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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nicht zu würdigen gewusst, denn der Gestank ihrer eigenen Abfälle hatte nun auf einmal angefangen, ihre eigenen Häuser zu verpesten. Als faule Verschwender, die sie nun einmal waren, kamen sie nicht auf die Idee, ihre Senkgruben tiefer zu machen - leerte der Alte Buckel sie denn nicht regelmäßig? Tja, jetzt nicht mehr.
    Allein das hätte schon Grund genug sein können, sich zu verdrücken. Und Arbat hätte nichts lieber getan, als einfach im düsteren Wald zu verschwinden und niemals wieder gesehen zu werden. Weit weg zu gehen, o ja, bis er zu einem Weiler oder einem Dorf gekommen wäre, in dem ihn niemand kannte, in dem noch nie jemand von ihm gehört hatte. Vom Regen reingewaschen von jedem Geruch, einfach nur ein netter, harmloser mischblütigerTarthenal, der für ein oder zwei Münzen zerbrochene Dinge in Ordnung bringen konnte, auch Fleisch und Knochen.
    Dann also weggehen. Die alten Gebiete der Tarthenal verlassen, weg von den unkrautbewachsenen Statuen auf den überwucherten Lichtungen. Und vielleicht sogar weg vom alten Blut seines Erbes. Schließlich waren nicht alle Heiler Schamanen, oder? Niemand würde unangenehme Fragen stellen, solange er sie richtig behandelte, und das konnte er. Mit Leichtigkeit.
    Alte Mistkerle wie er verdienten ihren Ruhestand. Er hatte ein Leben lang gedient. Versöhnungen, die Masken des Träumens, die anzüglich grinsenden Steingesichter, die einsamen Rituale - das alles war jetzt erledigt. Er konnte seinen letzten Gang antreten - ins Unbekannte. Ein Weiler, ein Dorf, ein von der Sonne erwärmter Felsblock neben einem kleinen Bach, wo er sich zurücklehnen und seine gequälten Knochen entspannen konnte und sich nicht zu bewegen brauchte, bis die letzte Maske heruntergezogen wurde …
    Stattdessen war er im Dunkeln aufgewacht, kurz vor dem ersten grauen Heraufdämmern des Morgens, hatte gezittert, als hätte er Schüttelfrost, und vor seinen Augen hatten noch die langsam zerfallenden Bruchstücke einet höchst unerwarteten Traummaske geschwebt. Einer Maske, die er noch nie zuvor gesehen hatte, die jedoch ein Gesicht von erschreckender Macht zeigte. Von Rissen durchzogen und kurz davor, zu zerplatzen …
    Er hatte auf seinem Lager gelegen und von Kopf bis Fuß gezittert - so sehr, dass der Holzrahmen unter ihm geächzt hatte -, und hatte auf die Offenbarung gewartet.
    Als er schließlich aus seiner Hütte getreten war, hatte die Sonne bereits hoch am Himmel gestanden. Im Westen waren Wolkenbänke in die Höhe gestiegen - Boten eines Sturms, der vom Meer gekommen war und sich bereits erschöpft hatte -, und er hatte ungeachtet des irgendwann einsetzenden Regens mit seinen Vorbereitungen begonnen.
    Jetzt, da die Abenddämmerung näherrückte, grifF Arbat zu einem Bündel Binsen und entzündete das eine Ende an seinem Herdfeuer. Er steckte erst seine Hütte in Brand, dann den Schuppen und schließlich die alte Scheune, in der sich sein zweirädriger Karren befand. Zufrieden, dass alle drei Gebäude lichterloh brannten, schulterte er den Sack, in dem sich all die Habseligkeiten und Vorräte befanden, die er wirklich brauchen würde, und begab sich auf den Pfad, der zur Straße führte.
    Kurze Zeit später, auf der Straße, stieß er ein überraschtes Grunzen aus, als er knapp zwei Dutzend Dorfbewohnern in die Arme lief, die ihm entgegengerannt kamen. Vorneweg rannte der Repräsentant, der erleichtert aufschrie, als er Arbat sah.
    »Dem Abtrünnigen sei Dank, du lebst, Buckel!«
    Arbat musterte das Pferdegesicht des Mannes ein paar Herzschläge lang mit einem düsteren Blick, den er dann über die blassen Flecken der Gesichter hintet dem Repräsentanten schweifen ließ. »Was hat das zu bedeuten?«, wollte er wissen.
    »Eine Truppe Edur übernachtet heute im Gasthaus, Arbat. Als sie von dem Feuer hörten, haben sie darauf bestanden, dass wir uns darum kümmern und, wenn nötig, helfen sollten - falls der Wald anfängt zu brennen, verstehst du?«
    »Der Wald, genau. Und wo sind diese Eindringlinge jetzt?«
    »Sie sind natürlich im Dorf geblieben. Aber man hat mir aufgetragen …« Der Repräsentant führte den Satz nicht zu Ende. Er beugte sich vor und starrte Arbat an. »War es vielleicht Vrager? Der Narr mag Feuer, und er ist kein Freund von dir.«
    »Vrager? Könnte sein. Er hat die Angewohnheit, sich nachts ranzuschleichen und an meine Tür zu pissen. Will irgendwie nicht hinnehmen, dass ich jetzt im Ruhestand bin und so. Er sagt, es wäre meine Pflicht, seine Scheiße

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