üblalas gereizter Geisteszustand zeigte. Sein armseliges Hirn wollte um seiner selbst willen geliebt werden.
    Was ihn leider zu einem völligen Idioten machte.
    »Üblala«, sagte Bagg, der immer noch vor dem Suppentopf kauerte, »schau doch bitte für mich nach oben und bestätige mir, dass die Knopfaugen, die uns beobachten, meinem Herrn gehören. Und wenn dem so ist, sei so nett und bitte ihn zum Abendessen hier herunter.«
    Üblala war so groß, dass sein Gesicht, das nun in Tehols Blickfeld geriet,

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